Jede Figur steht für ein Schorndorfer Opfer des NS-„Euthanasie“-Programms, das in der Tötungsanstalt Grafeneck ermordet wurde. Foto: Frank Eppler

Eine neue Sonderausstellung zeigt Biografien von NS-„Euthanasie“-Opfern aus Schorndorf. Während der Recherchen für die Schau hat sich herausgestellt: Es gab viel mehr als gedacht. Darauf wird nun reagiert.

Schorndorf - Wenige Tage vor ihrem Tod sendet Marie Anna Fetzer ihren Eltern einen Brief aus der Nervenklinik Winnental in Winnenden. „Mein Goldschatzkind will ich auch wieder sehen“, schreibt die 31-Jährige voller Sehnsucht nach ihrem fünfjährigen Sohn. Doch dieses Wiedersehen bleibt der Schorndorferin verwehrt: Am 30. Mai 1940 wird sie im Zuge des „Euthanasie“-Programms der Nationalsozialisten in die Tötungsanstalt Grafeneck deportiert und dort vergast. Offiziell, so wird es ihren Angehörigen mitgeteilt, stirbt sie an einem Gelenkrheumatismus mit anschließender Herzinnenwandentzündung. Bei ihrer schweren unheilbaren Erkrankung bedeute ihr Tod eine Erlösung für sie, heißt es im Beileidsschreiben.