Die Band „Groove Inclusion“ wird bei der Inklusionsmesse der Erlacher Höhe ebenfalls auftreten. Foto: Gottfried Stoppel/Archiv

Viele Betriebe scheuen sich, behinderte Menschen einzustellen. Eine Messe im Waiblinger Bürgerhaus am 27. Juni will daran etwas ändern.

Waiblingen - Es ist eine Premiere: Am 27. Juni wird es im Waiblinger Bürgerzentrum zum ersten Mal eine sogenannte Inklusionsmesse geben. „Wir wollen damit eine Plattform schaffen, wo Menschen sich positiv präsentieren und miteinander vernetzen können“, erklärt Karl-Ernst Kühner, der Leiter der Sozialtherapie der Erlacher Höhe. Kühner hat die Inklusionsmesse als Höhepunkt des Projekts „Inklusion sozial“, das von der Aktion Mensch und der Diakonie Württemberg gefördert wird, ins Leben gerufen.

„Die Idee dazu entstand beim Besuch einer Inklusionsmesse in Crailsheim“, berichtet er. „Die UN-Behindertenrechtskonvention, die 2009 in Deutschland ratifiziert worden ist, hat Auswirkungen auf den Umgang mit behinderten Menschen. Wie das konkret aussehen kann, soll die Messe zeigen“, erläutert Kühner das Konzept. So präsentieren mehr als 30 Aussteller im Waiblinger Bürgerzentrum verschiedene Angebote, Dienstleistungen und Produkte für Menschen mit und ohne Behinderung. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Themen Bildung und Arbeit. Neben sozialen Einrichtungen wie etwa der Paulinenpflege Winnenden und der Diakonie sind auch Selbsthilfegruppen, Vereine und Behörden wie die Agentur für Arbeit und das Landratsamt bei der Messe vertreten.

Beispiele aus der Praxis sollen neue Blickwinkel ermöglichen

„Wir waren überrascht, wie gut unser Vorhaben angekommen ist – trotz einiger Absagen gab es eine überwältigende Resonanz“, sagt Kühner. Dennoch hätte er sich gewünscht, dass noch mehr Wirtschaftsbetriebe auf der Messe auftreten. Der Kunststoffhersteller Murrplastik und der Metallzulieferer H.P. Kaysser werden in Vorträgen über ihre Erfahrungen mit Inklusion berichten. „Solche Best-practice-Beispiele sind sehr wichtig“, sagt Karl-Ernst Kühner. Denn noch immer gebe es bei vielen Betrieben Vorbehalte gegenüber Inklusion. Dabei sei das Ziel der Behindertenrechtskonvention, dass jeder Mensch nach seinen Möglichkeiten und Fähigkeiten arbeiten könne. „Wir wollen Barrieren in den Köpfen abbauen und neue Blickwinkel ermöglichen“, betont Kühner. Dazu sollen unter anderem die Berichte zweier Betroffener beitragen: Sie erzählen, wie es sich mit einer Schwerhörigkeit beziehungsweise einer Sehbehinderung lebt.

Zum Programm der Messe gehören außerdem Fachvorträge und eine Talkrunde zur Frage, ob Menschen mit Behinderung noch immer am Arbeitsmarkt benachteiligt werden. Der Initiator Kühner freut sich überdies auf das inklusive Public- Viewing am Abend beim WM-Spiel Deutschland gegen Südkorea.

Bereits vor vier Jahren haben die Planungen für die Inklusionsmesse begonnen. Inklusion in diesem Sinne meine auch die Integration sozial schwacher Menschen, die häufig unter sich blieben. „Wir möchten auch ihnen den Schritt hinein in die Gesellschaft ermöglichen“, betont der Leiter der Sozialtherapie der Erlacher Höhe.