Ein Hubschrauber wirft Löschwasser zur Bekämpfung eines Waldbrands in Mecklenburg-Vorpommern ab. Foto: dpa/Jens Büttner

Vier Jahre nach einem Großbrand mit fast 1000 Hektar auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Lübtheen im Südwesten Mecklenburg-Vorpommerns brennt es dort wieder. Hunderte Einsatzkräfte sind im Einsatz.

Im Südwesten Mecklenburg-Vorpommerns geht der Kampf gegen anhaltende Waldbrände am zweiten Abend weiter. Insgesamt versuchten zuletzt rund 500 Einsatzkräfte die Brände auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Lübtheen und auf dem ebenfalls munitionsbelasteten Militärgelände in der Viezer Heide bei Hagenow einzudämmen, sagte ein Sprecher des Landkreises Ludwigslust-Parchim der Deutschen Presse-Agentur. Einschließlich nachgeordneter Kräfte etwa für Logistik seien rund 800 Menschen im Einsatz.

 

Der Wind, der ein Ausbreitung der Flammen begünstigt, habe zum Abend hin wieder etwas nachgelassen. Der zuständige Brandmeister hatte am Nachmittag gesagt, man sei weder zufrieden noch unzufrieden.

Zuletzt drohte auch der Lübtheener Ortschaft Trebs eine Evakuierung, nachdem, am Montagabend bereits Volzrade mit rund 160 Einwohnern geräumt worden war. Auch Trebs hat laut Lübtheens Bürgermeisterin Ute Lindenau (SPD) etwa 160 Einwohner. Der Einsatzstab hat laut Landrat Stefan Sternberg (SPD) eine Stelle festgelegt und wenn das Feuer diese erreiche, müsse Trebs evakuiert werden. Für den Abend war eine weitere Lagebesprechung und eine anschließende Pressekonferenz angekündigt.

Löschhubschrauber im Einsatz

Nach Aussage des Landkreissprechers waren bei Hagenow zuletzt rund 47 Hektar betroffen. Bei Lübtheen seien es 100. Hier befinde sich der Brand auf einer Fläche, die von Schneisen umgeben seien, die geschaffen wurden, nachdem es 2019 in derselben Region fast eine Woche gebrannt und die Flammen knapp 1000 Hektar Wald erfasst hatten. Rings um den Brand bewässerten Feuerwehrleute den Waldboden, mit Sprinklern und Löschfahrzeugen. An einer besonders unzugänglichen Stelle helfe ein Löschhubschrauber. Für die Feuerwehrleute gilt ein Sicherheitsabstand zum Feuer von 1000 Metern, wegen der Explosionsgefahr alter Granaten. Bei Hagenow wurde ein Räumpanzer der Bundeswehr zur Verbreiterung von Brandschutzschneisen hinzugezogen.

Wie die EU-Kommission via Twitter mitteilte, hatten deutsche Behörden in der Nacht zu Dienstag die EU um Unterstützung gebeten. Demnach ging es um Kartierung mittels des Copernicus-Satellitensystems. Der Landkreis wies zudem auf gesperrte Straßen im Umfeld der Brände hin. Auch beim Busverkehr kommt es demnach zu Einschränkungen.

Lage durch Explosionen alter Munition verschärft

Am Montagnachmittag waren in kurzer Folge Brände bei Lübtheen und in der Viezer Heide bei Hagenow - rund 30 Kilometer nördlich von Lübtheen - ausgebrochen. Am Dienstagvormittag hatten Explosionen alter Munition und auffrischender Wind die Lage im Waldbrandgebiet bei Lübtheen verschärft. Das Feuer fraß sich weiter in Richtung der evakuierten Ortschaft Volzrade voran. Betrug der Abstand nach einer windstillen, kühlen Nacht noch etwa 800 Meter, waren es nach Worten Sternbergs am Vormittag nur noch rund 500 Meter. „Jede Detonation wirkt wie ein Katalysator“, sagte der Landrat des Landkreises Ludwigslust-Parchim. Die Wärmebildkamera, mit der regelmäßig über das Gebiet geflogen werde, zeige nach jeder Explosion ein Hitzenest und Funkenflug, der vom Wind aufgenommen und weitergetragen werde.

Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hatte bei einem Besuch am Dienstagmorgen auf Maßnahmen nach dem großen Waldbrand von 2019 hingewiesen. So seien 15 Brunnen für Löschwasser gebohrt worden, der letzte sei erst kurz vor Weihnachten 2022 fertig geworden. Zudem seien 13 geländegängige Feuerwehrfahrzeuge mit besonders großem Wassertank für 3,4 Millionen Euro angeschafft worden, die über das Land verteilt stationiert und jetzt in kürzester Zeit in Südwestmecklenburg zusammengezogen worden seien. Sie sei sehr dankbar, dass dies so gut klappe, sagte die Regierungschefin. Alle arbeiteten Hand in Hand.

Deutlich mehr Explosionen als 2019

Schwieriger als 2019 ist laut Landrat Sternberg, dass noch viel Totholz von dem letzten Brand im Wald liege und dem Feuer Nahrung gebe. Die Hitze des Feuers sei damit größer, es dringe tiefer in den Boden ein und bringe mehr Munition zum Detonieren. „Wir haben deutlich mehr Explosionen als 2019“, sagte er. Als Ursache für das Feuer vermutet Sternberg die Selbstentzündung alter Munition, die durch Erosion an die Oberfläche gelange. Dies könne bei anhaltend trockenheißer Witterung passieren. „Wir gehen nicht von Brandstiftung aus“, sagte er.