Ein Disco-Streit hätte im Juni 2009 beinahe mit drei Toten geendet. Nun hat  der Prozess begonnen.

Stuttgart - An einem Sonntag, kurz vor sieben Uhr morgens, entwickelt sich aus einem harmlosen Streit eine fast tödliche Messerstecherei. So geschehen am 21. Juni 2009, in einer Discothek am Hirschbuckel. Drei junge Männer werden dabei lebensgefährlich verletzt.

Am Montag wurde das Verfahren gegen zwei mutmaßliche Täter, vor dem Landgericht, eröffnet. Die Anklage lautet auf versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung.

Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden 25- und 27-jährigen Angeklagten vor, mit einer Gruppe junger Männer eine Schlägerei angezettelt zu haben. Dabei sollen sie, zusammen mit einem dritten Täter, mehrfach auf ihre Gegner eingestochen und diese lebensgefährlich verletzt haben. Der fehlende Täter hat sich, so der Staatsanwalt, kurz nach der Tat in die Türkei abgesetzt.

Die Opfer und einer der Angeklagten erlitten schwere Stichwunden und wurden noch am selben Tag notoperiert. Die Verletzungen beim Täter stammen dabei wohl von missglückten Messerstichen des eigenen Freundes. Sowohl die Opfer als auch ihre Angreifer waren zur Tatzeit stark angetrunken. Der jüngere, türkischstämmige Angeklagte, und sein flüchtiger Kumpel hatten dazu noch mehrere Nasen Kokain geschnupft.

Foto rückt Angeklagten in schlechtes Licht

Ein paar harmlose Wasserspritzer waren anscheinend der Auslöser der Gewalt.

Die angeblichen Täter wollten auf diese Art wohl nur die Aufmerksamkeit einiger Mädchen auf sich ziehen. Sie trafen stattdessen einen jungen Mann und gerieten mit ihm in Streit. "Die Situation war eigentlich schnell wieder geklärt", so der jüngere Angeklagte.

Doch sein in die Türkei geflohener Freund sah das offenbar anders. Dieser ging kurze Zeit später, laut Zeugenaussagen, wieder auf seine Kontrahenten zu und schlug einen von ihnen mit der Faust ins Gesicht. Chaos bricht aus und am Ende erleiden drei junge Männer schwere Stichverletzungen.

"Wir gehen davon aus, dass drei Messer im Spiel gewesen sind", so der Staatsanwalt. "Die Opfer erlitten Stichwunden aus verschiedenen Richtungen." Er vermutet, dass beide Angeklagten, sowie der Flüchtige, ihre Opfer mit Messern angriffen. Am Boden der Disco wurde später allerdings nur ein Messer gefunden. Die Verdächtigen bestritten vor Gericht, bewaffnet gewesen zu sein.

Beide Opfer erlitten schwere Verletzungen.
Das erste Opfer wurde durch acht, sein Freund sogar durch 17 Messerstiche verletzt. "Ich hatte den Angeklagten im Schwitzkasten", erzählt einer der Geschädigten. "Dann ist mir auf einmal kalt geworden und ich bin blutend zusammengebrochen." Der gefährlichen Situation war sich keines der Opfer bewusst. "Ein Messer habe ich gar nicht gesehen", so der junge Mann. "Das ich angestochen bin, wurde mir erst klar als ich das ganze Blut gesehen habe.

Dass die Angeklagten bewaffnet in die Disco kommen konnten, ist erstaunlich. "Wir wurden beim Eingang alle abgetastet und kontrolliert", berichten die Angeklagten. Bei dem jüngeren wurde dabei, nach eigener Aussage, sogar Marihuana gefunden.

Wieso der Türsteher ihn danach noch in die Disco gelassen hat, ist sehr erstaunlich. Außerdem stellt sich die Frage - war die Kontrolle so schlampig, dass das Messer dabei übersehen wurde oder hatte der Angeklagte gar keine Messer dabei? Die Staatsanwaltschaft geht jedoch davon aus, dass alle drei Täter bewaffnet waren.

Ein Foto des 25-jährigen Angreifers rückt diesen noch zusätzlich in schlechtes Licht. Es zeigt ihn nach der Auseinandersetzung auf der Trage des Notarztes, die Hand zum Victory-Zeichen in die Luft gestreckt. "Das war keine Siegesgeste, sondern nur eine Begrüßung", so der Angeklagte. Wen er allerdings um sieben Uhr morgens vor der Discothek begrüßt haben will, konnte er nicht mehr sagen.

Das Verfahren wird in den nächsten Wochen fortgesetzt.