Bei ihrem Erscheinen ist die „Hillbilly Elegy“ des gerade zum republikanischen Vizepräsidentschaftskandidaten gekürten J.D. Vance als beeindruckendes Sittenbild aus dem amerikanischen „Rostgürtel“ gefeiert worden. Wie liest es sich heute?
Es gibt Bücher, die man am liebsten getrennt von ihren Autoren halten würde, weil deren Handeln in Misskredit zu bringen droht, was sie mit ihrem Schreiben erreicht haben. Schwer wird es allerdings, wenn der Gegenstand ihres Buches sie selbst sind. Vor acht Jahren hat ein gewisser J. D. Vance in einem später von Netflix verfilmten Bestseller seine aussichtslose Jugend in jenen Gegenden der USA beschrieben, von deren einstiger industriellen Vergangenheit nur ein einziger Krisenherd geblieben ist, auf dem Arbeitslose, Junkies, schwangere Teenager und dysfunktionale Familien im eigenen trostlosen Saft schmoren. Sie firmieren wahlweise unter verächtlichen Umschreibungen wie „white Trash“, „Redneck“ oder eben „Hillbilly“, wofür das deutsche Wort Hinterwäldler nur ein schwacher Ersatz ist.