Eine komplexe Bildverarbeitung kann vergleichsweise einfach gesteuert werden. Foto: Stoppel

Dafür, dass sie die industrielle Bildverarbeitung anwenderfreundlich gestaltet, hat die Firma Matrix Vision einen Landes-Innovationspreis erhalten. Das sogenannte Zwillingskonzept ermöglicht auch Anwendern, die keine Programmierkenntnisse haben, die industrielle Bildverarbeitung zu nutzen.

Oppenweiler - Mit der von uns entwickelten Benutzeroberfläche kann jedes Unternehmen seine eigene Bildverarbeitung konfigurieren, ohne selbst Programmierkenntnisse zu haben.“ Davon ist Uwe Furtner überzeugt. Furtner ist Diplom-Ingenieur und Geschäftsführer der Firma Matrix Vision in Oppenweiler, die ein solches System entwickelt hat. Dafür ist das Unternehmen jetzt vom Preiskomitee des Innovationspreises Baden-Württemberg ausgezeichnet worden. Die Firma beschäftigt 100 Mitarbeiter und ist international aktiv.

Einfache Bedienung per Internetbrowser

Konkret würdigte die Jury die ihrer Meinung nach innovative Idee eines sogenannten Zwillingskonzepts, das Expertenwissen in Form einer Software in eine Kamera integriert, um es Einsteigern in die Welt der industriellen Bildverarbeitung zu ermöglichen, eine Vielzahl von typischen Aufgaben in Eigenregie zu lösen. „Wir liefern den Bildverarbeitungsexperten mit unserer Verarbeitungssoftware quasi gleich mit“, erklärt Uwe Furtner die Besonderheit seines Produkts.

Das Kamerasystem wird beispielsweise zur Qualitätssicherung bei Produktionsprozessen eingesetzt. Es kann unter anderem fehlende oder unvollständige Bauteile selbstständig erkennen und aussortieren und besteht aus einer „smarten“ Kamera, die einen Computer samt Betriebssystem gleich mitverbaut hat, sowie einer integrierten Software, die auch für Nutzer ohne Programmierkenntnisse einfach zu bedienen sein soll. „Damit leisten wir einen Beitrag dazu, dass auch kleinere Unternehmen mit der fortschreitenden Digitalisierung Schritt halten können“, erklärt Uwe Furtner. Firmen, die es sich bislang nicht leisten konnten, eigene Programmierer oder einen Dienstleister für die Konfiguration der Bildverarbeitung zu beschäftigen oder zu beauftragen, sollen diese oft unerlässliche Technologie ebenfalls nutzen können.

Da das Alles-in-einem-System in einem Netzwerk von jedem Rechner über einen gewöhnlichen Internetbrowser gesteuert werden kann, brauche man nicht einmal eine Software auf den jeweiligen Computer aufzuspielen, erklärt der Spezialist. Die relativ selbsterklärende Benutzeroberfläche biete jedem computeraffinen Mitarbeiter die Möglichkeit, die Einstellungen der Kamera so zu konfigurieren, dass das System für seine Belange optimal arbeite. Dabei würden eventuelle Inspektionsaufgaben schnell und ohne große Kosten zu verursachen in wenigen Minuten umgesetzt.

Optimale Verschmelzung von Software und Hardware

Darüber hinaus verfügt das System über sogenannte integrierte FPGA-Funktionen, die den Prozessor der Kamera deutlich entlasten und eine schnellere und effizientere Weiterverarbeitung der Bilder gewährleisten. Diese FPGA-Funktionen basieren auf einem elektronischen Baustein, der direkt auf der Kamera angebracht ist. Er ermögliche dem Anwender, ohne aufwendige Rechenprozesse einfache Optimierungen wie einen automatischen Weißabgleich oder unterschiedliche Bildauflösungen des Originalfotos bereit zu stellen. „Damit erreichen wir ein perfektes Zusammenspiel zwischen der Hardware, also dem Kamerasystem, und der Software, also der Weiterverarbeitung der Bilder“, erklärt Uwe Furtner.

Die Entwicklung von Bildbearbeitungskomponenten von der eigentlichen Kamera bis hin zur verarbeitenden Software, hat beim Unternehmen Matrix Vision bereits Tradition. Seit 1986 erarbeitet das Unterhemen neben einem breiten Angebotsspektrum auch kundenspezifische Lösungen. Für Uwe Furtner ist die Auszeichnung eine Bestätigung dafür, dass seine Firma mit dem anwenderfreundlichen Zwillingssystem genau den Nerv der Zeit getroffen hat. „Die Schlagworte heißen Industrie 4.0 und Digitalisierung“, betont er, „und wir ermöglichen jedem die Teilhabe daran.“