Wer ein Hakenkreuz-Symbol trägt bekommt eine Freikarte: Wie viele dies tatsächlich getan haben, ist nicht bekannt. Foto: dpa

Eine Freikarte beim Tragen eines Hakenkreuzes: Dieser umstrittene Deal des Konstanzer Theaters hatte im Vorfeld der Inszenierung von George Taboris „Mein Kampf“ für viel Aufregung gesorgt. Doch waren wirklich Menschen mit Nazi-Symbolen im Saal?

Konstanz - Unter großem öffentlichen Interesse und mit Begleitung der Polizei hat das Theater Konstanz am Freitagabend George Taboris „Mein Kampf“ aufgeführt. Bereits im Vorfeld der Premiere hatte ein umstrittener Deal für massive Kritik gesorgt: Das Theater hatte Besuchern, die sich bereit erklärten, während der Vorstellung ein Hakenkreuz-Symbol zu tragen, freien Eintritt gewährt. Wie viele Menschen das Angebot angenommen hatten, konnte das Theater jedoch zunächst nicht sagen: Es seien bis zu zwölf Freikarten angefragt worden. Mehrere Zuschauer hätten sich dann aber doch dagegen entschieden, sagte eine Sprecherin. Sie wisse bislang von einer Frau, die die Freikarte genutzt habe, sagte die Sprecherin.

Das Theater hatte im Vorfeld erklärt, die Idee mit den Freikarten habe unter anderem zeigen sollen, wie leicht Menschen korrumpierbar seien. Wer eine Karte zum regulären Preis gekauft hatte, sollte dagegen einen Davidstern als Zeichen der Solidarität mit den Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft tragen können. Doch von beiden Symbols war während der Aufführung im Saal zunächst gar nichts zu sehen - erst gegen Ende der Vorstellung fielen mehrere Davidsterne und zerrissene Hakenkreuze aus Papier von der Decke auf die Zuschauer herab.

Premierendatum fällt auf Geburtstat von Hitler

Inszeniert wurde das Stück vom Regisseur und Kabarettisten Serdar Somuncu. Taboris bekanntes Werk „Mein Kampf“ ist eine Karikatur der frühen Jahre Adolf Hitlers. Das 1987 am Wiener Akademietheater uraufgeführte Werk erzählt davon, wie der erfolglose Künstler in einem Wiener Männerwohnheim den jüdischen Bibelvertreter Schlomo Herzl kennenlernt. Somuncu zeichnete an diesem Abend das Bild eines unsicheren, verkrampften, unangenehmen jungen Hitlers (hervorragend gespielt von Peter Posniak), der nicht nur seinen Freund Herzl (Thomas Fritz Jung) immer wieder an die Grenzen bringt.

Die Freikarten-Idee des Theaters stieß - ebenso wie die Tatsache, dass das Premierendatum auf den Geburtstag von Adolf Hitler fiel - bei vielen im Vorfeld jedoch auf Unverständnis. So hatten etwa die Deutsch-Israelische Gesellschaft in der Bodensee-Region und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Konstanz zum Boykott des Stückes aufgerufen.