In Waldenbuch ist ein Mehrgenerationenhaus geplant. Nun ist der Pflegeanbieter kurzfristig abgesprungen. Doch es gibt eine Lösung.
Waldenbuch - Die Waldenbucher warten ungeduldig auf ihr Mehrgenerationenhaus. Fast täglich gehen bei der Stadt nach eigenen Angaben Anfragen zu den betreuten Senioren-Wohnungen ein. Kurz vor der Zielgeraden ist das Projekt nun ins Wanken geraten. Das Gesamtpaket aus Wohnen und Pflege, das die Schweizer Immo Projekt GmbH gemeinsam mit der Stiftung Innovation und Pflege aus Sindelfingen geschnürt hatte, musste wieder aufgedröselt werden: Der Pflegeanbieter ist kurz vor Abschluss des Vertrags aus der Partnerschaft ausgestiegen. Jetzt soll eine neue Pflegedienst-Gesellschaft unter Beteiligung des Bauträgers die Lücke schließen. Was dahinter steckt und wie das altersgerechte Wohnkonzept künftig aussehen soll, zeigt unser Überblick.
Warum ist die Stiftung ausgestiegen?
Die Stiftung Innovation und Pflege hat mit ihrer Entscheidung nach Auskunft der Stadt auf die angespannte Situation in der Pflegebranche und interne Veränderungen reagiert. Neben dem Projekt in Waldenbuch hatte der Pflege-Dienstleister gemeinsam mit der Schweizer Immo Projekt GmbH ähnliche Häuser in Tuttlingen und Gailingen geplant. Auch dort kam es nicht zur Zusammenarbeit. „Das Gesamtvolumen der Betreuung war dann offenbar doch zu groß“, erklärte der Geschäftsführer der Immo Projekt GmbH, Marcus Ziegler. Die Stiftung selbst hat auf eine entsprechende Anfrage unserer Zeitung nicht geantwortet.
Welche Folgen hat das nun?
Der Investor hat in den vergangenen Wochen unter Hochdruck an einer neuen Lösung gearbeitet. Als Berater konnte der ehemalige Vorstand der Stiftung Innovation und Pflege, Rolf Schneider, gewonnen werden. „Wir haben ein neues Konzept, das mit der ursprünglichen Variante quasi identisch ist“, bekräftigt er. Das umfangreiche Betreuungs- und Pflegeangebot wird nun von der neuen MeVita Pflegedienst GmbH organisiert. Als Kooperationspartner im Bereich der Fachkräfte und Mitarbeiter ist die Stiftung Innovation und Kooperation weiterhin mit im Boot, außerdem soll die Diakoniestation Schönbuch mit ihren Dienstleistungen im Haus aktiv sein. „Das ist keine Notlösung. Es wird an keiner Stelle zu Beeinträchtigungen der geplanten Leistungen und Angebote kommen“, versichert Marcus Ziegler. Auf die Bauzeit und die Vermarktung der Wohnungen hätten die internen Probleme keine Auswirkungen, versichert er. Durch die Gründung der Gesellschaften könne planmäßig mit dem Bau begonnen werden. Das Baufeld werde momentan bereits vorbereitet. Die Vermarktung der Wohneinheiten soll am 29. Januar 2022 mit einer Informationsveranstaltung in Waldenbuch in die Verkaufsphase starten.
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Was sagt der Gemeinderat dazu?
Die aktuelle Entwicklung trifft das Waldenbucher Kommunalparlament an einem empfindlichen Punkt. Bei der Vergabe des Grundstücks auf dem Kalkofen hatte man ausdrücklich nach Bewerbergemeinschaften gesucht, die das Projekt zusammen entwickeln und umsetzen. Entsprechend kritisch bewertet die SPD-Sprecherin Ingrid Münnig-Gaedke die Entwicklung: „Das war ein Schuss vor den Bug. Bei uns bleibt eine gewissen Skepsis.“
Das Mehrgenerationenhaus besteht aus zwei getrennten Gebäudeeinheiten. Im Bereich des betreuten Wohnens entstehen 37 Eigentumswohnungen für Senioren, außerdem zwei Wohngemeinschaften für jeweils sieben Bewohner sowie eine Tagespflegeeinrichtung für bis zu zwölf Personen. Fünf der Eigentumswohnungen sowie eine WG sind mit einer Sozialbindung versehen. Eine Bibliothek, eine Cafeteria für die Bewohner, ein Hausgarten sowie ein Gymnastik- und Fitnessraum ergänzen das Angebot.
Welche Betreuung wird angeboten?
Das Konzept beinhaltet Grundleistungen und Wahlleistungen. Eine 24-Stunden-Präsenzkraft ist jederzeit ansprechbar. Hilfen zum täglichen Leben können je nach persönlichen Bedürfnissen zugebucht werden. Das Angebot reicht vom Haushaltsservice über Therapieangebote bis hin zu Pflegeleistungen. Für Menschen mit erhöhtem Betreuungs- und Pflegebedarf sind sieben großzügige Ein-Zimmer-Appartements vorgesehen. „Wir wollen ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden bis ins hohe Alter ermöglichen“, sagt der Berater Rolf Schneider.