Zwei Papierkörbe am Freitag in der Schulstraße: Noch geht ein bisschen was, doch an Samstagen mit vielen Passanten und schönem Wetter sind die Mülleimer oft überlastet. Foto: Leif Piechowski

Manche Papierkörbe in Stuttgart quellen über, wenn an Wochenenden viel Volk unterwegs ist. Manchmal entsorgen Passanten Abfall notgedrungen unter den Behältern. Jetzt prüft man im Rathaus Gegenmaßnahmen.

Stuttgart - Der neue Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) hat die Müllproblematik ins Visier genommen. Im Sommer seien ihm übervolle Papierkörbe aufgefallen, sagt seine Sprecherin Julia Ebling. Bei den Brennpunkten handle es sich um Schlossgarten, Schlossplatz und Theodor-Heuss-Straße. Vielleicht müsste man mit größeren Abfallgefäßen Abhilfe schaffen, dachte Kuhn sich. Inzwischen hat er mit Technik-Bürgermeister Dirk Thürnau (SPD) darüber geredet. Blitzartig könne man die Problematik nicht lösen, sagt Ebling, zumal die Kosten ein Fall für die Haushaltsberatungen im Herbst seien. Man überlege, ob man flächendeckend tätig werden müsse oder an Brennpunkten.

Die unterirdischen Behälter in der Königstraße, in die Passanten ihren Abfall über einen Edelstahlschacht einwerfen, seien sicherlich nicht zu klein, meint Thürnau. Manchmal sehe es so aus, als wären sie proppenvoll. Das liege aber daran, dass sich beispielsweise Pizzaschachteln im Einwurfschacht verkanten. Mit 4732 klassischen Papierkörben sei Stuttgart auch sonst nicht unterversorgt, sondern vergleichsweise gut ausgerüstet, meint Thürnau. Das Problem liege eher bei der Frequenz der Leerung.

„Je größer der Behälter, desto stärker das Problem“

Dabei betreibt die AWS dafür schon heute großen Aufwand: Sie setzt zehn Müllfahrzeuge mit je zwei Mitarbeitern ein. Weitere zwei Beschäftigte sind im Einsatz, um den Müll aus den rund 50 Unterflurbehältern in der Königstraße abzusaugen. Vier Mitarbeiter leeren ständig die öffentlichen Papierkörbe im Stadtzentrum.

Thürnau zweifelt daran, dass größere Papierkörbe wirklich wünschenswert sind. Denn der Austausch kostet Geld und könnte die Menschen ermutigen, noch mehr Hausmüll illegal in den Papierkörben zu entsorgen: „Je größer der Behälter, desto stärker das Problem.“ Es sei schon schlimm genug.

Die Zahl dieser Müllsünden nimmt zu, meint man auch bei der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS). „Angefangen hat es etwa 2004 oder 2005“, berichtet Annette Hasselwander. Besonders auffällig sei die illegale Hausmüllentsorgung an Brennpunkten wie den Standorten von Altglascontainern, wo nicht nur Papierkörbe mit Hausmüll bestückt würden, sondern gern auch wilder Müll abgelagert werde. Über die Ursachen der illegalen Entsorgung kann man meist nur rätseln. „Vielleicht bestellen die Hauseigentümer nicht genug Mülleimer-Kapazität“, vermutet Thürnau.

Geräte gelten als sensibel für Vandalismus

Den neuartigen Müllbehältern mit Solarstrombetrieb, die eingeworfenen Abfall umgehend klein pressen, gewinnt der Bürgermeister auch wenig Positives ab. In München ist so eine Müllpresse schon im Einsatz, FDP-Fraktionschef Bernd Klingler schlug sie auch für Stuttgart vor. Die Geräte gelten aber als sensibel für Vandalismus, sagt Thürnau. Außerdem würden sie das Stadtbild beeinträchtigen.

Thürnau peilt deshalb einen anderen Weg an. Wenn man nach den gravierenden Kürzungen der vergangenen Jahre zumindest wieder 65 000 Euro mehr ausgebe für die Straßenreinigung, könne die AWS in den Außenbezirken auch sonntags die Papierkörbe leeren. Fürs Stadtzentrum erwägt Thürnau, die Reinigungszone mit der höchsten Priorität auszudehnen. Bisher umfasst sie die Königstraße und die nähere Umgebung.

Als sie so abgegrenzt wurde, gab es noch keine Partymeile. Nun könnte man sie ausdehnen bis zur Theodor-Heuss-Straße, findet Thürnau. Das würde bedeuten, dass auf der Straßenseite zum Stadtzentrum hin zwischen Palast der Republik und Rotebühlplatz so häufig gereinigt würde wie auf der Königstraße. Auch Teile des Hospitalviertels, des Gerberviertels und des Leonhardsviertels könne man einbeziehen. Allerdings müssten dann weitere Anlieger in der Innenstadt mit Gebühren für die Reinigung von Straßen und Gehwegen rechnen.