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Rennsportlegenden unter sich: Im Mercedes-Museum gab's am Dienstag einiges zu sehen.

Stuttgart - Sonderschau im Museum, Videospiel, Computerprogramm - um möglichst viele Exemplare seines neuen Supersportwagens, des Mercedes SLS AMG, zu verkaufen, hat der Autokonzern ein ganzes Vermarktungspaket geschnürt, inklusive eines Auftriebs an prominenten aktuellen und ehemaligen Rennfahrern.

Gewonnen hat der Klassiker. Der Mercedes SLR 300, der Flügeltürer aus dem Jahr 1955, ist im Corso der Sportwagenklassiker mit Abstand der Lauteste. Das aktuelle, in der Tradition der Supersportwagen entwickelte Modell mit der Bezeichnung SLS AMG wirkt dazu im Vergleich wie ein Leisetreter.

Pilot Bernd Schneider, Mehrfachgewinner der Deutschen Tourenwagen-Masters, sitzt am Steuer, kann da noch fest aufs Gaspedal treten. In der Lärmrangliste ähnlich chancenlos ist Nick Heidfeld, der den orangefarbenen C111 über die Versuchspiste am Cannstatter Wasen jagt. Das Ende ab 1969 zu Forschungszwecken verwendete Fahrzeug fahre sich zwar annähernd wie ein normales Straßenfahrzeug, sagt der Formel-1-Pilot, "nur in die Bremse muss man etwas mehr reintreten".

Auf dem Weg zum Sponsorentermin hat sich Heidfeld nicht vom isländischen Vulkanstaub in der Luft abhalten lassen. Vom jüngsten Formel-1-Einsatz in Schanghai sei er "auf gut Glück" nach Dubai und weiter nach Rom geflogen. Dort setzte er sich selbst hinters Steuer und fuhr im Auto nach Stuttgart. Viel Aufwand für das neue Modell betreibt auch Mercedes-Benz. Der Autokonzern bietet neben Heidfeld und Bernd Schneider am Dienstag noch Roland Asch sowie die Ex-Rennfahrer Jochen Mass, Hans Herrmann und Dieter Glemser auf. Alle sollen sie vor rund 50 Medienvertretern für den Mercedes SLS AMG trommeln.

Der 571 PS starke und 317 Stundenkilometer schnelle Bolide, dessen Entwicklung Bernd Schneider maßgeblich begleitet hat, steht seit Ende März bei den Händlern. Wer den mit klassischen Flügeltüren ausgestatteten Wagen in seiner Garage stehen haben will, sollte mindestens 177.000 Euro übrig haben. Um dessen Absatz voranzutreiben, hat Mercedes-Benz ein umfangreiches Vermarktungspaket geschnürt. Der Werbekolonne aus Sportwagenklassikern samt Fahrerprominenz auf der Versuchsstrecke folgt von nächster Woche an im Mercedes-Benz-Museum eine viermonatige Sonderausstellung zum Thema, "die sich an der Markteinführung des SLS orientiert", so Museumschef Michael Bock. Neben einem Blick auf über 100 Jahre Supersportwagengeschichte können sich Besucher dort an Fahrsimulatoren selbst ein bisschen wie Autorennfahrer fühlen. Das Ganze soll demnächst als Videospiel zusätzlich Einnahmen bringen. Zudem wird es eine aufwendige Anwendung für den demnächst auf dem Markt befindlichen iPad-Computer zu kaufen geben.

In Aktion bekommt der Auto-Fan die Sportwagen in diesem und im nächsten Jahr bei zahlreichen Veranstaltungen in Europa zu sehen. Jochen Mass wird dabei gelegentlich den Mercedes Simplex (1902) steuern, der sich am Dienstag partout nicht ankurbeln lassen will. In die Riege der Anschieber reiht sich - trotz Reisestrapazen - auch Nick Heidfeld ein.