Zu tun gäbe es genug - doch weil der Chipmangel weiter anhält, müssen Autobauer wie Daimler immer wieder die Produktion zurückfahren. Das wird die Industrie nachhaltig verändern, sagt der oberste Betriebsrat des Unternehmens.
Gaggenau - Der weltweite Mangel an Halbleitern löst nach Einschätzung von Daimler-Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht tiefgreifende Veränderungen in der Automobilindustrie aus. „Die Fahrzeughersteller werden künftig selbst Rohstoffe und Schlüsselkomponenten direkt beim jeweiligen Lieferanten einkaufen und sich nicht mehr allein auf die großen Zulieferer als Systemlieferanten verlassen“, sagte Brecht der Deutschen Presse-Agentur im badischen Gaggenau.
Die Chipkrise sorgt in der Branche weltweit für Verzögerungen und Produktionseinschränkungen. Daimler-Vorstandschef Ola Källenius hatte unlängst gesagt, dass Halbleiter auch im gesamten kommenden Jahr knapp bleiben werden.
Auftragsbücher sind voll
„Wir von den Arbeitnehmervertretern fragen uns schon: Die gesamte Autobranche baut erheblich weniger Autos als vor der Pandemie. Wo gehen die Chips hin?“, sagte Brecht, der auch Vize-Aufsichtsratschef des Stuttgarter Herstellers ist. Es gebe mitunter in der Produktion sehr kurzfristige Ansagen, ob diese Bauteile verfügbar seien oder nicht.
„Die Kolleginnen und Kollegen draußen verstehen das nicht mehr“, sagte Brecht. „Wir hätten Arbeit ohne Ende, die Auftragsbücher sind voll. Wir könnten die Wochenenden durcharbeiten und Leute einstellen.“
Daimler hatte im Oktober mitgeteilt, dass die Produktion im Zeitraum von Juli bis Ende September vor allem wegen des Chipmangels mehrfach eingeschränkt wurde. Sowohl in der Auto- als auch in der Lkw-Sparte stehen zudem viele Fahrzeuge fast fertig auf Halde, weil noch einzelne Chips fehlen.