Fünf Stück Würfelzucker stecken in einem Becher Fruchtjoghurt. Foto: 4677551

Bis zu zehn Stück Würfelzucker stecken in einem 250-Gramm-Becher Fruchtjoghurt. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung von 600 Joghurt-Sorten verschiedener Marken an der Uni Hohenheim. Was sagen die Hersteller dazu? Und wie reagieren Verbraucher auf weniger süße Produkte?

Stuttgart - Cola, Fruchtjoghurt oder Schokopudding: Was enthält am wenigsten Zucker? Wer jetzt auf Joghurt tippt, liegt falsch. Denn in einem 250-Gramm-Becher stecken bis zu zehn Stück Würfelzucker, die gleiche Menge Cola enthält nur acht Stück Zucker.

„Milch und Früchte bringen schon von Natur aus Zucker mit und dann geben alle Hersteller noch Zucker zu“, erklärt Lutz Graeve, Professor am Institut für Biochemie der Ernährung an der Uni Hohenheim das überraschende Ergebnis. Zusammen mit zwei Studentinnen hat er die Zuckergehalte sämtlicher Joghurtsorten am Markt erfasst – das sind rund 600 Stück. Erstaunt war er vor allem darüber, dass sämtliche Hersteller nahezu gleich hohe Zuckermengen für ihre Fruchtjoghurts verwenden. „Auch Bioanbieter stechen nicht positiv hervor.“

Graeve will mit dieser Untersuchung nicht den Zucker an sich verteufeln – zumal dessen Einfluss auf die Entstehung von Übergewicht auch bei Wissenschaftlern nach wie vor umstritten ist. Es geht ihm mehr darum, die Verbraucher dazu zu bringen, die Zutatenlisten von Lebensmitteln zu lesen.

Zucker ist für die Hersteller eine billige Zutat

„Insbesondere Fertiggerichte enthalten meist viel mehr Salz und Zucker als man zugibt, wenn man selbst kocht“, sagt Graeve. Auch beim Fruchtjoghurt zeigt sich: Ein selbst gemischtes Produkt aus Naturjoghurt, Früchten und weniger Zucker als bei den Supermarktprodukten (9 Gramm statt 14 Gramm) kommt bei den meisten Hohenheimer Studenten im Geschmackstest gut an.

Warum aber setzen sämtliche Joghurthersteller trotzdem auf eine Einheitssüße am Markt? Ein Verdacht, den Verbraucherschützer immer wieder hegen ist, dass sich durch Zucker als billige Zutat der Anteil von teureren Früchten reduzieren lässt – und der Joghurt trotzdem noch Geschmack hat.

In Norwegen gibt es Joghurts in verschiedenen Süßestufen

Darauf geht der Hersteller Zott nicht ein, rechtfertigt den Zuckergehalt aber damit, „dass es bei vielen Lebensmitteln auf die Menge ankommt, die jeder Einzelne konsumiert“. Ernährungswissenschaftler Lutz Graeve merkt hierzu an, „dass der Verbraucher mit einem Becher Fruchtjoghurt von 150 Gramm schon fast den empfohlenen Tagesbedarf von 25 Gramm Zucker intus hat“. Das Unternehmen FrieslandCampina, zu dem die Marke Landliebe gehört, sagt hingegen: „Wir haben unseren Zuckergehalt bereits 2012 um 10 Prozent reduziert und wir planen ihn weiter zu senken.“

Andere Länder zeigen, dass die Verbraucher ein solches Angebot durchaus schätzen: Norwegische Konzerne bieten Joghurts in sechs verschiedenen Süßestufen an. Ein Schweizer Hersteller hat den Zuckergehalt um 45 Prozent reduziert. „Es ist schön, wenn der Verbraucher eine solche Auswahl hat“, findet Graeve. Bis es in Deutschland auch dazu kommt, bleibt: Joghurt mit Früchten, Zucker oder Marmelade selbst süßen.