Durchschnittlich gut 14 Euro in der Stunde verdienen die Lieferando-„Rider“. Foto: dpa/Michael Kappeler

Der Lieferdienst Lieferando plant, während der Wintermonate den sogenannten Ridern einen Bonus in den Abendstunden zu zahlen. Die Gewerkschaft NGG hingegen dringt auf einen Tarifvertrag.

Der Restaurantlieferdienst Lieferando will seinen Kurierfahrern zwischen November und März einen Winterbonus in Höhe von 50 Cent pro Arbeitsstunde zahlen. Zusätzlich soll es 50 Cent pro Stunde zu den abendlichen Stoßzeiten von Freitag bis Sonntag geben. Ferner werde eine Inflationsausgleichsprämie von bis zu 300 Euro gezahlt. Nach Unternehmensangaben kann ein Vollzeitfahrer etwa in Stuttgart unabhängig davon im Durchschnitt 14,10 Euro pro Stunde verdienen – eingerechnet sind der Grundlohn und ein Auftragsbonus.

„Peanuts können Tarifvertrag nicht ersetzen“

Der Experte der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Mark Baumeister, kritisiert die Ankündigung als „Augenwischerei“. „Das sind im Grunde Peanuts, die einen echten Tarifvertrag nicht ersetzen können“, sagte er unserer Zeitung. Die Fahrer hätten zum Beispiel noch längst nicht alle ein Diensthandy und ein Dienstfahrrad, die die NGG im November 2021 vor dem Bundesarbeitsgericht eingeklagt hatte. Ein Problem sei die hohe Fluktuation – viele Beschäftigte würden ihre Rechte noch nicht kennen.

Noch kein Betriebsrat in Baden-Württemberg

Die NGG sieht sich nun stark genug bei Lieferando, um Tarifstrukturen durchzusetzen. Im Januar werde es ein Treffen der Tarifkommission und weiterer Mitglieder geben. Dort werde diskutiert, wie und wann das Unternehmen offiziell zu Tarifverhandlungen aufgefordert werden soll. „Ich bin zuversichtlich, dass wir unsere Forderung ausreichend kraftvoll demonstrieren werden“, betont der NGG-Referatsleiter. Der Rest hänge vom Arbeitgeber ab – „es könnte ungemütlich für ihn werden“. Vor allem in den Ballungsräumen hat die Gewerkschaft zugelegt, sodass bundesweit 14 Betriebsratsgremien bei Lieferando gegründet wurden – aber noch nicht in Baden-Württemberg.