Rätselraten um Mario Götze: Woran leidet der Nationalspieler? Foto: dpa

Mario Götze wird krankheitsbedingt vorerst nicht mehr am Spielbetrieb des BVB teilnehmen. Der 24-jährige Bundesligaspieler soll an einer metabolischen Myopathie leiden: Eine unheilbare Stoffwechselkrankheit – aber eine, mit der man leben kann.

Stuttgart - Kaum wurde verkündet, dass Mario Götze – wieder einmal – für längere Zeit krankheitsbedingt ausfällt, begannen die Spekulationen: Woran leidet der BVB-Spieler? Ist seine Karriere als Profifußballer nun vorüber? Eine Stoffwechselstörung zwingt den 24-Jährigen offenbar zu der Auszeit. Das haben internistische Untersuchungen ergeben. Sie scheinen auch die Ursache für die häufigen Muskelverletzungen des Dortmunder Mittelfeldspielers zu sein.

Noch ist keine offizielle Diagnose gestellt worden – und doch kursiert längst das Schlagwort metabolische Myopathie. Dabei handelt es sich um eine Gruppe seltener genetisch bedingter Krankheiten, die stets mit einer Schwächung der Muskeln einhergehen. Und die nicht heilbar, sondern allenfalls symptomatisch behandelbar sind: Denn den Betroffenen fehlt ein bestimmtes Protein, das für den Stoffwechsel wichtig ist.

Das Problem der Ferndiagnose: „Die eine Form der metabolischen – also stoffwechselbedingten – Myopathie gibt es nicht“, sagt Peter Young, Direktor der Klinik für Schlafmedizin und Neuromuskuläre Erkrankungen am Universitätsklinikum Münster. „Der Begriff umfasst eine große Bandbreite verschiedener Krankheitsbilder – sicher mehr als 100 Formen von Muskelerkrankungen fallen darunter.“

Mit einer leichten Form der Krankheit kann man gut leben

Bei einer metabolischen Myopathie, sagt Young, sei in manchen Fällen der Zuckerstoffwechsel, in anderen Fällen der Fettstoffwechsel gestört. Auch die Schwere der Erkrankung variiere. Bei einigen Erkrankten treten die ersten Symptome bereits im Kindesalter auf. „Sie könnten kaum Leistungssportler werden“, sagt Young. Er vermutet, dass – sollte sich die Diagnose bestätigen – Götze eher an einer leichten Form der Stoffwechselkrankheit leidet, die erst im Erwachsenenalter, ungefähr zwischen dem 20. und dem 30. Lebensjahr, auftritt.

Bei normalsportlichen Menschen bleibe eine solche Form der Muskelkrankheit oft lange unentdeckt. Bei Leistungssportlern dagegen werden die Stoffwechselprozesse so stark gefordert, dass den Muskeln nicht genügend Energie zur Verfügung steht. „Sie stoßen meist schneller an ihre Leistungsgrenze und benötigen eine längere Erholungsphase“, erklärt Young.

Wer keinen Leistungssport betreibt, kann mit einer leichten Form einer metabolischen Myopathie in der Regel sehr gut leben – mit dem Wissen um die eigene Belastbarkeit sowie speziellen Diäten. „Manche Patienten dürfen nicht exzessiv Kohlenhydrate essen, da der Körper Zucker nicht so gut abbauen kann“, sagt Young.

Unklar, wie es für Götze weitergeht

Bei einer einzigen Form der Myopathie – der Glykogenspeicherkrankheit Morbus Pompe – gebe es zwar ein Medikament, das das fehlende Protein ersetze. Dass Götze an genau dieser Form der Krankheit leide, sei aber eher unwahrscheinlich, sagt Young: „Dann hätte er bereits früher im Leben leichte Symptome zeigen müssen.“

Wie es für den ehemaligen Nationalspieler weitergehen wird, ist derzeit noch unklar. „Da man noch nicht weiß, ob es überhaupt eine Myopathie ist und um welche metabolische Form es sich handelt, kann man nicht sagen, wie lange Götze ausfällt oder ob die Krankheit sogar das Ende seiner Profi-Karriere bedeutet“, sagt Young. Was bereits jetzt sicher ist: Götze nimmt vorerst nicht mehr am Training seiner Mannschaft teil. Ein zeitnahes Comeback dürfte für ihn daher eher unwahrscheinlich sein.