Etwa 20 Kinder und ihre Eltern sind zu dem Workshop gekommen. Foto: Julia Schenkenhofer

Im Stuttgarter Kulturzentrum Merlin diskutieren Kinder mit Medienpädagogen über Recht und Gerechtigkeit.

S-West - Ist Batman, der Superheld im schwarzen Fledermaus-Kostüm, der Nacht für Nacht durch Gotham fliegt und die Bewohner vor Bösewichten wie Two-Face oder Joker beschützt, ein Bösewicht? „Wenn Batman sich nicht an die Gesetze hält, ist er selber ein Verbrecher“, argumentiert die zehnjährige Lilly aus Horb. Und ein Junge aus ihrer Gruppe ergänzt: „Wenn er selbst ein Verbrecher ist, muss er irgendwann ins Gefängnis. Dann kann er niemandem mehr helfen.“ Deshalb sind die beiden sich am Sonntag im Kulturzentrum Merlin einig: Batman muss sich wie jeder andere auch an die Gesetze halten.

Die Kinder sind begeistert

Dieser Meinung sind auch viele der anderen Kinder, die mit den beiden am Sonntag an dem Workshop „Muss Batman sich anschnallen?“ teilnahmen. Zusammen mit zwei Medienpädagogen diskutieren die Kinder über Gesetze, Regeln und ihre Rolle für die Gesellschaft. Der Tag ist Teil der Reihe „Von Hogwarts nach Wakanda. Eine Reise zu Demokratie und Werten in modernen Mythen“, die seit Januar bis voraussichtlich Dezember einmal im Monat im Kulturzentrum Merlin an der Augustenstraße stattfindet und die zusammen mit der Landeszentrale für politische Bildung ins Leben gerufen wurde. „Es geht darum, die Kinder dort abzuholen, wo sie sind und ihnen Denkanstöße zu geben, damit sie reflektieren können. Sie haben ja eine richtige Begeisterung für ihre Helden, in dem Gebiet sind sie Experte – das merkt man auch daran, dass von ihnen viel Input kommt. Wenn Themen wie Gesetze im trockenen Unterrichtsstil durchgenommen werden, kann man die Aufmerksamkeit der Kinder schnell verlieren“, sagt der Medienpädagoge Tobias Gäckle-Brauchler, der die Kinder mit seiner Kollegin Lena Wiesler durch den Tag führt. Dabei diskutieren sie zunächst, wieso Regeln überhaupt existieren, welche es gibt und welchen Sinn es hat, sich daran zu halten. Schließlich teilt sich die Gruppe von etwa 20 Kindern in zwei Lager, um Argumente für und gegen Batman zu sammeln. Diese werden dann im Anschluss den Eltern vorgetragen. „Wenn Kinder an Hand von Dingen lernen, mit denen sie etwas verbinden, dann lernen sie besser. Außerdem macht es ihnen so auch noch Spaß“, erklärt Lena Wiesler das Konzept.

Im November stehen die Avengers auf dem Programm

Dass sie Spaß haben, bestätigen schließlich auch jene Kinder, die eigentlich keine Batman-Fans sind: „Mein Lieblings-Superheld ist eigentlich Flash, deshalb habe ich auch keinen Lieblings-Batman-Film. Spaß gemacht hat es mir heute trotzdem, am tollsten fand ich, dass wir überlegen durften, was es für Regeln gibt,“ sagt Florian aus Stuttgart, der auch künftig wieder ins Merlin kommen will – spätestens im November, wenn die Avengers auf dem Programm stehen. Aber nicht nur die Kinder, auch die Eltern sind am Ende des Vormittags große Fans des Angebots: „Ich finde dieses Konzept klasse, meine Tochter wollte hierher, weil sie politisch interessiert ist. Außerdem waren wir schon letzten Monat hier, als es um Freiheit und Harry Potter ging, und da hat es ihr schon sehr gut gefallen. Ich denke, es ist wichtig, dass Kinder sich engagieren und informieren, gerade in der heutigen Zeit“, sagt die Mutter der 10-jährigen Lilly.

Am Ende stimmen die Eltern noch ab, ob sie pro oder kontra Batman sind. Das Ergebnis: Die Mehrheit befindet, dass sich Batman künftig an die Gesetze halten und mit der Polizei zusammenarbeiten sollte.