Zum Stadtjubiläum 2027 wird der Esslinger Marktplatz neu gestaltet. Nun hat die Stadt die Pläne vorgestellt: Ein Pflasterbelag, mehr Sitzplätze, mehr Gastronomie, Wasserfontänen und keine öffentlichen Parkplätze mehr.
Abseits von Wochenmarkttagen und Großveranstaltungen bietet der Esslinger Marktplatz bislang kein attraktives Bild. Kein Wunder, dass seit Jahren über eine Sanierung und Neugestaltung dieser Freifläche im Herzen der Stadt diskutiert wird. Im Gemeinderat drängen viele schon lange darauf, dass die Stadt ihren Bekenntnissen konkrete Taten folgen lässt. Grundzüge einer künftigen Planung hatte die Verwaltung bereits im vergangenen April präsentiert. Nun ließ OB Matthias Klopfer beim städtischen Neujahrsempfang schon mal erahnen, wie der Marktplatz künftig aussehen könnte.
Weitere Details wurden in dieser Woche in einer Sondersitzung des gemeinderätlichen Ausschusses für Bauen, Mobilität und Klimaschutz vermerkt – allerdings hinter verschlossenen Türen. Nun sollen die Überlegungen öffentlich werden. Denn die Zeit drängt: Bis zum Stadtjubiläum soll sich der Marktplatz in seinem neuen Kleid präsentieren – die Einweihung ist für Pfingsten 2027 geplant. Mehr als elf Millionen Euro sind einkalkuliert.
Zuschlag erhält Esslinger Planungsbüro
Nachdem die Überlegungen im April 2024 im damaligen Ausschuss für Technik und Umwelt viel Beifall gefunden hatten, hatte man im Rathaus das Tempo erhöht. Per Wettbewerb wurde ein geeignetes Planungsbüro bestimmt. Den Zuschlag erhielt das Esslinger Büro Gänßle und Hehr, das bereits beim Bau des Sport- und Bürgerparks in Weil tätig war und das auch mit der Bauleitung des Neckaruferparks betraut wurde.
Zusammen mit Yvonne Bast-Schöning, der Abteilungsleiterin Städtebau im Stadtplanungsamt, und ihrem Team hat das Büro einen Entwurf erarbeitet, über den der Gemeinderat im Februar entscheiden soll. „Bis kurz vor Weihnachten wurde intensiv daran gearbeitet“, erzählt Baubürgermeister Hans-Georg Sigel. „Auch nach den Feiertagen ging es für einige noch weiter. Es ist schön, zu sehen, mit welcher Begeisterung sich alle für dieses Projekt engagieren.“
Öffentliche Parkplätze am Marktplatz in Esslingen fallen weg
Einen Marktplatz neu zu gestalten, ist eine reizvolle Aufgabe – allerdings keine einfache, schließlich gilt es, unterschiedlichste Anforderungen unter einen Hut zu bringen: Der Platz soll dauerhaft, robust, repräsentativ und anpassungsfähig sein. Er soll sich als Veranstaltungsort eignen, Aufenthaltsqualität bieten und dem historischen Umfeld gerecht werden. Und er soll künftig „autoarm“ sein: Bis auf vier Behindertenparkplätze soll es keine Autoabstellflächen mehr geben – die Bezeichnung „autoarm“ wird gewählt, weil eine Zufahrt zur Tiefgarage Kleiner Markt bleiben muss. Für Hans-Georg Sigel ist klar: „Der Platz kann keine Qualität entwickeln, wenn weiterhin ringsum geparkt werden darf.“ Stattdessen sollen rund um den Platz zusätzliche Fahrradstellplätze bereitgestellt werden. Durch den Verzicht auf Parkplätze kann die Außengastronomie 300 Quadratmeter mehr Fläche erhalten.
Das Planungsteam hat konkrete Vorstellungen formuliert, wie der Marktplatz mehr aus sich machen könnte. Der Belag, der momentan eher einem asphaltierten Flickenteppich gleicht, soll durch großformatiges Naturstein-Pflaster ersetzt werden – sandgestrahlt, erschütterungsfrei und „gut berollbar“. Der Belag wird so ausgeführt, dass er alle Anforderungen an den Platz erfüllt. Selbst an den Traum vieler Esslinger, dass dort wieder sportliche Marktplatzturniere stattfinden können, wurde gedacht. Hin zur Fachwerkhäuserzeile soll ein Fontänenfeld entstehen – zweigeteilt, weil dazwischen der Geiselbach, der im Zuge der Marktplatzgestaltung saniert wird, unterirdisch hindurchfließt. Vom neuen Belag mit seinen wasserdurchlässigen Fugen, von einer Ergänzung der bisherigen Bepflanzung und vom Fontänenfeld erhofft sich die Stadt auch klimatische Vorteile. Ein umlaufendes Blindenleitsystem erleichtert sehbehinderten Menschen die Orientierung.
Marktplatz Esslingen soll Platz für neues Leben sein
Bei Neupflanzungen will Hans-Georg Sigel „ganz neue Ansätze verfolgen“. Der Schwammstadt-Gedanke, der vorsieht, möglichst viel Regen- und Oberflächenwasser aufzunehmen und zu speichern, spielt dabei eine wichtige Rolle. Sitzbänke mit Arm- und Rückenlehnen sollen am Marktplatz und der Rossneckar-Promenade zum Verweilen einladen. Weil Parkplätze rings um den Platz wegfallen, sollen die Sitzmöbel künftig nicht mehr nur zur Platzmitte, sondern auch nach außen hin angeordnet werden.
Eine wichtige Rolle wird auch die Beleuchtung spielen. Es soll unter anderem ein dem Umfeld angepasstes Lichtkonzept geben. Für Bast-Schöning ist klar: „Mit dem, was wir gemeinsam entwickelt haben, kann auf dem Platz viel Leben entstehen. Das hat alle Beteiligten bei der näheren Planung beflügelt.“ Und Baubürgermeister Sigel findet: „Der Zeitplan ist sportlich, aber zum Stadtjubiläum fertig zu sein, ist ein schönes Ziel.“
Eckdaten zur Neugestaltung des Esslinger Marktplatzes
Flächen
Der Marktplatz wird mit einer Fläche von 7500 Quadratmetern neu gestaltet, 3800 Quadratmeter kommen 2028 im zweiten Bauabschnitt in Richtung Abt-Fulrad-Straße hinzu.
Zeitplan
Bislang hatten Ältestenrat, Dezernenten und der Ausschuss für Bauen, Mobilität und Klimaschutz (ABMK) die Pläne für den Marktplatz hinter verschlossenen Türen vorberaten – nun soll es öffentlich weitergehen: Zunächst tagt am 29. Januar nochmals der ABMK. Eine Bürger-Informationsveranstaltung ist am 4. Februar geplant, das letzte Wort hat der Gemeinderat am 10. Februar. Der Großteil der Bauarbeiten auf und unter dem Marktplatz soll bis zum Mittelalter- und Weihnachtsmarkt 2026 über die Bühne gehen, bis Pfingsten 2027 soll der Marktplatz vollends fertig sein. In einem zweiten Bauabschnitt sollen dann 2028 die angrenzenden öffentlichen Flächen in der Abt-Fulrad-Straße neu gestaltet werden.
Kosten
Die Neugestaltung des Marktplatzes ist mit 7,5 Millionen Euro kalkuliert, weitere 3,7 Millionen Euro kommen für die Neugestaltung der Abt-Fulrad-Straße, die Anschlüsse an Agnesbrücke und Agnespromenade und den Vorplatz der Stadtkirche hinzu. Im Rathaus hofft man allerdings auf Fördergelder.