Sieger im Luftduell: Riesen-Center Jon Brockman gegen MBC-Profi Frantz Massenat (re.) Foto: Baumann

Es passt fast alles bei den MHP Riesen Ludwigsburg. Nach dem 70:53-Heimsieg gegen den Mitteldeutschen BC schielen die Bundesliga-Basketballer wieder in Richtung Play-offs – doch Trainer John Patrick bereitet eine Schwäche seines Teams Kopfzerbrechen.

Ludwigsburg - Wenn Jon Brockman durch die Katakomben in der Ludwigsburger MHP-Arena geht, wird es noch dunkler, als es ohnehin schon ist. Der Basketballprofi aus Washington ist ein Bär von einem Mann: 2,01 Meter groß, 116 Kilogramm schwer, Arme wie Baumstämme. Brockman ist kein Typ, dem man nachts auf der Straße begegnen will – und auch die Gegner in der Basketball-Bundesliga (BBL) fürchten den sprunggewaltigen und für seine Größe extrem beweglichen Center. Schließlich hat das Kraftpaket mit dem markanten Vollbart in seinen bislang 13 Spielen für die Riesen unter dem Korb fast alles abgeräumt. Mit 10,5 Rebounds im Schnitt pro Partie ist der 27-Jährige der beste BBL-Profi in diesem Bereich. Er hat dazubeigetragen, dass die Ludwigsburger Riesen nach zuletzt sechs Niederlagen zurück in die Erfolgsspur gefunden haben. Vor allem dank der durch Brockman forcierten Defensivstärke.

Wie beim Rückrundenstart vor 3952 Zuschauern in der MHP-Arena gegen den Mitteldeutschen BC: Da hatte Brockman bereits nach der ersten Halbzeit zehn Rebounds auf seinem Konto, weil die Spieler aus Weißenfels vor der körperlichen Präsenz des früheren NBA-Profis (150 Einsätze) fast erstarrten. „Er ist ein Spieler, der den Unterschied ausmachen kann“, sagte MBC-Coach Silvano Poropat nach der 53:70(19:36)-Niederlage an seiner alten Wirkungsstätte in Ludwigsburg. Doch der Aufschwung der Barockstädter (vier Siege in Serie) hat nicht allein nur was mit „B(a)rockman“ zu tun, wie die Analyse der Stärken und der einen großen Schwäche des Teams zeigt.

Die Defensivarbeit: Die Strategie von Riesen-Trainer John Patrick sieht vor, dass jeder verteidigen muss, egal wo auf dem Feld. Zudem soll der eigene Korb besser bewacht werden als Fort Knox. Gegen den MBC klappte das ganz gut. Die Wölfe aus Weißenfeld trafen in den ersten drei Vierteln nur einen Zwei-Punkte-Wurf und hatten lediglich 33 Punkte auf dem Konto. „Ich bin stolz, wie meine Mannschaft verteidigt hat“, lobte Patrick. Bereits beim vergangenen Auswärtssieg in Trier ließen seine Mannen nur 60 Punkte für den Gegner zu. Allerdings: Für die Zuschauer wirkt das Spiel der Ludwigsburger dadurch weniger spektakulär. Dem Trainer ist das aber egal. Der Erfolg gibt ihm recht. Zum Nachteil von Coby Karl. Weil der Ludwigsburger Coach gerne auf defensivstarke Profis wie John Little setzt, haben spielfreudige Spieler wie Coby Karl, in der vergangenen Saison stärkster Riese, das Nachsehen. Erneut durfte der 30 Jahre alte US-Boy nur in Zivil auf der Bank Platz nehmen.

Die Neuzugänge: Bei seinen Nachverpflichtungen während dieser Saison hatte John Patrick wieder mal ein glückliches Händchen. Nicht nur bei Jon Brockman lag er goldrichtig. In David John Kennedy lotste er einen Punktekönig nach Ludwigsburg. In seinen bisher acht Einsätzen traf Kennedy fast schon nach Belieben. Mit 21,1 Punkten im Schnitt ist er mit Abstand bester BBL-Werfer. David Bell (Phoenix Hagen) folgt mit einem Punkteschnitt von 16,7 auf Rang zwei. „Alle ziehen an einem Strang – und da kann ich mich am besten entfalten“, begründete der 1,98 Meter große US-Flügelspieler nach dem Spiel gegen den MBC, in dem er mit 20 Punkten bester Werfer war.

Die Drei-Punkte-Quote: Kein Team in der BBL trifft von außen schlechter als die Riesen. Bestes Beispiel: das Spiel gegen den MBC. Nur zwei von 23 Drei-Punkte-Würfen landeten im Korb, den ersten verwandelte John Little sogar erst im 20. Versuch. Eine miserable Bilanz. „Unsere Drei-Punkte-Quote ist sicher ausbaufähig“, gibt Coach Patrick zu, „insbesondere die offenen Dreier müssen wir besser nutzen.“ Keine Frage: Die Abschlussschwäche jenseits der 6,75 Meter bereitet ihm Kopfzerbrechen. Der US-Trainer hofft, dass sein Dreier-Spezialist Shawn Huff bald seine Krise beendet. „Er wird wieder viel öfter treffen“, ist John Patrick zuversichtlich und fügt an: „Mir wäre es am liebsten, wenn das schon im Derby bei den Tigers Tübingen der Fall wäre.“ Denn an diesem Samstag (18.30 Uhr/Paul-Horn-Arena) sind die Riesen auf Revanche aus. Die 70:72-Niederlage vor sechs Wochen tut immer noch weh. „Wir haben etwas gutzumachen“, sagt Jon Brockman mit finsterer Miene, die nicht nur jedem Gegner Angst macht.