Auf nach Europa? Jon Brockman von den Riesen. Foto: Pressefoto Baumann

Wer im Fußballgeschäft am Europapokal teilnimmt, dem winkt das große Geld. Bei den meisten anderen Sportarten ist das anders – auch im Basketball. Den Riesen aus Ludwigsburg ist nun ein internationaler Startplatz sicher. Ob sie die Chance ergreifen, hängt vor allem von finanziellen Fragen ab.

Stuttgart/Ludwigsburg - Der Tabellen-Achte der Basketball-Bundesliga (BBL) hat mit der Euroleague normalerweise nichts zu tun und kann sich in der kommenden Saison ganz auf den Ligabetrieb konzentrieren – bei den MHP Riesen Ludwigsburg gestaltet sich die Sache anders. Dank des Verzichts der startberechtigten Clubs BC Telenet Oostende (Belgien) und Cez Nymburk (Tschechien) winkt den Riesen die Teilnahme am Europapokal in der nächsten Spielzeit, ebenso übrigens wie den Ewe Baskets Oldenburg, die als Tabellensiebter der abgelaufenen Saison nachrücken würden.

Der Veranstalter berücksichtigte bei der Auswahl der potenziellen Nachrücker die positive Entwicklung der BBL in den vergangenen Jahren. Nun müssen die Ludwigsburger entscheiden, ob sie ihre Riesen-Chance auf Europa wahrnehmen.

Die Sache klingt auf den ersten Blick verlockend. Der sportliche Reiz, attraktive Gegner, internationales Renommee, größeres Ansehen bei den Sponsoren – all das spricht für die Teilnahme. Der Riesen-Vorsitzende Alexander Reil gibt sich dennoch zurückhaltend, was vor allem mit dem nicht genau kalkulierbaren finanziellen Risiko zu tun hat. „Wir sind in verschiedenen Gesprächen“,sagt Reil, „spätestens zu Beginn der nächsten Woche wollen wir Klarheit haben.“

Reil und die Club-Verantwortlichen müssen verschiedene Felder beackern – und dabei steht meist eine Frage über allem: Können die Riesen die Kosten, die die Teilnahme an der Euroleague mit sich bringt, stemmen, oder ist das Risiko zu groß? Vor allem die Reisekosten belasten die Kasse. „Die Ausgaben stehen fest“, sagt Reil, „die Einnahmen dagegen sind nur planbar.“

Wie viele Fans werden zu den Heimspielen in die MHP-Arena kommen und so Geld in die Kassen spülen, findet sich ein TV-Sender, der die Spiele überträgt – und ist die Arena bei den Spielterminen überhaupt frei und nicht durch andere Veranstaltungen blockiert? Auf diese Fragen müssen Reil und Kollegen schnell Antworten finden.

Trainer John Patrick jedenfalls hat eine klare Meinung: „Wir wollen uns mit europäischen Gegnern messen“, sagt er mit Nachdruck. Die Mehrfachbelastung mit mindestens zehn Gruppenspielen in der Euroleague ist für den Bundesligisten allerdings ist nicht zu unterschätzen. Die Riesen müssten deshalb auch noch mindestens ein oder zwei Profis verpflichten, um für die beiden Wettbewerbe gerüstet zu sein, was wiederum weitere Kosten verursachen würde.

Fest steht, dass Ludwigsburg in der Gruppe B der Euroleague an den Start gehen würden – mit den Gegnern Alba Berlin, Herbalife Gran Canaria, Le Mans Sarthe (Frankreich), Pallacanestro Reggiana und New Basket Brindisi (beide Italien). Die Marschroute der Riesen ist klar: Wenn das finanzielle Risiko nicht zu groß ist, steht dem Sprung nach Europa wohl nichts im Wege. „Aus sportlicher Sicht“, sagt Alexander Reil, „sollte man die Chance ergreifen.“