Die Ankunft der Mauritius Pride ist auf Rodrigues immer ein Ereignis. Foto: Schaefer

Die Mauritius Pride versorgt die Insel Rodrigues. Das große Schiff wird immer sehnlichst erwartet.

Fünf Uhr morgens, die Sonne ist noch nicht aufgegangen. Das Schiff ist ein diffuser Punkt am Horizont, doch im Hafen der Inselhauptstadt Port Mathurin herrscht Hochbetrieb. Vor dem Maschendrahtzaun neben dem Terminal drängeln sich Einheimische, die Angehörige empfangen wollen, daneben stehen die Lkw der Lebensmittelgeschäfte. Im Hafengelände selbst Rodeo-Szenen: Kreolische Cowboys mit Stetson-Hüten zerren an Lassos störrische Rinder, Ziegen und Schafe in die Container für den Abtransport. Alle warten auf die Mauritius Pride, das wichtigste Bindeglied der Insel zur Außenwelt. Es versorgt seit 1990 Rodrigues, die kleine Schwester der Ferieninsel Mauritius, 650 Kilometer nordöstlich im Indischen Ozean, mit Lebensmitteln, Benzin und Konsumgütern.

Wirtschaftlich und kulturell ist Rodrigues Lichtjahre von Mauritius entfernt: Fischfang, Gemüseanbau und Viehzucht sind die Haupterwerbsquellen der knapp 40000 Einwohner. Während sich Mauritius mit seinen meist indischstämmigen Bewohnern, Hindutempeln und dem hektischen Lebenstempo anfühlt wie Asien, ist man auf Rodrigues wirklich in Afrika. Die Mehrheit der Menschen sind Kreolen und katholisch. Man spricht Kreol oder Französisch, obwohl Englisch Amtssprache ist. Und man pflegt die Langsamkeit. „Ile Anti-Stress“, Anti-Stress-Insel, ist das Lebensmotto, das auf den Souvenir-T-Shirts zu Recht verewigt ist. Erst seit 2004 gibt es hier Handyempfang. Die ersten Handys kamen natürlich mit der Mauritius Pride, und die einzige Hektik, die die 18 mal 8 Kilometer große Insel je erlebte, war damals der Run auf die Geschäfte in Port Mathurin.