Ariel Hukporti hat die NBA fest im Visier. Foto: Baumann

Er ist erst 17 Jahre alt und lebt einen Traum: Der erste Schritt ist gemacht, der Ludwigsburger wurde im NBA-Camp als bester Nachwuchsspieler ausgezeichnet.

Ludwigsburg - Ariel Hukporti sticht heraus, wenn er durch Ludwigsburg schlendert. Mit seinen 213 Zentimetern Körpergröße. Hinzu kommt seine dunkle Hautfarbe. Fertig machen für ein Selfie. „Ja, es kommt schon mal vor, dass sich fremde Menschen das wünschen“, sagt Hukporti. Er hat sich daran gewöhnt, auch wenn oder gerade weil er erst 17 Jahre ist.

Normalerweise steht er nicht auf der Straße im Mittelpunkt, sondern unterm Korb. Hukporti ist zwar noch Schüler, aber nach allgemeiner Auffassung auf dem Weg zu einer großen Basketball-Karriere. „Er hat das Zeug zum NBA-Profi“, sagt sein Mitspieler Jonas Wohlfarth-Bottermann, der es wissen muss, schließlich spielt er ebenfalls auf der Center-Position.

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Seit kurzem ist der Rohdiamant seinem Ziel ein Stück näher gekommen. Er wurde in den erlauchten Kreis in das Without Border Camp nach Chicago eingeladen – der weltweit größten Bühne für Spieler im Highschool-Alter. Das alles im Rahmen des Allstar-Wochenendes der NBA, der berühmten US-Profiliga. Und als ob das nicht der Ehre genug gewesen wäre, kam der Ludwigsburger auch noch mit der Auszeichnung als MVP zurück: Wertvollster Spieler, auf Deutsch.

Er tritt damit in die Fußstapfen von Spielern wie Deni Avdija (Euroleague-Teilnahmer Maccabi Tel Aviv, 2019) oder RJ Barrett (New York Knicks, 2017). Das ist schon mal eine Ansage, auch wenn die aus dem zurückhaltenden Jungen nicht gleich einen Lautsprecher macht. Nur wenn man ihn auf sein Ziel anspricht, geht Hukporti aus sich raus: „NBA-Allstar“.

Bescheiden leben auf großem Fuß

Doch Schritt für Schritt – trotz Schuhgröße 48,5. Aktuell muss er sich erst einmal in der Bundesliga beweisen, und da herrscht gerade unter dem Korb eine andere Konkurrenz als in zwei Nachwuchs-Mannschaften der Riesen, in denen er ebenfalls zum Stammpersonal zählt. Mit Ambitionen: „Ich will überall den Titel holen.“ In der Bundesliga liegt das Team überraschend auf Platz zwei hinter Branchenprimus Bayern München, auch wenn Hukporti dabei noch nicht die Hauptrolle spielt. Aber er bekommt Spielzeiten, und die sind mit keinem Training zu ersetzen. „Wir wollen ihn bei seinem Ziel NBA unterstützen, aber auch davor schützen, dass er nicht zu sehr abgelenkt wird“, sagt Chefcoach John Patrick. „Er ist zweifellos das größte Talent, das wir je hier hatten.“

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Geboren wurde Hukporti in Stralsund, über Köln landete die Familie, die aus Togo stammt, schließlich in Freiburg, wo er zunächst vor allem Fußball spielte und Football. Doch da ging es ihm zu hart zur Sache, und im Fußball spielte er zunehmend in der Verteidigung, was auch nicht ganz nach dem Geschmack war. So landete er schließlich, nicht zuletzt wegen seiner sich schon früh abzeichnenden Körpergröße, beim Basketball. Bereits als 15-Jähriger wurde er für das renommierte Albert Schweizer Turnier nominiert. Der damalige Jugend-Bundestrainer Kay Blümel sagte: „Ariel hat NBA-Potenzial, von dem, was er an motorischen Fähig- und Fertigkeiten mitbringt. Seine Voraussetzungen sind für die Center-Position besser als bei jedem anderen seit Tibor Pleiß.“ Der spielte damals bei den Utah Jazz.

Auch Real und Barca haben angeklopft

Hukportis Vorbild allerdings ist ein anderer: Kyrie Irving von den Brooklyn Jets. „Er hat einen hohen Basketball-IQ, er konzentriert sich auf sich selbst legt Extraeinheiten ein.“ Das tut er auch. Für Hukporti ist es aber oft schwierig, alles unter einen Hut zu bringen. Auf der IB Realschule in Asperg will er dieses Jahr den Schulabschluss machen. Der Verein hilft, wo er kann. „Er hat mich immer unterstützt, egal ob bei familiären oder schulischen Dingen“, sagt Hukporti, der seinen Wechsel deshalb auch nicht bereut hat, obwohl andere namhafte Clubs wie die Bayern oder Ulm ein Auge auf ihn geworfen hatten. Und als dann selbst europäische Topteams – wie Real Madrid oder Barcelona – anfragten, war es zu spät. „Da hatte ich schon in Ludwigsburg unterschrieben.“

Wo er einen Vertrag bis 2021 besitzt. Der aus Sicht der Riesen auch eingehalten werden soll. Doch der Sohn einer alleinerziehenden Mutter könnte mit Volljährigkeit (12. April) die Entscheidung auch korrigieren. Abwarten. Genau wie in Sachen NBA. Dort dürfen die Clubs mit Unter-19-Jährigen auch keinen Kontrakt abschließen, lediglich Vorgespräche führen. Und die gab es zuletzt besonders mit Milwaukee in Wisconsin. Also eher im Norden der USA, nicht ganz das geografische Traumziel Hukportis. Das liegt dort, wo es warm ist: Los Angeles oder Florida.

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Zum NBA-Camp hat ihn extra der Ludwigsburger Nachwuchscoach David Gayle begleitet, aus guten Grund: „Bei so einem Wochenende gibt es unheimlich viele Möglichkeiten der Ablenkung. Dabei geht es eigentlich nur um Basketball – und daran müssen die Jungs manchmal erinnert werden.“ Ariel Hukporti nicht. Denn sobald er wach ist, denkt er nur an eines: „Das habe ich auch meiner Mutter gesagt: Basketball oder nichts.“

Oder am Sonntag die Crailsheim Merlins in der BBL. Für Ariel Hukporti ist das eine wichtige Lernphase – auch wenn mal wieder ein Scout aus der NBA auf der Tribüne sitzen sollte. Der Türöffner für seinen amerikanische Traum. Mit afrikanischen Wurzeln. Er wäre nicht der Erste: Die Mutter des deutschen Superstar Dennis Schröder stammt aus Gambia.