Am Salier-Schulzentrum in Waiblingen blockieren parkende „Eltern-Taxis“ die Schulbusse – und gefährden Fußgänger. Foto: Gottfried Stoppel

Täglich stauen sich Eltern-Taxis vor den Schulen: Viele fahren ihre Kinder bis vor die Tür. Waiblingen will das ändern – und den Schulweg sicherer machen.

Anwohner von Schulen können ein Lied davon singen: Zur ersten und letzten Schulstunde bricht rund ums Schulgelände regelmäßig Chaos aus, weil Eltern ihre Kinder mit dem Auto direkt bis vor die Schule bringen, Zufahrten und Gehwege blockieren oder auf Zebrastreifen und in Halteverbotszonen parken. „Es gab sogar schon Versuche, die Kinder auf den Schulhof oder bis direkt vor die Eingangstür zu fahren“, sagt Benjamin Schock, der Leiter des Geschäftsbereichs Ordnungswesen bei der Stadt Waiblingen (Rems-Murr-Kreis). So geschehen beispielsweise am Salier-Schulzentrum.

 

Letzteres gehört zu den Schulgeländen, an denen es besonders heiß hergeht. Um sich einen Überblick über die Situation im Stadtgebiet zu verschaffen, hat die Stadt Waiblingen alle Schulleitungen befragt und „umfassende Rückmeldungen“ erhalten. Das vorläufige Ergebnis: Lediglich an der Lindenschule in Hohenacker besteht kein akuter Handlungsbedarf. Als besonders problematisch stuft die Stadt dagegen die Situation an der Wolfgang-Zacher-Schule, der Rinnenäckerschule und dem Salier-Schulzentrum ein.

„Eltern-Taxis sind ein gesellschaftliches Thema, kein Waiblinger Thema. Das können wir nur bedingt beeinflussen“, sagt Benjamin Schock: „Fast jedes vierte Kind wird in die Schule gefahren. 90 Prozent der Eltern empfinden das als Problem. Finde den Fehler.“ Bei den Vorortterminen habe man die Eltern teilweise auf das Thema Eltern-Taxis angesprochen: „Jeder hat für sich einen Grund, wieso er sein Kind mit dem Auto zur Schule bringt.“

Waiblingen möchte das Verkehrschaos eindämmen

Auch die Stadt Waiblingen muss sich daher überlegen, wie sie das Verkehrschaos eindämmen und dafür sorgen kann, dass junge Fußgänger und Radler sicher in die Schule kommen. Ein neuer Erlass des baden-württembergischen Verkehrsministeriums kommt da gerade recht: Er schafft rechtliche Grundlagen, mit denen Kommunen leichter Schulstraßen und Schulzonen einrichten können. Schulstraßen sind Abschnitte, die am Beginn und Ende des Schultags für einige Zeit gesperrt werden, damit Schüler sie sicher nutzen können. Schulzonen sind Bereiche, die dauerhaft gesperrt bleiben.

Ein Ziel ist es, dass die Kinder sicher und eigenständig in die Schule gelangen (Archivbild). Foto: Eva Herschmann

Die Stadtverwaltung kann sich vorstellen, sowohl Schulstraßen als auch Schulzonen zu erproben. Allerdings müssen solche Maßnahmen abgestimmt werden und brauchen Zeit. Damit sich die Lage rasch bessert, will die Kommune daher mit schnell umsetzbaren Konzepten einen Anfang machen. Dazu gehören beispielsweise eingeschränkte und absolute Halteverbote in den Straßen um die Schulen. An der Rinnenäckerschule soll es zeitlich begrenzte Sperrungen der Einfahrt Danziger Platz geben, bei der Zacher-Schule, der Friedensschule Neustadt und am Staufer-Schulzentrum plant die Stadt, Schranken anzubringen. Mit Pollern, Findlingen oder auch mobilem Grün will die Stadt zudem verhindern, dass Eltern ihre Autos auf dem Gehweg parken.

Damit die Zufahrts- und Halteverbote wirken, müssen die Beschäftigten des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) diese dann natürlich auch kontrollieren. „Gezielte Präventionsarbeit“ soll zusammen mit dem Ausbau des Rad- und Fußwegenetzes ebenfalls Besserung bringen. Geplant ist auch eine Arbeitsgruppe, in der die Verwaltung, Schulen und möglichst auch Eltern die Situation analysieren und Lösungen für den jeweiligen Standort umsetzen.

Beschwerden über die Buslinie 201

„Die Maßnahmen sind richtig“, lobte die SPD-Gemeinderätin Lissy Theurer in der Ausschusssitzung die Pläne der Verwaltung. Sie merkte aber an, dass auch die „haltlosen Zustände“ bei der Schülerbeförderung eine Rolle in Sachen Eltern-Taxis spielten und sprach von „einer Katastrophe“. Seit Jahren gibt es in Waiblingen Beschwerden über die Buslinie 201, die von Bittenfeld über Hohenacker und Neustadt in die Kernstadt fährt und zu Stoßzeiten bisweilen so voll ist, dass im Fahrzeug heftiges Gedränge und akute Platznot herrschen. „Es ist kein Wunder, dass Eltern ihre Kinder mit dem Auto in die Schule fahren, wenn die Busse sie immer wieder an der Haltestelle stehen lassen“, sagte Theurer.

„Wir hatten einen guten ÖPNV, aber man hat ihn an manchen Stellen kaputtgespart“, sagte dazu der Erste Bürgermeister Peter Schäfer. Zuständig sei für diesen Bereich der Landkreis: „Wir waren da nicht mal eingebunden.“