Mexikos neues Präsident Andrés Manuel López Obrador und seine Frau Beatriz Gutiérrez Müller in Mexiko-City. Foto: AFP

Frustriert von grassierender Korruption und Gewalt entscheiden sich Mexikos Wähler für eine politische Zeitenwende: Der Linkspopulist Andrés Manuel López Obrador wird nach zwei gescheiterten Anläufen neuer Präsident.

Mexiko-Stadt - Politischer Umbruch in Mexiko: Der Linkspopulist Andrés Manuel López Obrador hat die Präsidentenwahl gewonnen. Auf den Politiker der Morena-Partei entfielen zwischen 53 und 53,8 Prozent der Stimmen, wie das nationale Wahlinstitut am Sonntag (Ortszeit) in einer Hochrechnung prognostizierte - ein deutlicher Vorsprung, wie er bei Wahlen in Mexiko seit Jahren nicht vorkam. Damit folgt López Obrador auf den scheidenden Staatschef Enrique Peña Nieto, der seinem designierten Nachfolger zum Wahlsieg gratulierte.

Die engsten Rivalen von López Obrador - der Konservative Ricardo Anaya und José Antonio Meade von der regierenden Partei PRI - hatten bereits Stunden zuvor ihre Niederlagen eingeräumt.

López Obrador kündigt Reformen an

In seiner Siegesrede sprach López Obrador von einem „historischen Tag“ und rief seine Landsleute nach dem polarisierenden Wahlkampf zur Versöhnung auf. Erneut versprach er einen tiefgreifenden Wandel. Persönlichkeits- und Eigentumsrechte blieben gewahrt, versicherte er. Zudem sagte er zu, die Autonomie der mexikanischen Zentralbank zu achten. Die neue Regierung fühle sich finanzieller Disziplin verpflichtet. Zugleich kündigte López Obrador an, im Rahmen einer Energiereform geschlossene Verträge auf Korruption und illegale Aktivitäten durchleuchten zu lassen.

„Heute ist eine Phase zu Ende gegangen, und wir werden eine neue beginnen - wir werden Mexiko verändern!“, sagte er gegen Mitternacht vor Tausenden Anhängern auf dem Zócalo, dem zentralen Platz in Mexiko-Stadt.

López Obrador hatte sich bereits zwei Mal erfolglos um das höchste Staatsamt beworben. Diesmal verfingen bei vielen Wählern offenbar seine Versprechen, die Korruption zu beseitigen, die grassierende Gewalt im Land einzudämmen und Millionen Bürger aus der Armut zu holen. Zudem stellte er der Jugend Stipendien und vom Staat bezahlte Ausbildungsangebote in Aussicht, den Älteren höhere Renten. Schon früh im Wahlkampf setzte sich López Obrador an die Spitze in den Umfragen.

Glückwünsche aus dem Weißen Haus

Der Trend bestätigte sich bei der Abstimmung. Der Konservative Anaya bekam laut den Wahlbehörden rund 22 Prozent der Stimmen, der drittplatzierte PRI-Kandiat Meade etwa 16 Prozent.

Der große Zulauf für den Kandidaten der Morena-Partei fällt in eine Phase großen Unmuts in der Bevölkerung über die regierende PRI des unpopulären Staatschefs Enrique Peña Nieto. Von dessen marktliberalen Wirtschaftsreformen haben viele Mexikaner nicht profitiert. Rivalen und Kritiker von López Obrador warnten indes davor, dass der linke Kandidat das Land mit seiner interventionistischen Wirtschaftspolitik um Jahrzehnte zurückwerfen werde.

Einen gemeinsamen Gegner machten die Kandidaten in der Politik von US-Präsident Donald Trump aus, dessen mexikokritische Rhetorik und harte Migrationspolitik sie einhellig verurteilten. Noch vor Bekanntgabe des Wahlergebnisses gab es für López Obrador jedoch Glückwünsche aus dem Weißen Haus. „Ich freue mich sehr darauf, mit ihm zusammenzuarbeiten“, schrieb Trump in der Nacht zum Montag auf Twitter. „Es gibt so viel zu tun, das sowohl den Vereinigten Staaten als auch Mexiko nützen wird!“

Am Sonntag ging es nicht nur um das Präsidentenamt in Mexiko, sondern um Ämter auf jeder Regierungsebene. Die Wähler entschieden auch über die Besetzung des neuen Kongresses - vergeben wurden 128 Sitze im Senat und 500 in der Abgeordnetenkammer. Wählernachfragen zufolge könnte die Morena-Partei von López Obrador in beiden Häusern die absolute Mehrheit gewonnen haben. Zudem wurde über Staatsparlamente, acht Gouverneurssitze und Hunderte Bürgermeister abgestimmt.