Wolfgang Schauer hat nun viel Zeit für seinen ersten Enkel. Foto: Natalie Kanter

Der langjährige Stadtwerkechef von L.-E.,Wolfgang Schauer, spricht über sein erstes Jahr im Ruhestand. Er hat 2012 einen Enkel bekommen und seinen Vater verloren.

Leinfelden-Echterdingen/Waldenbuch - Warum es sich gelohnt hat, mit 65 Jahren in den Ruhestand zu gehen, die Verantwortung für die Stadtwerke von L.-E. und den Ausbau der Geschäftsfelder in neue Hände zu legen? Darauf fallen Wolfgang Schauer gleich mehrere Antworten ein.

Dem Ex-Stadtwerkechef bleibt seit Ende März viel Zeit für seinen Enkel Leon Christian. Der Kleine kam im selben Monat auf die Welt und beginnt gerade mit dem Laufen. Seine ersten Schritte im Laufstall haben den stolzen Großvater sehr gefreut. Schauer kümmert sich, gemeinsam mit seiner Frau Marianne, um den Jungen, „immer dann, wenn er uns braucht“. „Er ist ein freundliches Kind“, sagt er. „Überhaupt nicht quengelig“.

Die zweite Antwort ist wenig erfreulich, aber tröstlich für alle, die schon einen geliebten Menschen verloren haben. Wolfgang Schauer hatte als Neu-Ruheständler die Zeit, sich um seinen Vater zu kümmern, ihn in dessen Wohnung mitzuversorgen. „Mein Vater wollte immer ein eigenständiges Leben leben“, sagt er. Das hat ihm die Familie bis zuletzt versucht zu ermöglichen.

Wolfgang Schauers Vater ist im Sommer gestorben. Der 97-Jährige erlitt einen Herzinfarkt. Er musste nicht im Krankenhaus sterben, sondern konnte sich zuhause im Kreise der Familie von dieser Welt verabschieden. Maxi, ein Kanarienvogel, ist das lebendige Erbstück. „Der Vogel war meinem Vater ans Herz gewachsen“, sagt der Waldenbucher. Das Tier piept nun in den vier Wänden von Wolfgang und Marianne Schauer weiter.

Abseits des Zentrums

Der ehemalige Herr über das Kanalsystem, das Glasfasernetz und den Bauhof von L.-E. wohnt schon viele Jahre im Stadtteil Glashütte – abseits des Zentrums. Und genießt es. Auch wenn er zum Einkaufen ins Auto steigen muss. Und die öffentliche Anbindung bescheiden ist.

Zwei- bis dreimal pro Woche steht der langjährige Stadtwerkechef am Herd, um für seine Gattin und sich zu kochen. Vor kurzem gab es Hackbraten mit Speckwürfeln. „Er macht das ganz anders als ich“, sagt seine Frau. „Ich probiere gern etwas aus“, sagt er. Und: „Ich will mich nicht an Rezepten festklammern.“ Die Eheleute haben in Sachen Küche ein Abkommen getroffen. „Der, der nicht kocht, muss aufräumen.“

Das gemeinsame Reisen steht nun ganz oben auf den Plänen des Ehepaars. 2012 waren die beiden dreieinhalb Wochen in den USA unterwegs. Sie haben den Nationalpark Grand Canyon besucht. „Das Naturschauspiel war grandios“, schwärmt Schauer. „Da kann man nur staunen.“ Dieses Jahr soll es ins Salzburger Land zu Passionsfestspielen gehen.

Ganz verabschiedet hat sich Schauer aber noch nicht von der Arbeitswelt. Einmal pro Woche fährt er ins Wasserwerk nach Neckartailfingen. Denn noch bis Ende 2014 führt er die Geschäfte des Zweckverbandes Filderwasserversorgung. „Das hält geistig rege“, sagt er. Gerade arbeitet er an einem Sparmodell, um die Betriebskosten zu senken und die Erfolgsaussichten der Nanofiltrationsanlage zu erhöhen. Die Anlage enthärtet das Neckarwasser. „Sie läuft sehr stabil“, sagt er. „Wir erreichen dank der Anlage die Qualität von Bodenseewasser.“ Schauer plant zudem, eine Stromerzeugungsanlage am Neckar zu bauen. Das Ziel: Den Strom, der dort erzeugt wird, für den Betrieb des Wasserwerks zu verwenden und dadurch Kosten zu sparen.

Langjährige Arbeit trägt Früchte

Wolfgang Schauer sitzt auch gern an dem Computer, den seine Kollegen ihm zum Abschied geschenkt haben. Und freut sich, dass seine langjährige Arbeit mit dem Kauf des Stromnetzes nun Früchte trägt. Für ihn gehört die Versorgung mit Strom schon lang zur Palette an Leistungen, welche die Stadtwerke ihren Bürgern anbieten sollten. Er hat auch den Ausbau des Glasfasernetzes in Leinfelden-Echterdingen vorangetrieben. „Damit waren wir Vorreiter auf den Fildern“, sagt er.

Wolfgang Schauer hat im vergangenem Jahr den Einstieg in den Ausstieg geschafft. Und dabei erfahren: „Leben und Tod liegen dicht beieinander.“