Verkleidungen zum Tag der Toten in Mexiko. Foto: Loes Kieboom/Shutterstock

Der Día de los Muertos, auch bekannt als Tag der Toten, ist ein farbenfrohes und tief in der mexikanischen Kultur verwurzeltes Fest, das weltweit bekannt wurde. Filme wie "James Bond" und "Coco" haben dazu beigetragen, das Fest international zu popularisieren. Doch worum geht es beim Día de los Muertos wirklich?

Der Día de los Muertos, oft als mexikanisches Totenfest bezeichnet, ist ein bedeutendes kulturelles Ereignis in Mexiko und anderen lateinamerikanischen Ländern. Es verbindet präkolumbianische Traditionen mit katholischen Bräuchen und dient dazu, der Verstorbenen zu gedenken. Im Gegensatz zu Halloween oder dem Totensonntag in Deutschland ist der Día de los Muertos eine fröhliche Feier, die das Leben ehrt, nicht den Tod fürchtet. Vergleichbare Gedenktage, wie der Totensonntag, betonen die Trauer um die Verstorbenen, während das mexikanische Totenfest die Freude über ihre Rückkehr Tag zelebriert.

Wann ist Día de los Muertos?

Das Fest beginnt offiziell am 31. Oktober und endet am 2. November, fällt also auf dieselben Tage wie Halloween und die christlichen Feiertage Allerheiligen und Allerseelen. Die Vorbereitungen starten oft schon Wochen vorher.

In vielen Regionen Mexikos werden farbenfrohe Paraden und Festlichkeiten abgehalten. Besonders bekannt ist die Parade in Mexiko-Stadt, die erst 2016 nach dem Erfolg von "James Bond: Spectre" ins Leben gerufen wurde. Während dieser Tage werden Altäre errichtet, Gräber geschmückt und Familien kommen zusammen, um mit Musik, Essen und Tanz die Rückkehr der verstorbenen Seelen zu feiern.

Die Geschichte und Ursprünge des mexikanischen Totenfestes

Der Día de los Muertos hat seine Wurzeln in den Traditionen der Azteken, Tolteken und anderer präkolumbianischer Völker. Für diese Kulturen war der Tod nicht das Ende, sondern ein Übergang in eine andere Form des Seins. Die Toten wurden als Teil der Gemeinschaft angesehen, die weiterhin eine wichtige Rolle spielten. Mit der Ankunft der spanischen Eroberer und der Einführung des Katholizismus vermischten sich diese Traditionen mit christlichen Bräuchen und verlegten das Totenfest auf die christlichen Feiertage Allerheiligen und Allerseelen.

Am Tag der Toten geht es darum, der Verstorbenen zu gedenken. In Mexiko und vielen anderen Ländern Lateinamerikas tut man dies jedoch nicht voller Trauer oder gar Grusel, sondern mit Freude und vielen bunten Farben. Der Glaube besagt, dass einmal im Jahr – eben am Día de los Muertos – die Verstorbenen aus ihrem ewigen Schlaf erwachen, um den Lebenden einen Besuch abzustatten. Zu diesem Zweck bereiten die Menschen beispielsweise die Lieblingsspeisen der Verstorbenen zu und tanzen zu deren Lieblingsmusik. Es ist außerdem üblich, in diesen Tagen die Gräber der Ahnen zu putzen und zu verschönern.

Zwar glaubt nicht jeder in Mexiko tatsächlich daran, dass die Ahnen aus dem Totenreich zurückkehren. Dennoch sind die Feiertage ein beliebtes Familienfest und eine willkommene Gelegenheit, verstorbenen Menschen zu gedenken und sie zu ehren.

Rituale und Traditionen: Altar, Calaveras und La Catrina

Ein zentrales Element des Día de los Muertos ist der Altar, auch Ofrenda genannt. Auf diesem werden Fotos der Verstorbenen, Kerzen, Blumen, Essen und persönliche Gegenstände platziert, um die Toten willkommen zu heißen. Diese Altäre werden entweder zu Hause oder auf den Friedhöfen aufgestellt und sind ein Ort der Erinnerung und Freude. Manchmal gibt es einen kleinen Altar für jeden Verstorbenen, manchmal einen für alle.

Viele Menschen legen mit den Blüten der "Flores de los Muertos", der Studentenpflanze (Cempasúchil), einen Pfad von der Ofrenda bis zum Grab der Verstorbenen, damit diese den Weg zu ihren Liebsten finden. Oftmals wacht jemand Tag und Nacht am Schrein, um im Fall der Fälle den Verstorbenen willkommen zu heißen.

Traditioneller mexikanischer Altar mit Dekoration aus Cempasúchil-Blüten und papel picados. Foto: AGCuesta/Shutterstock

Die Calaveras, bunt bemalte Totenschädel aus Zucker, sowie die Calacas (Skelette) sind weit verbreitete Symbole des Festes. Sie sind nicht gruselig, sondern fröhlich. Sie sollen die Rückkehr der Toten humorvoll begleiten und bewirken, dass sich die Verstorbenen im Reich der Lebenden willkommen fühlen. Viele Menschen verkleiden sich auch selbst als Skelett oder schminken sich entsprechend.

Unter Calavera versteht man aber auch kurze, humorvolle Gedichte, die ein wichtiger Teil des Día de los Muertos geworden sind. Oft handelt es sich dabei um satirische Reime, die sich über die Lebenden lustig machen. Sie werden in Zeitungen gedruckt sowie im Radio oder auf Lesungen vorgetragen.

Kostüme und witzige Skelette bei der Parade in Mexiko City 2016. Foto: Diego Grandi/Shutterstock

Besonders berühmt ist La Catrina, eine elegante Skelettfigur mit Hut. Sie symbolisiert, dass der Tod alle gleichermaßen trifft, unabhängig von Status oder Reichtum.

Die Figur wurde vermutlich von dem mexikanischen Kupferstecher José Guadalupe Posada geschaffen, um die vorrevolutionäre Oberschicht Mexikos satirisch darzustellen. Während der mexikanischen Revolution gewannen seine Werke an Popularität und wurden ein Teil der kulturellen Identität des Landes. Besonders bekannt wurde La Catrina, als Diego Rivera sie in seinem Gemälde "Sonntagsträumerei in der Alameda" verewigte, was den Kult um diese Figur weiter festigte.

Eine La Calavera Catrina-Figur. Foto: Natalia Golovina/Shutterstock

Die Bedeutung des Festes heute: Von James Bond bis Coco

In der modernen Gesellschaft hat der Día de los Muertos weit über Mexiko hinaus an Bedeutung gewonnen. Filme wie "James Bond: Spectre" oder der animierte "Coco" haben den Tag weltweit bekannt gemacht und sogar die Traditionen in Mexiko beeinflusst. Die Parade in Mexiko-Stadt, die im James-Bond-Film gezeigt wird, war ursprünglich fiktiv, existiert jedoch seit 2016 aufgrund der enormen Nachfrage. Der Film "Coco" wiederum brachte die Bedeutung des Fests einer breiten internationalen Öffentlichkeit näher und verstärkte das Bewusstsein für seine kulturelle Tiefe.

Auch außerhalb Mexikos wird der Día de los Muertos gefeiert, besonders in den USA, wo er Teil des kulturellen Erbes vieler lateinamerikanischer Gemeinschaften geworden ist.

Ist der Tag der Toten ein mexikanisches Halloween?

Obwohl der Día de los Muertos zeitlich nah an Halloween liegt und ebenfalls Skelette und Totenschädel verwendet, sind die Feste in ihrer Atmosphäre und ihrer Herkunft grundverschieden. Während Halloween vom keltischen Samhain-Fest stammt, begründet sich der Día de los Muertos in Traditionen aus prä-spanischer Zeit. Das stark kommerzialisierte Halloween ist stark von Grusel und Angst geprägt. Beim mexikanischen Totenfest steht hingegen die fröhliche Feier des Lebens im Vordergrund. Der Día de los Muertos ist eine Zeit der Erinnerung, nicht des Schreckens.

Auch die UNESCO hat den Día de los Muertos im Jahr 2008 als immaterielles Kulturerbe anerkannt, was seine besondere kulturelle Bedeutung unterstreicht. Die traditionellen Feierlichkeiten gelten als bedroht, weil sie immer mehr von modernen Halloween-Gepflogenheiten überdeckt werden.

Ein Fest des Lebens und der Erinnerung

Der Día de los Muertos ist weit mehr als nur eine mexikanische Variante von Halloween. Er ist ein lebendiges und farbenfrohes Fest, das das Gedenken an Verstorbene feiert, sie für einen Tag zurück ins Leben holt und die Familie zusammenführt. Das mexikanische Totenfest zeigt, wie stark Traditionen und moderne Einflüsse ineinanderfließen können, und erinnert uns daran, das Leben und die Toten gleichermaßen zu ehren.