Die Maultaschen werden in vier verschiedenen Farben geliefert. Foto: Friederike Wetzel

Von klassisch bis süß: Fünf findige Stuttgarter haben einen Maultaschenkonfigurator entwickelt. Die Redaktion hat verschiedene Variationen getestet.

Möhringen - Ohne Bedenken haben sich der Möhringer Metzgermeister Stefan Bless und seine Mitbegründer der Stuggi-Unternehmergesellschaft eines schwäbischen Kulturguts angenommen – der Maultasche. Wo klassischerweise Fleischbrät und Spinat verarbeitet werden, landet in der Metzgerei Bless auch mal Blutwurst, Bier und Banane in der Teigtasche. Je nach Geschmack der Kunden, denn die können über den Maultaschenkonfigurator ihre Lieblingszutaten in „Die Tasche“, wie die Erfinder ihre Kreation nennen, mischen. „Egal, welche Zutaten man wählt, man kann die Tasche nicht unappetitlich machen“, sagt Bless. Der Geschmack sei ungewohnt, aber nicht schlecht, „selbst mit Bier schmeckt unsere Tasche“.

Doch warum gerade die Maultasche? „Das hat patriotische Gründe“, sagt Bless, „Die Maultasche ist etwas typisch Schwäbisches, über die Landesgrenzen hinaus Bekanntes. Sie verbindet uns Schwaben, schafft ein Stück Heimat, egal wo wir sind.“ Die fünf Entwickler des Maultaschenkonfigurators sind nach eigenen Angaben alle maultaschenverrückt, haben aber verschiedene Geschmäcker. Und so beschlossen sie, einen Konfigurator zu entwickeln, mit dem die Maultasche jeder Vorliebe gerecht werden kann. „Es war an der Zeit, die Maultasche aufzumotzen. Man kann heute so vieles individualisieren, warum dann nicht auch die Maultasche? Dieses Produkt bietet so viele Möglichkeiten, man kann es grillen, backen, frittieren und vieles mehr“, schwärmt Bless.

Schwäbische Weißwurst mit Senffüllung

Angefangen hat alles 2011 mit „Stuggi“, der schwäbischen Antwort auf die bayrische Weißwurst. Stuggi ist klein und rund, ohne Haut und der süße Senf ist schon drin. „Es macht mir Spaß, aus traditionellen Produkten etwas Neues zu kreieren“, sagt der Fleischermeister, der für die Herstellung der Produkte verantwortlich ist. Die 2013 gegründete Stuggi-UG besteht aus fünf Schwaben, die alle aus Stuttgart und der Region kommen. Stefan Bless, Tobias Meyer, Beytu Köksal, Lennart Reinke und Niko Reinke haben alle ihre Aufgabe bei Stuggi, von der Produktion über die Finanzen, Marketing und Vertrieb bis hin zu den Produktfotos. Jeder steuert das bei, was er am besten kann. „Wir sind alle selbstständige Unternehmer und ergänzen uns bei Stuggi“, sagt Bless. Neben der Stuggi-Weißwurst gibt es auch eine Salami in Form des Fernsehturms. „Wenn man den Turm schon nicht von oben genießen kann, kann man es damit wenigstens von unten tun“, sagt Bless. Die Bestandteile der Stuggi-Produkte, auch der Maultasche, sind überwiegend regional, betont Bless. „Wo Stuggi draufsteht, ist auch Stuggi drin.“

Die Bestellung der Wunsch-Maultasche wird online an die Metzgerei geschickt, frisch hergestellt und innerhalb von fünf Tagen gekühlt verschickt. Mit dabei sind Zubereitungshinweise, denn eine Tasche mit Erdbeeren lässt sich schlecht in der Fleischbrühe kochen. „Man kann sie zum Beispiel im Vakuumbeutel erwärmen, dann kurz anbraten und mit einer Kugel Eis servieren“, empfiehlt Bless.

Die Nachfrage der Kunden sei positiv, sagt der Kreativmetzger. „Das Interesse ist größer, als wir gedacht haben.“ Meist würden herzhafte Taschen bestellt, doch nur zum Teil mit den klassischen Zutaten. „Sonst wird viel mit Käse oder Wurst bestellt. Bei den süßen Taschen ist die Nachfrage bislang eher verhalten, weil es so etwas Neues ist“, sagt Bless, der aber zuversichtlich ist, dass auch hier die Rückmeldungen steigen. Das Angebot umfasst jetzt schon 60 Zutaten, Tendenz steigend. Auch die Farbe seiner Maultasche kann man wählen, klassisch-beige, rot, grün oder schwarz. „Wir nehmen gerne Anregungen unserer Kunden an, wenn ihnen etwas fehlt“, sagt Bless.

Das Urteil der Redaktion

Alexandra Kratz

„Blindverkostung geht gar nicht“, meinte der Kollege Rüdiger Ott. „Das kann ich nicht“, sagte er und schüttelte entschieden mit dem Kopf. Also dann eben sehenden Auges, was die Sache auch nicht viel besser machte. Das fing schon bei der Zubereitung an. Das Pressehaus ist nämlich nicht auf Selbstversorger eingestellt. Dort gibt es eigentlich nur einen Wasserkocher. Also blieb uns nichts anderes übrig, als die Maultaschen im Vakuumbeutel verpackt in einen großen Topf zu legen und sie mit kochendem Wasser zu übergießen. „Ich hab’ ein bisschen Angst“, sagte die Kollegin Sandra Hintermayr und schaute skeptisch auf die Herrgottsbescheißerle. Zurück im Großraumbüro verbreitete der Topf, oder besser gesagt dessen Inhalt, einen ungewohnten Geruch, welcher die Aufmerksamkeit der anderen erregte. „Ihr habt doch einen Knall“, war sich quasi das ganze Pressehaus sicher. Stimmt. Nachdem die Fotos gemacht waren und die Servietten sowie zwei Spuckbeutel für den Notfall bereit lagen, konnte es losgehen. „Wer hat denn die Maultaschen mit den Gummibärchen gemacht“, fragte Ralf Gunkel. „Die sind ja noch perverser als meine.“ Das mit den Gummibärchen war Sandra Hintermayr. Aber die schlimmsten Maultaschen waren meiner Meinung nach eindeutig Gunkels schwarze „Mutproben“. Die Kombination mit Hackfleisch und Schokolade bekam ich einfach nicht runter. Rüdiger Otts „Obsttasche mit Schuss“ schmeckte ein bisschen wie ein Früchteriegel für Kinder. Nur dass statt Oblate Nudelteig drumrum war. Meine „Italienische Pizza-Maultasche“ war zwar die Langweiligste der vier Kreationen, dafür aber mit Abstand diejenige, die am ehesten genießbar war.

Sandra Hintermayr

Ich gebe zu, die Idee, die absurdesten Zutaten in eine Maultasche zu packen, war nicht die klügste. Gummibärchen, Schokolade und Banane ergaben eine gewöhnungsbedürftige Mischung. Besser hat das der Kollege mit der Fruchttasche mit Schuss gelöst. Was der Schöpfer der Hackfleisch-Schokoladen-Ananas-Tasche sich gedacht hat, ist mir schleierhaft. Nur mit viel Überwindung ließ sich der Bissen schlucken. Auch der Pizzamaultasche konnte ich wenig abgewinnen, was aber vermutlich dem geschuldet war, dass meine Geschmacksnerven durch die anderen drei Taschen schon auf eine harte Probe gestellt wurden. Für Erheiterung sorgte der Test in jedem Fall. Vor allem bei den Kollegen, die nicht probiert, sondern uns beim Grimassenschneiden zugeschaut haben. Zum Glück kann man mit dem Konfigurator auch „normale“ Teigtaschen zusammenstellen. Das nächste Mal weiß ich es besser.

Rüdiger Ott

Ausgefallen musste sie sein, für was soll ein Maultaschenkonfigurator sonst gut sein, aber auch genießbar. Also wurde es eine „Obsttasche mit Schuss“, ohne Hackfleisch oder so, dafür schön grün. Jetzt weiß ich, dass ich künftig Obsttaschen mit Schuss lieber aus Blätterteig mache, wie eine frisierte Apfeltasche halt. Auch die anderen Kreationen waren Reinfälle. Zu kreativ, zu krass, oder, wie im Falle der Schoko-Senf-Fleisch-Ananas-Kombo meines Kollegen in der Textbox rechts von mir, nicht von dieser Welt. Ich ziehe jetzt noch den Hut vor Thea Bracht und Ulrike Lehner, die sich die Dinger tatsächlich in den Mund geschoben haben.

Ralf Gunkel

Nein, ich hätte es nicht tun sollen – auf keinen Fall, das mit der Zartbitterschokolade und dem Hackfleisch. Ich wollte originell sein – und war doch bloß blöd. Natürlich wussten die Kollegen, was ich zusammengemixt habe. Und selbst, wenn sie es nicht gewusst hätten, ich war der einzige, der eine schwarze Maultasche konfiguriert hatte. Und in die wollte natürlich keiner beißen. Ich musste es notgedrungen selbst tun. Nun zum Geschmack: Tja, ob Mutprobe das richtige Wort für meine schwarze Kreation ist? Das Hackfleisch spürt man schon, die Schokolade aber leider auch. Und dann waren da noch die Senfkörner und die Ananas. Das war keine Verkostung, sondern tatsächlich eine Mutprobe. Ich habe sie bestanden.