Kultusministerin Warminski-Leitheußer freut sich über den Erfolg der Athleten. Foto: dpa

Kultusministerin überzeugt: Ganztagsschulen für weitere Leistungssport-Entwicklung entscheidend.

Stuttgart - Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) war schneller als seine Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD). Noch ehe die Olympischen Sommerspiele am Sonntagabend in London zu Ende waren, hatte der Regierungschef seine Dankesworte an die Aktiven und Trainer aus Baden-Württemberg versandt. „Unsere Sportlerinnen und Sportler haben sich als großartige Botschafter des Sports und unseres Landes präsentiert“, ließ Kretschmann via Pressemitteilung verbreiten und gratulierte den 14 Medaillenträgern aus dem Südwesten zu sechsmal Gold, siebenmal Silber und einmal Bronze.

Ministerin mit Lob

Am Montag nun mochte seine zuständige Fachministerin dem Lob in nichts nachstehen und meldete sich – offenbar auch zur Überraschung mancher Beobachter in der grün-roten Koalition – via Pressemitteilung zum selben Thema. „Die Olympiateilnehmer aus dem Land haben, egal ob sie eine Medaille gewonnen haben oder nicht, Großartiges geleistet“, ließ Sportministerin Warminski-Leitheußer erklären. Die Leistungen der Sportler in London hätten „die guten Bedingungen für den Sport in unserem Land unterstrichen“, die Erfolge auf der internationalen Ebene hätten ihren Ursprung im Engagement der Bürger an der Basis: „Ohne das großartige Engagement der Menschen in den Vereinen hätte es wohl so manche spätere Goldmedaille nicht gegeben.“ Im Übrigen liege Baden-Württemberg bei der Förderung des Leistungssports mit jährlich 13 Millionen Euro an der Spitze aller Bundesländer. „Wir werden auch weiterhin die Unterstützung leisten, die nötig ist, um die jungen Talente möglichst früh fördern zu können“, versprach die Ministerin.

Alles also im grünen Bereich nach den Olympischen Spielen von London? Aus Sicht des Landessportverbands Baden-Württemberg (LSV) ist die Nachwuchsförderung zwar auf dem richtigen Weg, die Arbeit sei „vorbildlich“, so der Direktor Leistungssport und ehemalige Stabhochspringer Günther Lohre. Die Rolle der Trainer werde in den nächsten Jahren aber immer wichtiger. Dabei müsse auf die Vereine gesetzt werden, die in der Lage seien, Trainer längerfristig zu binden. Das könnten die Verbände nicht alleine schultern.

Viele Vereine können sich Trainer nicht mehr leisten

Das Problem: Viele Vereine können sich gute Trainer immer seltener leisten. Ohne gute Trainingsbedingungen wechseln Sportler aber den Verein und ziehen eher in die Ballungsräume. Der Präsident des Württembergischen Landessportbundes (WLSB), Klaus Tappeser, warnte deshalb trotz der erfreulichen Bilanz von London vor allzu großer Euphorie. „Natürlich sind die Vereine als Grundlage auch künftig ganz wichtig. Aber mit normalem Breitensport ist heutzutage kein Spitzensport mehr zu erreichen“, sagte Tappeser unserer Zeitung. Um dauerhaften Erfolg zu erreichen, erst recht später auf internationaler Ebene, brauche es „engagierte Väter und Mütter, gute Übungsleiter und Trainer, Sponsoren, die den finanziellen Rahmen liefern und eine kontinuierliche Spitzensportförderung“.

Der Kultusministerin aber ist nicht bange. Sie zeigte sich am Montag davon überzeugt, dass der Ausbau der Ganztageschulen dazu führen werde, „junge Leute für den Sport zu interessieren und sie auch an den leistungsorientierten Sport heranzuführen“.