Friedrich Merz tritt am Freitag in seinem früheren Wahlkreis im Sauerland auf Foto: dpa

In einer Schützenhalle treten Kramp-Karrenbauer und Merz erstmals seit dem CDU-Parteitag gemeinsam öffentlich auf. Bei manchen in der Partei dürfte dies die Hoffnung auf eine Berufung des 63-Jährigen ins Wirtschaftsministerium schüren.

Berlin - In Eslohes Schützenhalle dürfte es eng werden an diesem Freitag, auch das Parken könnte in dem weniger als 3000 Einwohner zählenden Ort im Sauerland ein Problem werden. Die freiwillige Feuerwehr soll den Verkehr leiten, ein Pendelbus sammelt diejenigen ein, die ihr Auto etwas weiter entfernt abstellen müssen. „Die Halle wird randvoll“, erwartet Friedrich Nies, Geschäftsführer des CDU-Kreisverbands Hochsauerland. Von 1000 Gästen geht er aus, eigentlich passen in die Halle der örtlichen Schützenbruderschaft St. Peter und Paul nur rund 550 Stühle. Nun kommen die Tische raus, damit mehr Menschen Platz finden.

Was eigentlich als Europawahlveranstaltung zur Unterstützung des eher unbekannten EU-Abgeordneten Peter Liese geplant war, zieht das Interesse auf sich. Denn als Teilnehmerin hat nicht nur die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer zugesagt, auch Friedrich Merz kommt zu dem Termin in seinem früheren Wahlkreis. Es ist der erste gemeinsame öffentliche Auftritt der beiden, seit Merz auf dem CDU-Parteitag Anfang Dezember der Saarländerin im Wettstreit um den Parteivorsitz knapp unterlag.

Spekulationen um politische Zukunft

Nach seinem Scheitern schien offen, ob Merz Partei und Politik wieder den Rücken kehrt. Inzwischen soll sein Verhältnis zu Kramp-Karrenbauer aber gut sein, beide pflegten einen engen Austausch etwa zu wirtschafts- und finanzpolitischen Fragen oder zur Zukunft Europas, heißt es.

Brisanz bekommt der gemeinsame Auftritt in Eslohe durch Diskussionen über die politische Zukunft des wirtschaftsnahen Merz. Die Berichte von Boulevardzeitungen, der Sauerländer könnte sich als Berlins Regierender Bürgermeister bewerben, wurden von seinem Sprecher noch als „wilde Spekulationen“ dementiert. In den vergangenen Tagen geriet dann Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier unter ungewöhnlich heftigen Beschuss aus den Reihen der Wirtschaftsverbände. Wahrgenommen wurden diese offenbar abgestimmten Attacken auf den CDU-Politiker auch in der Partei als nicht offen ausgesprochene Forderung, der Vertraute von Kanzlerin Angela Merkel möge seinen Posten zugunsten von Merz räumen. Konservative und Angehörige des Wirtschaftsflügels in der CDU hegen diesen Wunsch schon lange, manche sehen den passenden Zeitpunkt dafür nach der Europawahl Ende Mai gekommen.

Heftige Attacken auf Wirtschaftsminister Altmaier

Merz selbst hatte sein Interesse an einem Ministeramt wiederholt bekundet. Doch solange Merkel Kanzlerin ist, wird er aufgrund des belasteten Verhältnisses der beiden keinen Platz am Kabinettstisch bekommen. Erst unter einer Regierungschefin „AKK“ könnte seine Stunde schlagen.

Merz: „Die Veranstaltung wird hochgejazzt“

Vor der Veranstaltung in Eslohe bemühte sich Merz demonstrativ, die Bedeutung des gemeinsamen Auftritts mit Kramp-Karrenbauer herunterzuspielen. „Die Veranstaltung wird hochgejazzt“, sagte er. Das Sauerland sei zwar immer eine Reise wert, diese werde sich aber aus journalistischer Sicht nicht lohnen. Auch sein Sprecher betonte: „Das ist eine ganz normale Parteiveranstaltung zur Europawahl.“ Merz werde eine fünf- bis zehnminütige Begrüßungsrede halten und sich „zur Sache“ äußern, nicht zu den Spekulationen über seine Person. Das Ganze sei „relativ unspektakulär“.

Der Termin in Eslohe ist nach Angaben der Parteizentrale auf Wunsch und Einladung von CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak zustande gekommen, der wie Merz aus dem Sauerland stammt und ebenfalls ein paar Worte in der Schützenhalle spricht. Der frühere Vorsitzende der Jungen Union gilt ebenso wie Merz als Vertreter des konservativen Parteiflügels. Der Wahlkampfauftritt im Sauerland dürfte seine Anhänger darin bestärken, weiter an Merz als Hoffnungsträger für die Zeit nach Merkel zu glauben.