Das umrandete Gebiet ist 16 Hektar groß, es soll neu bebaut werden. Foto: Stadt Backnang

Auf einem 16 Hektar großen Areal mitten in der Murrstadt könnten eines Tages 1500 (Neu)Bürger leben. Abwarten, ob alle Grundstückseigentümer auch mitziehen. Einer hat schon öfter quergeschossen.

Backnang - Der Backnanger OB strebt in Stuttgart nach Höherem. Frank Nopper (CDU) will sich im Herbst zum Oberbürgermeister der Landeshauptstadt wählen lassen. Vorher indes möchte er gemeinsam mit dem Gemeinderat der Murrstadt sein Meisterstück auf den Weg bringen. Mit Blick auf das Megaprojekt Backnang-West, das im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) umgesetzt werden soll, sprach Nopper jetzt im Kommunalparlament von der „größten städtebaulichen Herausforderung für Backnang nach dem Krieg, vielleicht sogar in der gesamten Stadtgeschichte“. Backnang habe noch nie „mit solchem Nachdruck, mit solchem Impetus, mit einem solchen Maß an Bürgerbeteiligung“ ein Bauvorhaben vorangetrieben, so der Rathauschef.

Die Damen und Herren Stadträte sehen die Sache ganz offenkundig ähnlich, sie haben jetzt einstimmig die Eckpunkte für einen städtebaulichen Wettbewerb beschlossen. Das in Rede stehende gut 16 Hektar große Areal mitten in der Murrstadt soll zu einem großen Teil neu bebaut werden. Eines Tages könnten laut Auskunft des Baudezernenten Stefan Setzer auf dem Gelände bis zu 1500 (Neu)Bürger wohnen. Ferner solle „eine noch nicht konkret abschätzbare Anzahl an Arbeitsplätzen“ entstehen.

Immer wieder Zwist mit der Firma Riva

Mehrere markante Gebäude freilich bleiben sicherlich stehen, manche werden wohl umgebaut. Der Bereich westlich der Friedrichstraße und nördlich der Wilhelmstraße – in der Nähe der Firma Tesat-Spacecom – solle dem „Nutzungsschwerpunkt Forschung und Entwicklung in Verbindung mit urbanem Wohnen“ zugeordnet werden. Südlich der Wilhelmstraße ist „Wohnen am Wasser“ geplant. Auf dem Areal der Stadtwerke solle es um das Thema „Energieversorgung der Zukunft“ gehen. Der Bereich des ehemaligen Schlachthofs könnte um „Wohn- und Dienstleistungsbausteine ergänzt werden", heißt es in dem Papier, das die Verwaltung den Räten vorgelegt hat. Der Bereich Fabrikstraße bis zum Viadukt solle dem Schwerpunkt Wohnen dienen.

Von den rund 16 Hektar würden maximal 10,5 Hektar bebaut. Vorgesehen sind auch viele Grünflächen sowie neue Radwege und Busverbindungen. Die Verwaltung schlägt vor, dass vier- bis fünfstöckige Gebäude entstehen, schließt ein Hochhaus auf dem Gelände indes nicht von vorne herein aus. Über das Thema Hochhaus ist in der Stadt schon ausgiebig diskutiert und gestritten worden. Einer der Grundstückseigentümer, Hermann Püttmer, der Chef der Firma Riva, hatte der Verwaltung mehrfach vorgeworfen, nicht mutig genug an das Projekt heranzugehen. Die Verwaltung und viele Gemeinderäte indes haben die hochfliegenden Riva-Pläne als nicht passend für Backnang bezeichnet.

Stadt: Grundstückseigentümer ziehen mit

Setzer erklärt auf Anfrage, die Grundstückseigentümer, auch Riva, seien „fortlaufend in den Entwicklungsprozess der Auslobung des Wettbewerbs miteinbezogen“ worden. Bei einem Gespräch hätten alle Eigentümer kürzlich Zustimmung zur Auslobung und zum geplanten Terminplan signalisiert. Ein Riva-Sprecher wollte sich nicht zum Thema äußern.

Zu dem Wettbewerb sollen maximal 24 Büros zugelassen werden. Sechs Büros sind von der Stadt bereits vorab ausgewählt beziehungsweise angefragt worden, unter anderem Helmut Jahn aus Chicago, mit dem Riva zusammenarbeitet. Der Gewinner soll Anfang kommenden Jahres gekürt werden. Wann die ersten Gebäude auf dem Gelände stehen werden, könne er nicht sagen, so Setzer. Zur IBA im Jahr 2027 indes „sollte etwas zu sehen sein“.