Die Pünktlichkeit der Regionalzüge in Deutschland hat im vergangenen Jahr weiter abgenommen. Foto: dpa

Der Zugverkehr in Deutschland ist unzuverlässig. Doch die Ursachen dafür hat maßgeblich auch die Politik mit zu verantworten, kritisiert Thomas Wüpper.

Berlin - Rund 147 Millionen Verspätungsminuten hat die Deutsche Bahn AG ihren Fahrgästen 2018 im Fern- und Regionalverkehr zugemutet, neun Millionen mehr als im Jahr zuvor. Ganz klar: Das ist eine Zumutung, so kann es nicht weitergehen und dafür haben der Konzern und seine Verantwortlichen rund um Bahnchef Richard Lutz und seinen Vize Ronald Pofalla jede Menge Kritik verdient. Die Unzuverlässigkeit der Züge ist ein Dauerärgernis und überaus peinlich für ein Hochtechnologieland wie die Bundesrepublik.

Ärgerlich ist allerdings auch, wie undifferenziert oft die Kritik daran ausfällt. Es ist verständlich, dass enttäuschte Reisende und Pendler ihrem Frust Luft machen, zumal wenn sich trotz aller Versprechen nicht viel verbessert und Verspätungen zu- statt abnehmen. Dennoch sollte man die Gründe für die massiven Defizite nicht aus den Augen verlieren. Gravierendste Ursache bleibt die jahrzehntelange Vernachlässigung des Schienenverkehrs durch die Politik. Seit Jahrzehnten gibt es Engpässe und einen riesigen Investitionsstau im bundeseigenen Netz. Helfen kann jetzt nur ein nationaler Kraftakt, eine Verkehrswende hin zur Schiene. Dafür braucht es aber mehr Taten und vor allem noch viel mehr Geld – und eine Bundesregierung, die dieses Umsteuern nicht immer nur verspricht, sondern endlich auch entschlossen umsetzt.