In der Skate Arena trainieren die Sportler auf ihren Boards Körperbeherrschung und Technik. Foto: Freestyle Academy

Die einzige Freestyle Academy in Deutschland startet in ihre erste Wintersaison – auf 1600 Quadratmetern können die Sportler in Rutesheim ihre spektakulären Tricks trainieren.

Rutesheim - Die Abendsonne scheint durch die großen Fenster der 1600 Quadratmeter großen Anlage in Rutesheim. Doch die grellen Strahlen stören die Jungs auf den Rampen in der Skate Area nicht. Konzentriert fahren sie auf ihren Rollern von der einen Seite der Rampe auf die andere – immer noch ein Stückchen höher hinauf. Dann stützt sich Adrian (9) mit einer Hand an der Wand ab und rutscht samt Scooter hinunter, und das Spiel beginnt von neuem.

 

„Ich bin fast jeden Tag hier und übe mit meinen Freunden. Das macht total Spaß“, erzählt der aufgeweckte Junge aus Weil der Stadt. Auch seine Mutter ist von den täglichen Ausflügen nach Rutesheim überzeugt, bei denen sich Adrian so richtig austobt: „Seit wir hierherkommen, kann sich Adrian in der Schule viel besser konzentrieren. Mittlerweile hat sich eine richtig nette Gruppe gebildet.“

Mit seinen Freunden rollert Adrian nicht nur über die Holzrampen, sondern übt auf dem Trampolin auch sogenannte Flips und Twisters. So heißen die Sprungkombinationen, die dann auf Skiern, Snow- oder Skateboard sitzen sollen. Auch der Backflip, ein Rückwärtssalto, ist für die Jungs kein Problem. Da die Sprungkombinationen viel Schwung erfordern, ist die Bewegung nach vorne ganz wichtig. Dieser Ablauf wird durch schnelle Arm- und Beinbewegungen unterstützt. „Es ist erstaunlich, wie schnell die Kinder das lernen“, weiß Betriebsleiter Tobias Bühler aus Erfahrung.

Schon nach der Einführung, die jeder braucht, bevor er sich ans Springen, Bouldern, Biken, Rollern oder Skaten wagen darf, seien die meisten gut vorbereitet. „Die Sicherheit ist uns wichtig. Doch ab und zu passiert doch schon mal etwas“, räumt der Snowboard-Freestyler ein. „Wenn sich aber jemand verletzt, dann meistens am Ende der zweieinhalb Stunden.“ Da lassen bei vielen die Kraft und die Konzentration nach – beides wichtige Voraussetzungen für die Sprünge, die nicht nur Mut, sondern auch ein gutes Körpergefühl erfordern.

Der spezielle Snowflex-Belag ist ideal fürs Training der Snowboard-Profis

Das Zentrum der Halle ist die acht Meter hohe Rampe – daneben gibt es noch zwei kleinere Kicker, so heißen die Abfahrtsschanzen im Freestyle. Diesen Bereich behält das Personal besonders im Auge, denn vor allem an den Wochenenden wagen viele den Sprung in den aufgestellten Airbag. „Die Rampen kann prinzipiell jeder mit dem Roller, dem BMX-Rad, auf Skiern oder mit dem Snowboard hinunterfahren, aber man muss es auch wollen“, sagt Tobias Bühler und grinst. „Ich sehe es den meisten an, ob sie sich trauen oder nicht.“

Ab und zu wagt sich eines der anwesenden Kinder auf den höchsten Kicker. Mit viel Schwung springt Simon samt Roller in die riesigen Matten und versinkt erst einmal im schwarzen Kissen. Beim Absprung hat er noch schnell den Scooter von sich geworfen, damit er nicht auf seinem Fahrzeug landet. Der spezielle Snowflex-Belag der Rampen sorgt für schneeähnliche Bedingungen, so dass auch Skifahrer und Boarder die Kicker benützen können. Sie sind ideal für das Sommertraining der Snowboard-Profis, von denen bisher allerdings nur wenige nach Rutesheim kommen. Das deutsche Snowboard-Team sei zwar schon hier gewesen, trainiere aber hauptsächlich in Berchtesgaden, so Bühler.

Neben Camps und Workshops gibt es wöchentliche Kurse

Cliff Rohrbach brachte die Idee für die Halle aus einem Winterurlaub in Laax mit nach Hause. Dort gibt es die erste Indoor Freestyle Academy. Der Inhaber eines Architekturbüros war so begeistert von der Möglichkeit, das ganze Jahr über zu trainieren, dass er im Franchise-Konzept die Rutesheimer Halle aufbaute und im März dieses Jahres eröffnete.

Neben Camps und Workshops gibt es zur Vertiefung wöchentliche Kurse wie „How to flip“ oder „Woolly Bugger“, die von Skibegeisterten, Sportstudenten und ab und zu auch von Profis unterrichtet werden. Da die Halle nicht klimatisiert ist, denkt das Team um Cliff Rohrbach bereits über Outdoor-Workshops für Wakeboarder und Mountainbiker nach, die in den Sommermonaten stattfinden sollen. Zusätzlich sind Kurse für Mädchen geplant. Nur etwa ein Drittel der Besucher sind weiblich. Mädchen seien meistens gelenkiger und fitter im Turnen, so Rohrbach. Die Beherrschung der Akrobatik ist wichtig für die Sprünge der Freestyler. Für die Allerkleinsten ab einem Jahr gibt es einen eigenen Kinderbereich, der wie die Bar und das Bistro auf der Galerie liegt. Für die Kleinen gibt es Riesenrutschen, Trampoline und eine Kletterwand.

Adrian und seine Freunde zeigen auch nach zwei Stunden keine Ermüdungserscheinungen. Sie sind immer noch bereit für den nächsten Sprung.