Foto: dpa

Die CDU hat jetzt offiziell den Wahlkampf eröffnet. Und sogleich legte sich die Parteivorsitzende Angela Merkel ins Zeug - und reiste in die bayerische Provinz.

Berlin - Die CDU hat jetzt offiziell den Wahlkampf eröffnet. Und sogleich legte sich die Parteivorsitzende Angela Merkel ins Zeug - und reiste in die bayerische Provinz.

Grasbrunn-Keferloh, falls Sie es nicht wissen, liegt bei Putzbrunn und das liegt bei Ottobrunn, und das liegt... Gut, vielleicht kann der Hinweis genügen. Irgendwo in Bayern halt. 6077 Einwohner leben dort. Nächste Woche fährt die Ortsgruppe des Katholischen Deutschen Frauenbundes zum Bittgang nach Möschenfeld. Und der TC Neukeferloh lädt am Sonntag zum Wandertag an den Schliersee. Jetzt kam die Bundeskanzlerin nach Grasbrunn. Auch eine Art Bittgang. Wahlkampf ist. Die heiße Phase hat begonnen. Eine Stimme in der Provinz zählt so viel wie eine in der Großstadt.

Also hat Merkel den Keferlohern und den Grasbrunnern und den Möschenfeldern erklärt, dass in Krisenzeiten eine stabile Regierung das Beste ist, und in schwierigen Zeiten schon immer die Union die Dinge in die Hand genommen hat. Über ihren verehrten Mitbewerber Frank-Walter Steinmeier (SPD) verliert die sanfte Kanzlerin in ihren Reden kein Wort. Wie sie überhaupt den Kammerton auch im Wahlkampf pflegt.

In Grasbrunn kennt man's anders. Der bayerische Ministerpräsident dröhnt und poltert dieser Tage das Weiß-Blaue vom Himmel herunter. Weniger gegen die SPD als gegen die FDP. Das ist immerhin Merkels Wunschpartner für eine künftige Koalition. Was Horst Seehofer nicht davon abhält, über das "Sensibelchen" Westerwelle zu spotten, vor "sozialer Eiseskälte" zu warnen und die CSU als "Schutzmacht der kleinen Leute" in Stellung zu bringen. So macht man Wahlkampf, Hergottsakrament.

Nicht wenige in der CDU denken auch so. Aber wenige sagen es laut. Es grummelt mal wieder. Sehr leise, die Umfragen beruhigen schließlich. Aber es sind nur Umfragen. Die Basis will endlich los auf den Gegner. Auf sie mit Gebrüll? Das eben will die Parteiführung nicht. Der Generalsekretär, Ronald Pofalla, fasst die Philosophie des CDU-Wahlkampfes so zusammen: "Wir müssen sehen, dass die Richtigen zur Wahl gehen und die Richtigen zu Hause bleiben." Letzteres gilt den Kampagnen-Planern als das Entscheidende. Bloß nicht die vielen abtrünnigen Nicht-Wähler aus dem Reservoir der Sozialdemokratie aktivieren. Oder anders ausgedrückt: Wer auf Nachbars Hof einbrechen will, darf nicht dessen Hunde wecken. Also soll lockeres Austrudeln an die Stelle eines aggressiven Wahlkampfs treten. Kann das gut gehen?