Angela Merkel war am Wochenende auf Abschiedsbesuch in der Türkei. Foto: dpa/Guido Bergmann

Für den türkischen Präsidenten wird es ohne Angela Merkel auf dem internationalen Parkett schwerer, meint Susanne Güsten.

Istanbul - Als verlässliche Partnerin lobte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel bei deren Abschiedsbesuch in Istanbul. Erdogan hat allen Grund, das Ende von Merkels Amtszeit zu bedauern. Politik ist für Erdogan eine sehr persönliche Angelegenheit. Mit Merkel kam er trotz aller Probleme gut zurecht, doch ob das unter der neuen Bundesregierung genauso sein wird, ist fraglich. Für Erdogan wird es ohne Merkel auf dem internationalen Parkett schwerer.

Das Verhältnis zwischen Erdogan und Biden ist zerrüttet

Wie wichtig ein guter persönlicher Draht für Erdogan und die türkische Außenpolitik ist, sieht man am zerrütteten Verhältnis zwischen ihm und US-Präsident Joe Biden. Erdogan sagt offen, dass er mit Biden nicht arbeiten kann – folglich türmen sich die Probleme. Bei Merkel war das anders. Ihre Maxime, mit den Türken auch in schwierigen Zeiten im Gespräch zu bleiben und auf europäischer Ebene für Kompromisse zu werben, half der Türkei über viele Krisen hinweg. Merkel kritisierte zwar politische Missstände und Menschenrechtsverletzungen in der Türkei, setzte Erdogan aber selten unter Druck. Nun verliert Erdogan mit der Kanzlerin eine große Stütze, in Berlin wie in der EU.