Nüsse enthalten nicht nur wertvolle Fette, sondern auch Ballaststoffe Foto: dpa

Die Blutfettwerte lassen sich mit ausgewogener Ernährung oft positiv beeinflussen – Nüsse und Ballaststoffe sind besonders gesund. Ab und zu ein Ei schadet aber in der Regel auch nicht.

Stuttgart - Ab sofort kein Frühstücksei? Auch keine Sahnetorte und nie mehr Schweinebraten? Oder ist es am Ende egal, was man isst, weil allein die Gene schuld sind? Wenn Patienten erfahren, dass sie „schlechte Cholesterinwerte“ haben, sind sie oft verunsichert. In der Vergangenheit wurden ganz unterschiedliche Ratschläge dazu verbreitet, wie sich die Blutfettwerte verbessern lassen. Auch die Ansichten dazu, wie wichtig der Cholesterinspiegel für die Gesundheit überhaupt ist, gingen auseinander.

Auch wenn die Details kompliziert sind, so gibt es doch eine einfache Botschaft: Ein gesunder Lebensstil lohnt sich. Darunter fällt eine ausgewogene Ernährung – etwa die Mittelmeer-Diät – und regelmäßige Bewegung. Und natürlich sollten übergewichtige Menschen abnehmen und Raucher auf Zigaretten verzichten. Wer diese Empfehlungen befolgt, kann seine Cholesterinwerte positiv beeinflussen. Vor allem aber senkt er sein Gesamtrisiko für Herz-Kreislauferkrankungen, wie der Stoffwechselexperte Prof. Klaus G. Parhofer vom Klinikum Großhadern der Uni München erklärt.

Einen eindrucksvollen Beleg dafür liefert Parhofer zufolge eine groß angelegte Studie eines Forscherteams um den Herzspezialisten Amit Khera vom Massachusetts General Hospital in Boston, die mehr als 55 500 Teilnehmer einschloss. Dabei zeigte sich: Menschen konnten ihr Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle durch einen gesundheitsbewussten Lebensstil fast halbieren – auch dann, wenn sie aufgrund ihrer Gene vorbelastet waren. „Das ist eine dramatische Reduktion“, sagt Parhofer. „Auch wenn sich das LDL-Cholesterin durch eine Lebensstiländerung vielleicht nicht so stark beeinflussen lässt, so kommt sie auf jeden Fall der Herzgesundheit zugute.“

Gesamtcholesterin besagt relativ wenig

Hohe Cholesterinwerte sind deshalb so gefürchtet, weil sie das Risiko für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt erhöhen können. Allerdings besagt das Gesamtcholesterin relativ wenig: „Es ist wichtig, die Werte aufzuschlüsseln“, betont Parhofer. Vor allem ein hoher Spiegel an LDL-Cholesterin (Low Density Lipoprotein) gilt als gefährlich, da er zur Arterienverkalkung beiträgt. Und diese spielt wiederum eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Herz-Kreislauferkrankungen. „Allerdings muss man immer auch die anderen Faktoren betrachten, um zu beurteilen, wie hoch das Gesamtrisiko ist“, erklärt der Experte. Wenn es etwa oft Herzinfarkte in der Familie gegeben hat oder der Patient starken Bluthochdruck hat, ist das Risiko so stark erhöht, dass das LDL- Cholesterin zumindest unter 100 mg/dl liegen sollte. Wird dagegen bei einem gesunden Menschen ohne erbliche Vorbelastung zufällig ein etwas erhöhter Wert entdeckt, hat das meist keine große Bedeutung.

Manche Patienten sind frustriert, weil sie trotz eines gesunden Lebensstils hohe LDL-Werte haben. In der Tat spielen Alter und Gene mitunter eine so große Rolle, dass ausgewogene Ernährung und Bewegung alleine nicht reichen, um den Cholesterinspiegel angemessen zu regulieren. „Bei Menschen, die sich ungünstig ernähren, wenig bewegen und vielleicht auch noch übergewichtig sind, kann man durch eine Lebensstiländerung besonders viel erreichen. Bei anderen, die bereits sehr gesund leben, sind die Effekte natürlich kleiner“, sagt der Ernährungswissenschaftler Prof. Stefan Lorkowski von der Universität Jena. Im Schnitt lasse sich das LDL mit einem gesünderen Lebensstil um etwa 30 Prozent senken. „Und das ist sehr viel!“, so Lorkowski. Parhofer geht dagegen nur von einer Senkung von bis zu zehn Prozent aus. Anders sei das bei den Triglyceriden, die ebenfalls zur Arterienverkalkung beitragen: Diese Blutfette ließen sich durch einen sparsamen Umgang mit Alkohol, Zucker und tierischen Fetten deutlich senken.

Dürftige Datenlage

Wie kommt es zu den unterschiedlichen Einschätzungen? „Es gibt nur wenige Daten dazu“, erklärt Parhofer. Möglicherweise ließen sich mit extremen Ernährungsformen deutlichere Ergebnisse erzielen, räumt er ein. So hatte er vor Jahren eine Patientin, die ihr LDL-Cholesterin durch vegane Ernährung stark senken konnte. Bei ihrer Zwillingsschwester, die sich herkömmlich ernährte und mehr Gewicht hatte, waren die Werte dagegen deutlich höher. „Dennoch würde ich vegane Ernährung nicht empfehlen“, sagt Parhofer. Möglicherweise habe sie andere negative Folgen. „Man muss auch immer berücksichtigen, was auf lange Sicht machbar ist.“

Es gibt aber auch Ernährungskonzepte, die sich relativ leicht umsetzen lassen und frei von Risiken sind. So entwickelten die Ernährungswissenschaftler Christine Dawczynski und Stefan Lorkowski von der Uni Jena im Rahmen des Programms „Modulation kardiovaskulärer Risikofaktoren“ (MoKaRi) individuelle Ernährungspläne, die den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung nachkommen.

Grundlegend für „MoKaRi“ ist die Idee, ungesunde Lebensmittel durch gesunde zu ersetzen. Dabei sind viel Gemüse, Obst und Ballaststoffe vorgesehen, außerdem speziell herzgesunde Lebensmittel wie Nüsse, Olivenöl, mit Omega-3-Fettsäuren angereicherter Joghurt oder fettreicher Seefisch. Probanden, die das Konzept konsequent umsetzten, nahmen ab und verbesserten ihre Blutfettwerte, ihren Blutdruck sowie die Langzeitlblutzuckerwerte deutlich. Extrem ist diese Diät Lorkowski zufolge keineswegs: Die Studienteilnehmer hätten sie vielmehr als „gutschmeckende Bereicherung ihres Speiseplans“ empfunden.

Täglich eine Handvoll Walnüsse

Auch ein Frühstücksei darf man sich ab und zu gönnen. Zwar enthalten Hühnereier sehr viel Cholesterin. Aber das Cholesterin, das in Nahrungsmitteln steckt, hat in der Regel nur einen geringen Einfluss auf den Cholesterinspiegel im Blut, wie Lorkowski erklärt. „Viel erreicht man aber, wenn man gesättigte Fette durch Nahrungsfette ersetzt, die reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind“, sagt er. Einen großen Beitrag zur Verbesserung der Blutfettwerte leisten auch Ballaststoffe: Unter anderem binden sie Gallensäure, die dann vermehrt ausgeschieden wird. Dadurch sinkt vor allem der LDL-Cholesterinspiegel.

Abgesehen davon ist Nüsse knabbern gesund: Bei einer Studie unter der Leitung Parhofers durften die Probanden täglich eine Handvoll Walnüsse essen. Nach acht Wochen sank das „schlechte Cholesterin“ im Schnitt um etwa fünf Prozent.

Was Medikamente leisten können

Cholesterinsynthesehemmer (Statine) Die am häufigsten verordneten Cholesterinsenker sind Statine. Sie helfen dabei, dass der Körper weniger Cholesterin herstellt, indem sie ein Enzym blockieren, das an der Produktion von Cholesterin in der Leber beteiligt ist. Nebenwirkungen sind meist Magen-Darm-Beschwerden, Muskelschmerzen und erhöhte Leberwerte.

Cholesterinresorptionshemmer Diese Substanzen hemmen die Aufnahme von Cholesterin aus der Nahrung über den Darm. Dadurch kann ein erhöhter LDL-Spiegel im Blut gesenkt werden. Allerdings sind Nebenwirkungen möglich: Bauchschmerzen, Durchfall, Blähungen und Übelkeit.

Fibrate Diese Medikamente senken die Produktion von Triglyceriden in der Leber, gleichzeitig erhöhen sie die HDL-Werte, so dass vermehrt Cholesterin aus den Körperzellen aufgenommen, zur Leber transportiert und dort abgebaut werden kann. Häufige Nebenwirkungen: Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts und Gallensteine.

Kombination aus Wirkstoffen Ob ein Arzt ein Kombinationspräparat verschreibt, hängt davon ab, wie hoch die LDL-Konzentration im Blut ist und wie groß das individuelle Risiko für Artherosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist.