Die Sanierung des Leonberger Krankenhauses nimmt endlich konkrete Formen an. Foto: Simon Granville

Die Klinik in Leonberg wird saniert. Doch das allein wird nicht reichen. Nun muss dringend in Qualität investiert werden.

Der politische Druck hat sich gelohnt: Lange Zeit schien eine Sanierung des Leonberger Krankenhauses in weite Ferne gerückt, nun kommt sie doch. Mit den drei Millionen Euro, die der Kreistag jetzt freigegeben hat, lässt sich einiges anfangen. Noch wichtiger ist aber die Absicht, dass es dabei nicht bleiben soll: Auch in den Folgejahren sollen jeweils drei Millionen Euro nach Leonberg fließen.

 

Im ausrangierten Herzkatheterpotenzial wird ein ambulanter Operationssaal eingerichtet, was wiederum den eigentlichen OP-Bereich entlastet. Im Erdgeschoss wird Platz geschaffen für die Altersmedizin, die ein Schwerpunkt in Leonberg werden soll. Die Zentrale Notaufnahme, erst vor wenigen Jahren aufwendig modernisiert, wird erneut erweitert. Das ergibt Sinn: Hier ist immer Hochbetrieb. Damit wird der Status als Haus der Grund- und Regelversorgung mit einem Rund-um-die-Uhr-Betrieb nachhaltig gestärkt. Für die Zukunft des Klinikstandorts Leonberg mehr als die halbe Miete.

Also doch vieles gut? Nicht ganz. Ulrich Vonderheid macht eine interessante wie beunruhigende Gleichung auf: „Die Faustformel lautet: Zeitpunkt der Eröffnung des Flugfeldklinikum plus fünf Jahre“, rechnet der CDU-Kreisrat vor. „Also insgesamt rund zehn Jahre. So lange ist der Standort Leonberg gesichert. Und dann?

Nun ist es in unserer heutigen schnelllebigen Welt so, dass zehn Jahre ein vergleichsweise sehr langer Zeitraum sind. Wie sich die Krankenhauslandschaft insgesamt bis dahin entwickelt, ist kaum serös vorhersehbar. Fakt ist freilich, dass die künftige Flugfeldklinik in Böblingen, einst Prestigeprojekt des Landrats, mittlerweile ein aus dem Ruder geratener Kostenkiller ist, der die öffentlichen Haushalte über Jahrzehnte überdimensional belasten wird. Das hat nicht nur Auswirkungen auf den Klinikverbund, sondern auf sämtliche Kommunen der Kreise Böblingen und Calw, die den Zusammenschluss tragen. Dass die Kreisumlage, also die Abgabe der Städte und Gemeinden deutlich steigen wird, gilt als sicher.

Der Rettungshubschrauber hat in Leonberg eine perfekten Hangar. Foto: Simon Granville

Dennoch wäre es die falsche Strategie, die Zukunft der Medizinversorgung im Raum Leonberg jetzt nur mit fatalistischem Unterton anzugehen. Im Gegenteil: Die Angebote, die es in dem Haus jetzt noch gibt, müssen gestärkt und erweitert werden, so wie es etwa bei der Notaufnahme oder der Altersmedizin auch vorgesehen ist.

Auch die Unfallchirurgie hat am Autobahnknotenpunkt Leonberg eine zentrale Bedeutung. Und mit ihr der Rettungshubschrauber Christoph 41. Um dessen Zukunft ist es zuletzt zwar deutlich ruhiger geworden. Doch der Umstand, dass der Umbau des von der jetzigen Landesregierung auserkorenen Ausweichstandortes Tübingen unglaubliche 32 Millionen Euro verschlingen würde, verbietet eine Augen-zu-und-durch-Politik. In Leonberg ist ein voll funktionsfähiger Hangar in bester Lage vorhanden.

Welche Chancen ein im Leonberger OB-Wahlkampf thematisiertes Medizinisches Versorgungszentrum und ein wie auch immer gearteter Campus bieten könnten, bleibt abzuwarten. In die zuletzt zum Erliegen gekommenen Gespräche über ein medizinisches Umfeld rund ums Krankenhaus dürfte unter dem künftigen Oberbürgermeister Tobias Degode schnell Bewegung kommen.

Am Ende wird die medizinische Qualität entscheidend für die Zukunftssicherung sein. Dass ausgerechnet die jetzt mit dem renommierten German Medical Award ausgezeichnete Darmspezialistin Barbara John aus Leonberg herausgedrängt wurde, hat da schon anachronistische Züge.