Max Kruse kann seinen Bauchansatz nicht verbergen. Foto: dpa

Max Kruse ist Kapitän und Aushängeschild des SV Werder Bremen. Richtig in Fahrt kam er in dieser Saison allerdings noch nicht. Der Grund: Der 30-Jährige ist übergewichtig.

Bremen - Sein grünes Trikot hängt stets vorne leicht über der weißen Hose. Max Kruse hält es lieber luftig, denn was stört mehr als ein knallenges Jersey? Oder will der Star von Werder Bremen damit etwas verstecken? Den Mini-Ansatz eines Bauchleins etwa? Die öffentliche Debatte über den offensichtlich nicht ganz austrainierten Fußballer ist nicht mehr einzufangen, seit Trainer Florian Kohfeldt bei einer Podiumsdiskussion an der Bremer Universität die Essgewohnheiten seines Kapitäns beschrieben hat: „Am Sonntagmorgen nach dem Spiel essen 20 Mann die gesunden Sachen, und einer sitzt da und isst etwas, für das die deutsche Fußball-Nationalmannschaft mal geworben hat.“ Den Brotaufstrich Nutella nämlich.

Zweitweise soll er 90 Kilogramm gewogen haben

Aus Sicht von Ernährungsberatern so ungefähr die schlimmste Sünde. Eine Kalorienbombe mit hohem Fettgehalt. Nun macht ein Nutella-Brötchen aus einem Leistungssportler generell kein Schwergewicht, aber schon bei seinen früheren Vereinen VfL Wolfsburg oder Borussia Mönchengladbach, aber auch bei der deutschen Nationalmannschaft, wo sich Bundestrainer Joachim Löw nach einigen Eskapaden im Frühjahr 2016 von Kruse nach 14 Länderspielen endgültig verabschiedete, wird ein nicht immer professioneller Lebenswandel übermittelt.

Hat Bremen ein dickes Problem?

Offiziell wird der 1,80 Meter große Kruse mit 76 Kilo geführt. Im Sommer aber soll er zeitweise 90 Kilo gewogen haben, berichtete die „Bild“. Deswegen habe sich der 30-Jährige sogar Fett absaugen lassen, was Kruses Management indes dementiert. Bestätigt wird hingegen, dass der Lebemann in der Länderspielpause sich in die Obhut des bekannten Berliner Personal Trainers Janis Glöden begeben hat, um wieder in Topform zu kommen. Auch die Ernährung soll ein Thema sein. „Wir haben das mit Werder abgestimmt. Er macht mit Max ein Zusatztraining“, sagte Kruses Beraterin Birgit-Linda Müller der „Bild“.

Das Thema ist ein delikates

Interessanterweise hat Kohfeldt nun vor der wegweisenden Auswärtspartie beim SC Freiburg (Sonntag, 15.30 Uhr) klargestellt, dass der Club diese Maßnahme eingeleitet habe. „Die Initiative kam von uns.“ Es sei allerdings völlig normal, dass den Spielern in solchen Phasen individuelle Pläne zugingen, erklärte Kohfeldt.

Aber Kruse hat wohl am meisten aufzuholen beziehungsweise abzuspecken. Wer Bilder aus seiner Zeit beim SC Freiburg betrachtet, wo Kruse in der Saison 2012/13 mit elf Toren in 34 Bundesliga-Spielen mithalf, die Europa League zu erreichen, der kommt um die Feststellung nicht umhin: Der Mann war schon mal schlanker. An der Weser ist das Thema delikat. Der Großverdiener wäre 2016 nicht aus Wolfsburg zurückgekommen, wenn die Bremer ihm nicht gewisse Freiheiten zugestehen würden. Der Offensivallrounder schwang sich sofort zur dominanten Figur auf, gab oft genug den Einfädler und Vollstrecker in Personalunion. Vorne war meist alles auf den Freigeist abgestimmt, der sogar vor dem Confed-Cup 2017 wieder auf eine Begnadigung unter Löw hoffte. Allerdings vergeblich. Dafür wuchs sein Standing an der Weser weiter. In dieser Saison ernannte Coach Kohfeldt seine Nummer zehn sogar zum Kapitän. Aber alles wirkte zuletzt ein bisschen schwergängig. Gegen Leverkusen (2:6), Mainz (1:2) und Mönchengladbach (1:3) kam Kruse nicht richtig auf Touren: Im Vergleich zur Vorsaison hat er beim Topspeed (31,2 statt 33,6 km/h) als auch bei den Sprints (21,5 im Schnitt statt 24,1) nachgelassen.

Coach Kohfeldt: Wir sind auf ihn angewiesen

Und eigentlich sind vier Scorerpunkte (zwei Tore, zwei Vorlagen) für sein Können einfach zu wenig. Zum Vergleich: 2017/18 waren es trotz des Katastrophenstarts unter Alexander Nouri am Ende 15 Torbeteiligungen (sechs Tore/neun Vorlagen) bei 29 Einsätzen.

Doch Kohfeldt bestritt am Freitag, dass Kruse wirklich in der Krise sei – und negierte auch, dass der Fitnesszustand das Problem sei. „Ich sehe ihn so: Er ist ein extrem wichtiger Spieler für uns, der sich nicht immer mehr so oft mit Toren oder Assists belohnt. Platt gesagt: Wir sind nicht mehr darauf angewiesen, dass sich Max den Ball abholt und das Tor schießt.“ Doch gegen eine bessere Quote kann der Trainer auch nichts haben, zumal auf seine Mannschaft im Dezember noch die Bayern, Dortmund, Hoffenheim und Leipzig warten. Und dann wäre es nicht schlecht, wenn Kruse wieder zum wichtigen – und nicht nur gewichtigen – Faktor würde.