Schüler des Dillmann-Gymnasiums bei der Arbeit an einer Nisthilfe Foto: Caroline Holowiecki

Studenten haben schicke Nisthilfen entworfen, die mehr Lust auf Naturschutz machen sollen. Am Dillmann-Gymnasium hängen nun Anschauungsobjekte. Bald gibt es Nachbau-Anleitungen für jedermann.

Die ersten Primeln haben ihre Blüten geöffnet, Narzissen und Traubenhyazinthen haben sich ebenfalls bereits durch den kalten Boden gekämpft. Die Petersilie vom Vorjahr hält noch wacker die Stellung im Gemüsebeet. Im Schulgarten des Dillmann-Gymnasiums tut sich etwas, und seit Dienstag ist noch mehr geboten auf dem kleinen Stückchen Grün im schnöden Grau des Stuttgarter Westens.

Die Klasse 7c hat neue Nisthilfen für Insekten, Vögel und Fledermäuse, Futterhäuschen sowie Pflanzgefäße erst selbst zusammengebaut und dann rund um die Schule aufgehängt. Das Besondere: Die Installationen aus geöltem Seekiefernholz sind echte Designstücke.

Zusammenarbeit mit Uni Stuttgart

Entstanden sind sie in Kooperation mit Studenten der Uni Stuttgart. Die haben sich am Institut für Architektur und Stadtplanung Gedanken gemacht, wie in der Großstadt die Biodiversität vorangetrieben werden kann., „weil es nach wie vor stiefmütterlich behandelt wird“, findet Thomas Fadini. Die zentrale Idee ist, alles ansprechender zu gestalten, um mehr Menschen zum Aufbau von Nisthilfen und Co. daheim zu animieren. Weg vom Ökolook, hin zum Eyecatcher. Herausgekommen sind futuristische Dreiecksgebilde, die ein bisschen an Origami erinnern. „Insektenhotels mit Designanspruch“, sagt der Student Jannis Haueise. Entstanden sind die Gebilde in Zusammenarbeit mit Ökologen, erklärt die Dozentin Marie Davidová vom Institut für Sozialwissenschaften.

Fruchtbarer Boden am Dillmann

Am Dillmann-Gymnasium fällt das alles auf fruchtbaren Boden. Um den Kinder im dicht besiedelten Westen möglichst viel Natur nahezubringen, wurde 2020/21 eine Bienen-AG ins Leben gerufen. Vier Bienenvölker produzieren den schuleigenen Honig „Dillmann-Gold“. Im selben Zeitraum wurde zudem die Schulgarten-AG gegründet. Mit Erfolg. Beim Jubiläumswettbewerb des Stuttgarter Verschönerungsvereins und der Landeshauptstadt kam „LavenDill“ 2021 auf den zweiten Platz. Dem Schulleiter Manfred Birk ist wichtig, „dass die Kinder sehen, woher Lebensmittel kommen“. Er wünscht sich, dass rund ums Gebäude ein Habitat entsteht. „Nicht nur für Schüler und Lehrer, sondern auch für die Natur“.

Für viele Schüler ist das alles völlig neu

Angebaut werden im Schulgarten Kräuter, Kartoffeln, Hopfen, Spargel und mehr. „Wir werden oft drauf angesprochen“, sagt der Lehrer Tobias Fraund über den Garten, der ehemals eine „total verwaiste Brachfläche“ gewesen sei. „Ich weiß, dass mittlerweile auch die Oberstufe hier schon zum Artenzählen war“, erklärt er. Seine Kollegin Karen Merkle sagt: Manche Schüler seien bei der Arbeit in der Natur sehr versiert, manche wiederum hätten bislang keinerlei Erfahrung damit. Nun gibt es also mit den Nistkästen und Pflanzgefäßen neues Anschauungsmaterial. Der Student Jannis Haueise betont, dass sich vielfältiges Pflanzen- und Tierleben und ein urbanes Umfeld nicht ausschließen. Wenn es nach ihm und seinen Kommilitonen geht, soll das Ganze in Stuttgart Schule machen.

Präsentation Die Studenten haben weitere Designhäuschen am Uni-Gebäude am Gebäude Seidenstraße 36 angebracht. Am 18. April soll ab 15 Uhr eine öffentliche Präsentation sein – Nachbau-Anleitungen inklusive