Ein anstrengendes Vergnügen: Tauchen und schwimmen mit einem Fischschwanz aus Plastik an den Füßen Foto: StN

Das Tauchen und Schwimmen als Meerjungfrau oder Wassermann liegt im Trend. Es macht Spaß und weckt Interesse an der Bewegung im Wasser. Im Nixenkurs werden Muskulatur, Kraft und Ausdauer gestärkt.

Das Tauchen und Schwimmen als Meerjungfrau oder Wassermann liegt im Trend. Es macht Spaß und weckt Interesse an der Bewegung im Wasser. Im Nixenkurs werden Muskulatur, Kraft und Ausdauer gestärkt.

Stuttgart - Echte Meerjungfrauen haben es wesentlich leichter: Kommen sie in Kontakt mit Wasser, ist ihr Unterkörper plötzlich verwandelt. Den Mädchen im Schorndorfer Oskar-Frech-Seebad fällt es wesentlich schwerer, sich in ihre Flosse aus engem Badeanzugstoff zu quetschen. „Ihr müsst auf dem Rücken liegen und den Po hochstrecken, dann geht es einfacher“, erklärt Katharina Hegemann. Die Welzheimerin hat den Meerjungfrauen-Club Deutschland vor eineinhalb Jahren gegründet. Sie tourt mit ihren Flossen durch verschiedene Bäder und leitet inzwischen eine Showgruppe, die auch schon mal im Fernsehen zu sehen ist.

Heute stehen Schnupperkurse auf dem Programm. Die erste Gruppe Mädchen im Alter zwischen acht und 13 Jahren robbt an den Beckenrand. Die Beine werden durch den engen Anzug aneinandergedrückt. Die Füße stecken im Gummi wie bei Taucherflossen – in diesem Fall in einem großen Fischschwanz aus Plastik, über den der bunte Stoff mit dem Schuppen-Muster reicht. Ein seltsames Gefühl. „Die Flosse ist natürlich keine Schwimmhilfe, sondern eher eine Behinderung“, sagt die Trainerin. „Wer mitmachen will, sollte also fit im Wasser sein.“

Die ersten Schwimmversuche sind gar nicht so einfach. Die Beine wollen nämlich immer wieder auseinander. „Ihr müsst die Beine eher gestreckt lassen und nur mit den Füßen die Flosse bewegen“, erklärt die nebenberufliche Meerjungfrau. Hilft nichts: Einige haben ziemlich Schlagseite. Übernatürliche Fähigkeiten hat hier keine. „Boah, das ist wahnsinnig anstrengend“, sagt eines der Mädchen. Beim Tauchen geht’s besser. Klar, leben doch die Vorbilder in einer Unterwasserwelt. Das Geheimnis: Wer nicht gegen das Wasser kämpft, sondern mit ihm fließt, bekommt das schwebende Meerjungfrauengefühl.

Die Mädchen tauchen gemeinsam in Zweier- und Dreiergruppen. Zum Schluss halten sie sich dabei an den Händen. Ein Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht – fast wie bei den Teenagern aus der australischen Fernsehserie „H2O – Plötzlich Meerjungfrau“. Sie sind die Vorbilder der meisten Nachwuchsnixen. Auch die Freundinnen Amelie und Carla gehören dazu. „Das war richtig toll“, sagt Amelie und lacht übers ganze Gesicht.

Die perfekte Nixen-Figur gibt es durch das Training dazu. Denn Bauch, Rücken, Po und Beine werden trainiert. Am nächsten Tag tut jeder Schritt an Land garantiert weh – Gott sei Dank nicht so schlimm wie bei Andersens kleiner Meerjungfrau.

Wer es vom Plankton über das Seepony zur Fischschule und schließlich zum Delfin schafft, hat gute Chancen, bei der Showgruppe mitzuschwimmen. Anders als bei „H2O“ müssen die Mädchen ihre bunten Flossen nicht verstecken, sondern lassen sie gerne vor Publikum aus dem Wasser leuchten. Zum Beispiel beim TV-total-Turmspringen begleiteten die Nixen Stefan Raab. Für ihre Shows machen sich die Flossenträgerinnen richtig hübsch mit Muschelschmuck im Haar, langen Ketten und wasserfestem Make-up. Denn schon immer waren die mystischen Gestalten ein Sinnbild der Schönheit. Das ist sicher auch ein Grund, weshalb die Mädchen davon so fasziniert sind – der Barbie-Effekt.

Doch nicht nur kleine Meerjungfrauen zieht der Club an, sondern auch große. Die Älteste, die diesmal mitschwimmt, ist 35 Jahre alt. Ihr Vorbild: Disneys Arielle. Auch Katharina Hegemann selbst kam erst mit 25 Jahren auf die Idee, diesen ungewöhnlichen Sport zu betreiben. „Ich mache auch Bauchtanz, und deshalb war ich auf der Suche nach Kostümzubehör im Internet“, erzählt sie. Plötzlich waren da diese überdimensionalen Fischschwänze, denen sie verfiel. Im Freibad trainierte sie damit und hatte gleich eine Schar neugieriger Mädchen an der Flosse. So kam der jungen Frau der Einfall, Kurse anzubieten.

Am 27. September findet nun sogar der erste Wettkampf im Schorndorfer Oskar-Frech-Seebad in der Lortzingstraße 56 statt. Dabei soll auch der aktuelle Meerjungfrauen-Rekord gebrochen werden. Dieser liegt zurzeit bei 148 in einem Becken. Im Zuge der Gleichberechtigung sind natürlich auch Wassermänner erlaubt.

Heute ist hier nach dem Schnupperkurs aber erst einmal Schluss, auch wenn sich manches Mädchen nur sehr schwer von der liebgewonnenen Flosse trennen kann.