Konstantin Konga ist jetzt auch Kapitän der Riesen. Foto: Baumann

Aus Klein wurde Konga. Der Ludwigsburger Basketballer hat bei der Heirat den Namen geändert – was auch schon unschöne Folgen hatte.

Ludwigsburg - Der 14. Juni 2019, Hochzeit – der schönste Tag im Leben, und dann auch noch in New York. Das Datum wird Konstantin Klein nicht vergessen. Den 25. September auch nicht. Das Kontrastprogramm. Sporthallen-Atmosphäre in Weißenfels in Sachsen-Anhalt, Bundesliga-Auftakt mit den MHP Riesen Ludwigsburg und plötzlich Affenlaute aus dem Publikum, die er sehr wohl registriert und auch sofort den Schiedsrichtern gemeldet hat. Was bei einem weißen Spieler auf den ersten Blick befremdlich wirkt, hat einen Hintergrund. Stichwort Heirat samt Namensänderung. Aus Klein wurde Konga, der Name seiner Frau, die afrikanische Wurzeln besitzt. Der Grund? „Ihr Vater ist gestorben, als sie 16 war, und im Zuge der Kolonialisierung sind viele der ursprünglichen Namen verloren gegangen. Das wollte sie nicht“, erzählt der Spieler, „und weil ich keinen Doppelnamen wollte, blieben nicht viel Möglichkeiten.“

Auch wenn er ahnte, dass dies selbst heutzutage noch für Gesprächsstoff sorgt. Wenn beide gemeinsam (oder mit der neunjährigen Tochter aus einer früheren Beziehung der Frau) unterwegs sind, spürt er schon mal die Blicke – mehr nicht. „Das ist auch besser so. Ich würde das nicht hinnehmen, was sie schon erlebt hat.“ Dass sie oft auf Englisch angesprochen wird, zählt dabei noch zu den geringsten Befremdlichkeiten. Dabei ist Luisa in Deutschland geboren, in Essen aufgewachsen, besitzt einen deutschen Pass und arbeitet hier. Nur die Hautfarbe lässt auf ihre Herkunft schließen, aber das reicht schon für Diskriminierung, die man sonst meist nur aus italienischen Fußballstadien kennt. Und die auch für Konga überraschend kamen.

Tattoos mit Bedeutung

Er bezeichnet sich als ruhigen Typ, auch wenn er auf den ersten Blick eher extrovertiert rüberkommt. Durch seine modische Kleidung oder auch seine Tattoos. Das jüngste ist ein Underdog auf dem Oberschenkel. Was seine Bedeutung hat. „Ich bin in meinem Leben schon oft unterschätzt worden“, sagt er, „und ich habe mich immer zurückgekämpft. Deshalb ist es eine Rolle, in der ich mich wohlfühle.“ Im positiven Sinne, denn an Selbstbewusstsein mangelt es ihm nicht.

Konga redet Klartext. Vielleicht hat ihn der Coach John Patrick deshalb auch zum Kapitän gemacht. „Er kann Menschen führen, arbeitet professionell, hilft den neuen Spielern, Deutschland zu verstehen, nicht nur auf dem Feld, sondern auch außerhalb.“ Schließlich ist er neben Chris von Fintel (der aber weniger Spielzeit bekommt) der einzige Überlebende aus dem Vorjahr. Und obwohl er einen Zweijahresvertrag besaß, kursierten im Sommer schon mal Wechselgerüchte. Die Fluktuation bei den Riesen ist die höchste der Liga. Liegt’s am Trainer? Konga drückt sich diplomatisch aus. „Wer unter ihm spielt, muss mental sehr stark sein“, sagt der Spielmacher. „Je schneller er den Weg findet, desto besser wird es funktionieren.“

Meditation als Hilfe

Konga selbst hat den Weg gefunden, auch dank Meditation. „Ich habe mir überlegt, wie ich für schwierige Situationen gewappnet bin – da kam ich auf Meditation.“ Die betreibt auch seine Frau, die Mutter, Model, Maschinenbaustudentin und Yoga-Lehrerin ist. Sie hat ihm zu Weihnachten einen Meditationsstuhl geschenkt. Der wird eifrig genutzt. Mit Erfolg. Früher hat er sich nach einem schlechten Spiel tagelang aufgefressen. Jetzt schaltet er ab, macht Atemübungen oder redet auch mal mit dem Universum, um Kraft zu bekommen. Auch als Kapitän. Das war er auch mit 16 in der Jugend von Tus Lichterfelde, sagt der „stolze Berliner“. „Damals wurden wir sogar Meister.“

So weit wird es diese Saison nicht kommen, das kam man schon sagen, ohne als Defätist dazustehen. Doch Klein erwartet von der Mannschaft noch eine Menge. „Bisher haben wir nicht den Basketball gezeigt, den wir spielen können“, sagt er vor dem ersten Liga-Heimspiel am Samstag (20.30 Uhr) gegen Bonn, ausgerechnet seinen Ex-Club. „Aber ich bin überzeugt, dass wir’s packen.“ Die Play-offs. Denn wichtig ist der Erfolg der Mannschaft, „davon profitieren letztendlich alle Spieler, weil sie nächste Saison meist einen bessern Vertrag bekommen“, so Konga.

Kampfsport-Fan Konga

Der 28-Jährige blickt über den Tellerrand hinaus, auch in puncto Ernährung. Seit gut zwei Jahren lebt er vegan. Und animiert auch die Mitspieler, es mal zu probieren, freiwillig. Natürlich würde er gerne die Welt verbessern, er weiß aber, dass es allein nicht geht – und mit Druck schon gar nicht. Dafür betreibt er nebenher MMA (Mixed Martial Arts), Kampfsport hat es ihm angetan, das wird nach seiner Karriere auch so bleiben, wann und wo immer sie auch enden wird. Alles offen. „Ich habe jeden Tag neue Ideen“, sagt er schmunzelnd. Zumindest hat er vorgesorgt und sein Geld nicht sinnlos ausgegeben, sondern in Immobilien in Berlin angelegt. Das war nicht die schlechteste Idee im Leben des Konstantin Klein, der jetzt Konga heißt.

Schauen Sie sich in unserer Bildergalerie auch die vielen Neuzugänge der Riesen an.