Rafael Nadal Foto: Pressefoto Baumann

Das Weissenhof-Turnier geht in seine heiße Phase. An diesem Samstag steht das Halbfinale an. Das Rennen um den Siegerscheck von 104 600 Euro und einen nagelneuen Mercedes-AMG GT S (148 900 Euro) nimmt bei der Rasenpremiere in Stuttgart also Fahrt auf und könnte spannender kaum sein.

Stuttgart - 2011 war für Edwin Weindorfer ein Seuchenjahr – zumindest was den Mercedes-Cup anbelangt. Der Turnierdirektor des ATP-Events auf der Anlage des TC Weissenhof erlebte seinerzeit ein Fiasko. Alle acht seiner topgesetzten Tennisspieler schieden bei ihren Auftaktmatches aus und waren in der entscheidenden Phase des Turniers bereits auf der Heimreise. Hinzu kam noch schlechtes Wetter. Schlimmer geht’s aus Sicht eines Veranstalters nicht. So gesehen ist die Situation für den 50 Jahre alten Weindorfer beim Rasendebüt auf dem Killesberg in diesem Jahr eine äußerst komfortable.

„Wir können uns sicher nicht beklagen“, sagte der Österreicher mit Blick auf das Viertelfinale am Donnerstag, in dem sechs der acht gesetzten Tennisstars vertreten waren. Kein Wunder, dass nun auch das Halbfinale ganz nach dem Geschmack der Organisatoren ist. Vor allem ein Duell sticht an diesem Samstag (13.30 Uhr/SWR) hervor: Superstar Rafael Nadal, in Stuttgart an eins gesetzt, trifft auf den Paradiesvogel der ATP-Tour, Gael Monfils. Es ist ein Halbfinale der Weltklasse und ein Match zweier Topspieler auf Augenhöhe. Doch wer wird ins Endspiel einziehen? Wer ist besser drauf? Die beiden Halbfinalisten im Check:

Gael Monfils (28 Jahre): Der König der Zauberschläge ist einer der Publikumslieblinge in Stuttgart. Seine spektakulären Schläge aus dem Nichts werden stets auf den Tribünen gefeiert. Und das nicht erst, seit Gael Monfils bei seinem Dreisatzerfolg (7:5, 3:6, 6:3) am Freitag im Viertelfinale gegen die deutsche Nummer eins, Philipp Kohlschreiber, mal wieder Kämpferherz bewies. Im dritten Satz rutschte der Weltranglisten-16., der 2010 bereits im Finale auf dem Killesberg stand, aber gegen den Spanier Albert Montanes im zweiten Durchgang aufgeben musste, beim Stand von 3:1 aus. Er musste sich an der Hüfte und den Fingern behandeln lassen, um kurz nach der Verletzungsunterbrechung dann groß aufzuspielen.

Der Aufschlagspezialist aus Frankreich (17 Asse im Spiel gegen Kohlschreiber) brachte den deutschen Daviscup-Spieler zumindest teilweise aus dem Konzept, wie der Augsburger auch zugab: „Ich war überrascht von dieser Verletzungspause, denn Gael ist eine Art Gummimensch. Das ist man nicht von ihm gewohnt. Ich habe dennoch versucht, mich nur weiter auf mich zu konzentrieren.“ Ohne Erfolg. Nach 1:56 Stunden verwandelte der fünffache ATP-Turniersieger Monfils vor den 6000 Zuschauern auf dem ausverkauften Centre-Court den Matchball und jubelte. Mit ihm jedoch noch ein anderer, wie „le Monf“, so nennen die Tennisfans den 1,93-Meter-Schlaks aus Paris, verriet: „Mein Fitnesstrainer setzt mich hier in Stuttgart unter Druck: Er will unbedingt, dass ich das Auto gewinne – und zwar für ihn.“ Aus diesem Grund will der Mann mit den Rasta-Locken, dessen Mutter aus Martinique und dessen Vater aus Guadeloupe stammen, auch im Halbfinale gegen Nadal Vollgas geben. Seine Form stimmt jedenfalls.

Rafael Nadal (29): Irgendwie scheinen dem Señor aus Manacor die Partien auf dem begrünten Centre-Court in Stuttgart Spaß zu machen. Zumindest auf den ersten Blick. Denn auch bei seinem zweiten Auftritt beim 37. Mercedes-Cup ging Rafael Nadal über drei Sätze – und das bei Temperaturen um 30 Grad. Gegen den gebürtigen Stuttgarter Bernard Tomic benötigte der Mallorquiner 2:20 Stunden, um den Australier mit 6:4, 6:7, 6:3 zu bezwingen. „Ich kann mir nichts vorwerfen“, meinte Nadal nach dem Duell in der Runde der letzten acht, „ich habe gut gespielt. Im zweiten Satz hat Bernard meinen Matchball mit einem Ass stark gekontert.“ Im dritten Durchgang legte der 14-fache Grand-Slam-Sieger dann aber einen Gang zu und bewies, weshalb er weiterhin – trotz persönlicher Formkrise – der Topfavorit ist.

Allerdings: Auf dem Weg zu seinem dritten Titel beim ATP-Turnier in Stuttgart nach 2005 und 2007 muss sich der aktuelle Weltranglistenzehnte noch steigern. Das weiß er auch. Aber nicht nur das. „Ich fühle mich jetzt nach fast fünf Stunden Spielzeit in zwei Matches sehr müde“, sagte Nadal und verzichtete auf das Doppel-Halbfinale. Das hätte der Spanier mit der feinen linken Hand im Anschluss an sein Einzel noch an der Seite seines Landsmann Feliciano Lopez gegen Alexander Peya (Österreich) und Bruno Soares (Brasilien) spielen müssen.

Insofern kommt Nadal das Duell gegen Ausdauerwunder Gael Monfils nicht gerade zupasse. Denn der Franzose ist ein Gegner, vor dem der 65-fache ATP-Turniersieger eine Menge Respekt hat: „Gael ist ein fantastischer Spieler, den ich nur schlagen kann, wenn ich von Beginn an aggressiv spiele. Es wird wieder ein harter Kampf.“ Wie bislang immer, wenn Rafael Nadal auf dem Rasen in Stuttgart aufschlägt.