Bei einer Videokonferenz am vergangenen Dienstag sind Unstimmigkeiten und Missverständnisse ausgeräumt worden. Foto: Jacqueline Fritsch

Die Stadt Stuttgart will in Stuttgart-Plieningen eine Sporthalle planen. Seit sechs Jahren kämpft man dort jedoch um eine Mehrzweckhalle. Zuletzt sah es so aus, als würden die Interessen der Initiative auseinander driften.

Plieningen/Birkach - Es war offenbar dringend nötig, dass Michael Mattig-Gerlachals Sprecher der Interessengemeinschaft (IG) Mehrzweckhalle die ganze Gruppe mal wieder zu einem Gespräch zusammengetrommelt hat. Denn in letzter Zeit schienen die Interessen auseinander zu driften. Die Plieninger und Birkacher Sportvereine, die ebenfalls Mitglied der IG sind, würden sich offenbar mit einer reinen Sporthalle zufriedengeben. Bei dem Treffen hätte man also mit einer regen Diskussion rechnen können. Doch stattdessen hat man bei dem Termin am Dienstag Unstimmigkeiten und Missverständnisse aufgedeckt. Eigentlich wollen alle nach wie vor die Mehrzweckhalle – und eben nicht nur eine Sporthalle.

Michael Mattig-Gerlach ärgert es, dass der Bürgerwille an dieser Stelle überhört werde. Dreimal sei der Wunsch nach einer Mehrzweckhalle für Plieningen und Birkach auf den vorderen Plätzen im Bürgerhaushalt gelandet. Den Bedarf macht Mattig-Gerlach immer wieder deutlich: „Es ist ein Defizit an Räumlichkeiten für Veranstaltungen mit bis zu 500 Personen im Stadtgebiet erkennbar“, sagt er. Die Abiturienten des Paracelsus-Gymnasiums (PGH) müssten jedes Jahr für den Abiball in die Filderhalle oder noch weiter weg fahren. Und auch für Theateraufführungen oder größere Aktionen der örtlichen Sportvereine sei eine Mehrzweckhalle vonnöten.

Das brachte Unruhe in das Vorhaben

Was nun Unruhe in dieses Vorhaben gebracht hat, war der Vorschlag der Stadt Stuttgart, eine neue Sporthalle in Plieningen zu bauen. Dieser Vorschlag kam jedoch unabhängig vom Bürgerhaushalt, der Interessengemeinschaft und der Mehrzweckhalle, berichtet Ulrich Fellmeth. Der Birkacher TSV-Vorsitzende sagt, dass das Sportamt wohl festgestellt habe, dass der Doppelbezirk mit Sporthallen unterversorgt sei. Da es ein kleines Zeitfenster gebe, in dem eine neue Halle gebaut und vor allem finanziert werden könnte, sei das Amt auf die örtlichen Sportvereine zugegangen. Vertreter der IG Mehrzweckhalle waren zu den Gesprächen nicht eingeladen.

Als Mattig-Gerlach auf Wunsch der Sportvereine dennoch an einem Treffen mit dem Sportamt teilnehmen durfte, wurde beschlossen, dass man in Plieninger und Birkacher Institutionen eine Umfrage macht, wie groß der Bedarf für eine Mehrzweckhalle ist. An diesem Punkt sind die Projekte offenbar miteinander verschmolzen. Die Umfrage ergab laut einem Schreiben der Stadt, dass nicht ausreichend Bedarf an einer Mehrzweckhalle vorhanden sei und deshalb die Planung einer Sporthalle weiter vorangetrieben werde.

Vereine haben ihre Interessen

Die Sportvereine schauen nun freilich auf ihre eigenen Interessen. „Aber wenn es genug Platz gibt und in einem guten Zeitrahmen machbar ist, bin ich nach wie vor für die Mehrzweckhalle“, sagt der Plieninger TV-Vorsitzende Folker Baur. Wichtig ist den Vereinen: Bevor gar keine Halle kommt, soll es lieber eine Sporthalle werden.

Bisher ist nicht ausreichend geklärt, ob eine Mehrzweckhalle mit einem angrenzenden Kunstrasenplatz vereinbar ist. Eine Sporthalle wäre kleiner und würde so Platz für ein größeres Fußballfeld hinter der bestehenden Wolferhalle lassen. Diese und weitere offene Fragen will die Interessengemeinschaft nun mit der Stadt klären. Und das möglichst schnell, damit die Mehrzweckhalle im Laufe dieses Monats ein viertes Mal beim Bürgerhaushalt angemeldet werden kann.