Max Mutzke machte am Mittwoch Halt im Wizemann. Foto: Lichtgut/Oliver Willikonsky

Max Mutzke hat mit einer bunt gemischten Pop-Revue das Wizemann bespielt – einen Monty-Python-artigen Moment inklusive.

Stuttgart - Dass Max Mutzke seine aktuelle Tournee vollmundig unter das Motto „Best of live“ stellt, erscheint auf den ersten Blick leicht anmaßend – körbeweise Ohrwürmer für eine abendfüllende Hit-Revue hat der Soul-Man aus dem Schwarzwald trotz einer durchaus gelungenen Karriere ja nun eher nicht vorzuweisen. Seit „Can’t Wait Until Tonight“, seinem künstlerischen Initiationsgesang von 2004, kam da schließlich nicht mehr eben viel zusammen. Den Anspruch eines Best-of-Programms löst sein Gastspiel im Wizemann gleichwohl ein; nur eben auf etwas andere Art. Denn da war ja noch der Glücksgriff namens „The Masked Singer“, jenem musikalischen „Wer bin ich?“-Mummenschanz, der im Sommer 2019 auf ProSieben von einem Quotenrekord zum nächsten jagte und Mutzke ein zweites Leben als televisionärem Überflieger im Astronautenkostüm bescherte.

Die musikalischen und dramaturgischen Requisiten dieser Show – „Hello“ von Adele, „Tears in Heaven“ von Eric Clapton sowie David Bowies „Space Oddity“ inklusive des dazugehörigen Raumanzugs – liefern Mutzke nun auch die Basis für eine hübsche Revue, die neben eigenen Werken auch jede Menge Hits aus fremden Federn umfasst und tatsächlich als kleines Hit-Potpourri daherkommt. Was dessen Umsetzung betrifft, zeigt sich Mutzke dabei gleichermaßen als Sänger, der mit einer Band auftritt wie auch als Sänger einer Band – ein kleiner, aber nicht unwesentlicher Unterschied. Ersteres ist sein Ursprungsnaturell.

Achthundert Besucher kommen

Der heute 38-Jährige aus Waldshut-Tiengen startete als Solointerpret und denkt einen Song erkennbar noch immer in erster Linie aus der Perspektive eines Vokalisten. Dass er die Stimme dafür besitzt, zeigt auch der zweistündige Mittwochabend im mit achthundert Besuchern etwa zu zwei Dritteln gefüllten Wizemann. Mühelos turnt Mutzke da die Tonleitern auf und ab, wechselt von der Brustimme ins Falsett und zurück – und tut dabei des Guten gelegentlich einfach zu viel.

Vor allem seine Coverversionen, allen voran „Tears in Heaven“, garniert er mit allerlei Dekorelementen: hier ein Kiekser, da ein Tremoloschleifchen, dort eine kleine Scat-Einlage. Das alles ist so souverän vorgetragen, dass Mutzke auch einen gut besetzten Karaoke-Wettbewerb gewinnen würde, und doch tut eine solche Gangart nicht jedem Song gut und verkommt bisweilen zur bloßen Stimmakrobatik. Wobei die Idee, ausgerechnet „Tears in Heaven“ im Astronautenlook zu singen, ihren besonderen, leicht abgespacten, aber höchstwahrscheinlich doch eher unfreiwilligen Charme Marke Monty Python auch im Wizemann in voller Zweideutigkeit entfaltet.

Mutzke erweist sich als Black-Music-Fachmann

Besser, allerdings auch humorfreier, funktioniert dieser Abend, wenn Mutzke und seine siebenköpfige Begleitband zu einer richtigen Einheit zusammenfinden und gemeinsam ihre Wurzeln im Soul der siebziger Jahre oder im Rap der Neunziger suchen – und finden: Mit Bläserwucht, dem Funk-Bass von Danny Samar und den fetten Keyboards von Maik Schott stehen die Zeichen dann auf Motown- und Atlantic-Soul oder gar G-Funk, und Mutzke erweist sich als jener Black-Music-Fachmann, der seinen Smokey Robinson ebenso gut kennt wie Sly & The Family Stone, James Brown oder Warren G – und der seine eigene Vergangenheit in Form von „Can’t wait until Tonight“ mal eben ohne viel Aufhebens als trockenen Electro-R&B abhandelt.