Das Fastenbrechen ist ein verbindendes Ritual. Foto: Lichtgut/Verena Ecker

Für unseren Flüchtlingsreporter Mohamad Alsheikh Ali ist es der vierte Ramadan fern von Syrien. Für ihn ist die Fastenzeit wichtig – warum, erklärt er in der Kolumne.

Stuttgart - Meine Frau telefonierte mit einer vor Trauer schweren Stimme mit ihrer Familie, um ihr zum Beginn des Ramadan zu gratulieren. Ich hatte das gleiche Gefühl, aber ich streichelte Ihre Schulter und sagte: Wer weiß? Vielleicht feiern wir Ramadan kommendes Jahr in Syrien. Es ist der vierte Ramadan, den wir weit weg von den Eltern und der Heimat verbringen. Es ist nicht einfach, die Stimmung nicht zu vermissen, wenn alle Familienmitglieder sich am Esstisch der Eltern versammeln.

Trotz der langen Stunden des Fastens, des warmen Wetters und der Entfernung von Freunden und Familie, ist der Ramadan eine besondere Freude und hat etwas Privates, das es in allen anderen Monaten nicht gibt. Diese Privatsphäre entsteht, wenn ich mit meiner Frau das Fastenbrechen Iftar vorbereite. Dann herrscht eine Atmosphäre der Liebe und Harmonie. Viele sagen, Fasten bedeutet, nur auf das Essen zu verzichten, aber in Wirklichkeit verzichten wir auf Hass, Ungerechtigkeit und Betrug und zeigen Solidarität mit hungernden Menschen in der ganzen Welt. Die armen und reichen Menschen sind im Fasten gleich. Außerdem lehrt das Fasten im Ramadan Geduld, denn die Seele wird vor dem Bauch gewaschen.

Gewöhnung an den Verzicht

Das Fasten im Ramadan wird nur denjenigen auferlegt, die es können. Es gibt spezielle Fälle wie Schwangere, Kranke oder Kinder, die nicht fasten sollen. Einige Kinder, die älter als sieben Jahre alt sind, fasten auch einem halben Tag, um sich an den Verzicht im Ramadan zu gewöhnen. Heutzutage fasten die meisten Kinder nicht, weil Ramadan im Sommer liegt und die Anzahl der Fastenstunden bis zu 17 Stunden pro Tag beträgt. Auch meine Kinder fasten nicht.

Trotz der Schwierigkeit des Fastens und dem fehlenden Ambiente, das wir aus Syrien kennen, kreiere ich hier selbst die Stimmung des Ramadans, indem ich mich mit Freunden treffe und einige deutsche Freunde zum gemeinsamen Iftar einlade.

Das Fastenbrechen verbindet

Wenn der Ramadan zu Ende ist, sind wir traurig trotz der Gefühle von Hunger und Durst und Müdigkeit. Denn an jedem Tag der Fastenzeit lernen wir etwas Neues. Tatsächlich ist der Monat Ramadan ein religiöses Ereignis, aber für die meisten Muslime ist Ramadan auch eine beliebte Tradition. Was den Ramadan ganz besonders macht, ist die Erwartung des Zuckerfests am Ende der Fastenzeit. Das Zuckerfest hat eine besondere Bedeutung, weil es nach einem Monat vom Fasten und der Anstrengung kommt. Das 30-tägige Treffen zum Fastenbrechen Iftar stärkt soziale Beziehungen. Es wird diskutiert und Probleme werden gelöst. Es ist eine Gelegenheit, positive Botschaften an die zu senden, die wir lieben.

Zur Person:

Mohamad Alsheikh Ali ist ein syrischer Journalist, der seit März 2015 als Flüchtling in Stuttgart lebt. Im Wechsel mit Mahmoud Ali, einem weiteren syrischen Journalisten, blickt er für unsere Zeitung auf sein Leben in Stuttgart.