Holcim und Lafarge wollen zu weltgrößtem Zementkonzern fusionieren. Foto: dpa

Gigantenhochzeit im Baustoffreich: Schweizer und Franzosen formen den weltweit größten Zementkonzern. Dessen Aufsichtsgremium soll der deutsche Spitzenmanager Wolfgang Reitzle führen.

Gigantenhochzeit im Baustoffreich: Schweizer und Franzosen formen den weltweit größten Zementkonzern. Dessen Aufsichtsgremium soll der deutsche Spitzenmanager Wolfgang Reitzle führen.

Zürich/Paris - Die Baustoffriesen Holcim und Lafarge wollen zum größten Zementkonzern der Welt fusionieren. Die aktuelle Nummer eins aus der Schweiz und die Nummer zwei aus Frankreich wollen durch den Zusammenschluss auf den internationalen Märkten noch wettbewerbsfähiger werden.

Derzeit kommen sie mit ihren Aktivitäten in rund 90 Ländern gemeinsam auf einen Umsatz von 32 Milliarden Euro und einen Gewinn von rund 6,5 Milliarden Euro. Geplant sei ein Zusammenschluss unter Gleichen, der im ersten Halbjahr 2015 abgeschlossen werden sollte, teilten die Konzerne am Montag mit. Mehrere Kartellbehörden müssen dem Deal noch zustimmen.

Chef des neuen Mega-Konzerns wird der bisherige Lafarge-Präsident Bruno Lafont. Er sagte am Montag in Paris, das neue Unternehmen solle schneller und innovativer werden, Standortschließungen seien nicht geplant. Als Präsident des Verwaltungsrats ist der deutsche Manager Wolfgang Reitzle vorgesehen, der in diesem Jahr den Vorstandsvorsitz des Industriegase-Spezialisten Linde (München) abgibt. Reitzle ist seit 2012 Mitglied des Holcim-Verwaltungsrates.

Die Schweizer bieten dafür einen Aktientausch an: Eine Lafarge-Aktie gegen eine von Holcim. Die zentrale Steuerung des Konzerns wird den Plänen zufolge auf die Standorte in Paris und Zürich aufgeteilt. Der juristische Sitz soll in Rapperswil-Jona im Kanton St. Gallen angesiedelt werden. Dort befindet sich der traditionelle Sitz von Holcim.

"Die einmalige Positionierung von LafargeHolcim wird es uns erlauben, der Bauwirtschaft die Baustoffe zu liefern, um für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet zu sein", erklärte Holcim-Verwaltungsratspräsident Rolf Soiron. Lafont erklärte, der Zusammenschluss ermögliche "außerordentliche Synergien". Der Effekt wird auf rund 1,5 Milliarden Euro geschätzt. Die Fusion muss erst noch von den europäischen Wettbewerbsbehörden genehmigt werden. Man stehe bereits mit ihnen in Kontakt, teilten Soiron und Lafont in einer Telefonkonferenz mit. Von der EU-Kommission hieß es zunächst nur, der Zusammenschluss sei bei ihr noch nicht angemeldet worden. Soirent und Lafont zufolge werde damit gerechnet, dass dem Konzern im Zuge der Fusion die Auflage erteilt wird, sich von zu 15 Prozent aller bisherigen Aktivitäten zu trennen.

Kein Kommentar von HeidelbergCement

Dies könnte beispielsweise auch den deutschen Konkurrenten HeidelbergCement ins Spiel bringen. Das Unternehmen wollte die Fusion am Montag zunächst nicht öffentlich kommentieren. "Wir schauen uns das jetzt erst einmal in Ruhe an", sagte eine Sprecherin.

Holcim und Lafarge betonten, das Zusammengehen solle nicht zu Standortschließungen führen. "Wir fusionieren nicht, um die Gruppe tiefgreifend zu restrukturieren", sagte Lafont. Dies schließe nicht aus, dass der neue Konzern seine Strukturen laufend überprüfen werde.

Holcim hat im vergangenen Jahr 139 Millionen Tonnen Zement verkauft und kam auf 19,7 Milliarden Schweizer Franken (gut 16 Mrd Euro). Lafarge kam auf 137 Millionen Tonnen und einen Umsatz von gut 15 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Der deutsche Konzern HeidelbergCement hatte 2013 einen Umsatz von rund 14 Milliarden Euro.

Die Aktien von Holcim zogen am Montag im frühen Handel um mehr als fünf Prozent an und gaben im Laufe des Vormittags einen Teil der Gewinne wieder ab. Zuletzt notierten sie noch 2,18 Prozent höher. Die Lafarge-Papiere stiegen um 2,84 Prozent. Bereits am Freitag hatten beide Anteilsscheine kräftig an Wert gewonnen, nachdem die Fusionspläne an die Öffentlichkeit durchgesickert waren.

Auch die anderen Zementhersteller und der Bausektor konnten davon profitieren. Aktien des irischen Baustoffkonzerns CRH gewannen 1,31 Prozent. An der Madrider Börse lagen Baukonzerne an der Spitze: Accciona gewannen 1,59 Prozent.