Im Hallenbad Sonnenberg waren am Samstag Nixen unterwegs. Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Vor drei Jahren hat Katharina Hegemann ihren Job an den Nagel gehängt, seitdem ist sie hauptberufliche Meerjungfrau. Sie bildet Kinder und Erwachsene zu Nachwuchsnixen aus. Im Hallenbad Sonnenberg gibt sie Kurse im Meerjungfrauenschwimmen.

Stuttgart - Zwei Jahre lang hat die achtjährige Charlotte darauf gewartet, endlich zu lernen, wie echte Meerjungfrauen schwimmen. In dem vergangenen Sommerferien hat sie es im Pool auf dem Campingplatz zum ersten Mal ausprobiert. „Kurze Zeit später hatten sämtliche Mädchen auf dem Campingplatz die Monoflosse einmal getestet“, berichtet die Mutter lachend. Am Samstagnachmittag dann erhielt die Achtjährige erstmals Unterricht von einer hauptberuflichen Nixe: Katharina Hegemann. Die 30-Jährige aus dem Ostalbkreis hat vor fünf Jahren den Meerjungfrauenclub Deutschland gegründet und tourt seitdem durch sämtliche Hallenbäder in Baden-Württemberg und Bayern. Sie bringt Kindern und manchmal auch Erwachsenen das Schwimmen mit Flosse bei.

Bevor sich die jungen Teilnehmerinnen am Samstagnachmittag direkt am Tauchen mit Flosse probieren, werden erst einmal drei Runden mit einer Schwimmnudel als Hilfe durch das Sprungbecken geschwommen. „Am Anfang ist es schwierig, sich über Wasser zu halten, ohne die typische Schwimmbewegung mit den Beinen machen zu können“, erläutert Katharina Hegemann. „Man braucht dafür Kraft, Ausdauer und Geduld, es zu lernen. Meerjungfrauenschwimmen ist ein harter Sport.“

Seit drei Jahren hauptberufliche Meerjungfrau

Die hauptberufliche Nixe weiß, wovon sie spricht. Sie hat sich mit 21 Jahren ihre erste Monoflosse gekauft. „Ich bin schon immer viel geschwommen und getaucht. Aber es hat ein Dreivierteljahr gedauert, bis ich mich mit der Flosse richtig im Wasser bewegen konnte.“ Bei all den Trainingseinheiten hat die Frau mit Flosse jedes Mal die Blicke auf sich gezogen: „Ich habe immer einen Schwarm an Kindern hinter mir hergezogen, die mich beobachtet haben.“

In den Sommerferien 2012 hat die gelernte Grafikerin dann erstmals einen Kurs angeboten. „Die Nachfrage war groß, nach und nach wurden es immer mehr Kurse. Ich bin so gut wie jeden Tag direkt nach Feierabend ins Schwimmbad gefahren.“ Vor drei Jahren hat Hegemann dann ihren Job als Grafikerin gekündigt, seitdem ist sie hauptberufliche Meerjungfrau.

Mittlerweile bietet sie nicht nur Kurse an, sondern erschafft eine eigene Meerjungfrauenwelt: Sie verkauft Flossen und Kostüme, organisiert Fotoshootings unter Wasser und gibt Tipps für wasserfeste Schminke und Nixennägel. Im Meerjungfrauenclub gibt es außerdem eine eigene Begrüßung: Statt nur Hallo zu sagen, tippen sich die Nixen mit den Zeigefingern an.

„Anstrengend für die Beine“

Doch zurück ins Hallenbad nach Sonnenberg: Mittlerweile sind die Teilnehmerinnen unter Wasser und probieren sich so zu bewegen, dass es möglichst elegant aussieht. Als die elfjährige Alexandra nach einem Tauchgang wieder an die Wasseroberfläche kommt, strahlt sie: „Es ist anstrengend für die Beine und die Knie, aber es macht voll viel Spaß.“ Ihre Mutter beobachtet ihre Tochter vom Beckenrand aus und berichtet: „Alexandra hat voller Begeisterung die australische Fernsehserie ‚H2O – Plötzlich Meerjungfrau’ angeschaut. Ich habe dann im Internet gefunden, dass es auch in Stuttgart einen Meerjungfrauenschwimmkurs gibt. Bei den Kursen im F 3 in Fellbach gab es immer sehr lange Wartelisten.“

Dass es die Meerjungfrauenkurse nun seit diesem Wochenende in Stuttgart gibt, hat auch mit Uwe Klatte von den Bäderbetrieben Stuttgart zu tun. „Anfangs habe ich die Idee ausgebremst, weil wir schon eine gewisse Platznot in den Bädern haben. Außerdem verbietet unsere Badeordnung ja eigentlich Flossen. Andererseits kann man durch solche Angebote natürlich mehr junge Familie in die Bäder locken.“ Als ihm eine Kollegin aus Heidelberg Katharina Hegemann empfahl, gab er sich einen Ruck: „Wir probieren es jetzt einfach mal“, sagt er. Und das verzückte Strahlen in den Gesichtern der Nachwuchsnixen in Sonnenberg dürfte ihm Recht geben.