Johannes Storost und Heinz Stoll (von links) kämpfen um ihr Lebenswerk, das Kulturcafé Mauerwerk. Foto: factum/Jürgen Bach

Ohne den erhofften Zuschuss müssen die Veranstaltungen im Herrenberger Mauerwerk weiterhin ausfallen.

Herrenberg - Johannes Storost vom Herrenberger Mauerwerk ist enttäuscht. Er hatte gehofft, einen Zuschuss aus dem kurzfristig aufgelegten Programm „Kultursommer 2020“ des Landes zu bekommen. Damit soll Künstlern, kleinen Veranstaltern und Vereinen, die unter der Corona-Krise gelitten haben, der Neustart ermöglicht werden. „Das hätte perfekt gepasst“, sagt Storost, der Geschäftsführer des Mauerwerks, der innerhalb weniger Tage eine Veranstaltungsreihe organisiert und beim Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst eingereicht hatte.

Zwei Monate gab es keine Veranstaltung. Und noch schlimmer: auch der Gastronomiebetrieb, der die Kultur erst ermöglicht, musste geschlossen bleiben. Mittlerweile ist das Restaurant zwar wieder geöffnet. „Aber wir haben maximal 40 Prozent der Gäste wie vor dem Lockdown“, sagt Heinz Stoll, der Vater von Storost und mit ihm Geschäftsführer des Mauerwerks.

Konzept: Kulinarik trifft Kultur

Die Kombination von Genuss und Kultur – diesen Traum haben sich Vater und Sohn vor sieben Jahren mit dem Mauerwerk erfüllt. Wobei die Gastronomie die Kulturveranstaltungen finanzieren muss. „Das ist ein Zuschussgeschäft“, sagt Storost. Denn der Versammlungssaal fasst nicht mehr als 140 Personen. Wohlgemerkt in Vor-Corona-Zeiten. Nun dürfen nicht mehr als höchstens 4o Besucher in den Raum. „Damit können wir die Unkosten bei weitem nicht decken. Die Künstler erhalten eine Gage, wir müssen einen Techniker engagieren“, sagt Storost.

In den vergangenen Jahren hat sich das Mauerwerk zu einer Kultur-Adresse im Gäu etabliert. Künstler aus der Umgebung wie der Musiker Martin Johnson, der regelmäßig im Mauerwerk auftritt, aber auch überregional bekannte Kabarettisten wie Stefan Danziger und Bernd Kohlhepp locken das Publikum. „Unsere Tickets sind zu 80 Prozent ausverkauft“, so Storost. Etabliert hat er mit dem Montagskino auch eine Filmreihe. Auch wenn diese oft nicht so gut besucht sei, ist sie dem Veranstaltungsmacher ans Herz gewachsen. Und es ist die einzige Veranstaltung in den kommenden Monaten, die regelmäßig stattfinden wird. „Wir denken sogar über einen zweiten Filmabend unter der Woche nach“, sagt Storost. Und er verspricht: „Wir holen alle ausgefallenen Filme der vergangenen Monate nach.“

Hoffnung auf weitere Lockerungen

Warum das Mauerwerk keinen Zuschuss aus dem Fördertopf des Landes erhält, versteht Johannes Storost nicht. „Fast nur Vereine wurden bedacht.“ Er hofft nun, dass es im Juli weitere Lockerungen von den Corona-Regeln gibt. „Dann dürfen wir vielleicht wieder mehr Zuschauer in unseren Saal lassen – und die eine oder andere Veranstaltung anbieten.“ Sein Vater Heinz Stoll wird deutlicher: „Entweder werden die Rahmenbedingungen gelockert – oder wir brauchen staatliche Unterstützung.“