Die Heimatstadt von Mosab ist Homs – eine Stadt, die in Trümmern liegt. Foto:  

Manchmal ist es im Leben nötig, den richtigen Menschen im richtigen Moment zu treffen. Unser Flüchtlingsreporter schreibt über eine Begegnung zwischen zwei Fremden, die ein Leben verändert hat.

Stuttgart - Ich möchte heute von einer Begegnung zwischen zwei Fremden erzählen, die ein Leben verändert hat.

„Hätte ich Sandra nicht kennengelernt, könnte ich heute nicht laufen“, sagt Mosab. Er ist 41 Jahre alt, Syrer und lebt in Stuttgart. Sein linkes Bein wurde im Krieg schwer verletzt, als er versuchte, sich vor einem Panzer in Sicherheit zu bringen. Das geschah 2012 in Homs. Zu dieser Zeit gab es schon keine funktionieren Krankenhäuser mehr in der Gegend. Also machte er sich auf den Weg, der für ihn noch beschwerlicher war als für andere. Aber die Hoffnung auf ein besseres Leben und die Rettung seines Beines in einem europäischen Krankenhaus ließen ihn nicht aufgeben. Mit Hilfe von Weggefährten und einer provisorischen Krücke kam er nach Deutschland.

Dort wurde er von Ärzten untersucht. Aber die Diagnose war bitter: Amputation, um Wundbrand zu verhindern. „Ich hatte die Hoffnung verloren, jemals wieder auf zwei Beinen zu laufen“, erinnert er sich. Doch an einem Nachmittag im Winter klopfte es an seiner Tür in der Gemeinschaftsunterkunft. Eine junge Frau stand vor ihm und fragte, ob er Lust hätte, mit ihr und einer kleinen Gruppe von anderen Geflüchteten Ski zu fahren. Mosab muss lachen, als er die Geschichte erzählt. „Skifahren! Ich? Aber sie wusste ja nichts von meinem kaputten Bein, und die Krücken hinter der Tür konnte sie nicht sehen. Als ich ihr mein Bein zeigte, erschrak sie.“

Sandra geht mit ihm ins Krankenhaus

Aber dabei blieb es nicht. Die beiden kamen ins Gespräch, und Mosab erfuhr, dass Sandra als Krankenschwester in Stuttgart arbeitet. Sie interessierte sich für seine Krankheitsgeschichte, und er traute sich, sie zu fragen, ob sie ihm helfen könne, noch einmal sein Bein untersuchen zu lassen. Da er zu dieser Zeit noch nicht als Flüchtling anerkannt war, hatte er Schwierigkeiten an Arzttermine zu kommen, vor allem, weil er keine Krankenversicherung hatte.

Einen Tag später saß er zusammen mit Sandra im Krankenhaus. Sie ermöglichte ihm eine weitere Untersuchung, das Ergebnis war aber das gleiche wie zuvor. Doch Mosab erhielt eine Adresse in Tübingen, mit sehr gutem Ruf und Spezialisten, die ihm eventuell helfen könnten. Sandra bemühte sich um einen raschen Termin, und sie begleitete ihn auch auf diesem Weg. In Tübingen geschah das Unglaubliche: Nach einer intensiven Untersuchung erfuhr Mosab, dass sein Bein operiert werden muss, aber erhalten bleiben könne. „Ich konnte es nicht glauben! Ich hatte schon die Hoffnung aufgegeben. Aber Sandra hat die Hoffnung zurückgebracht. Ihre Hilfe und Unterstützung haben mich wieder positiv und optimistisch gestimmt“, sagt er.

Aktuell schreibt er Bewerbungen

Mosab kann heute wieder ohne Krücken und ohne Schmerzen laufen. Aktuell schreibt er Bewerbungen, um endlich wieder arbeiten zu können. Mosab und Sandra sind seit der ersten Begegnung befreundet.

Ich bin fest davon überzeugt, dass man zwar mit gutem Willen und Engagement viel erreichen kann, aber es im Leben auch nötig ist, den richtigen Menschen im richtigen Moment zu treffen. Mosab hat mit Sandra den richtigen Menschen in einem richtigen Moment getroffen.

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