Im Untertürkheimer Zentrum geht es nicht nur auf den Straßen eng zu. Foto: Georg Linsenmann

Angeblich werden im Ortszentrum Untertürkheims einzelne Zimmer an ganze Familien vermietet. Dem will der Bezirksbeirat nun Einhalt gebieten.

Untertürkheim - Die Bürgerbeteiligung zur Ausarbeitung eines Masterplans zur umfassenden, perspektivischen Entwicklung des Stadtbezirkes ist sehr intensiv gewesen und steht mit der Veranstaltung am 7. April nun unmittelbar vor ihrem Abschluss. Zu dieser finalen Veranstaltung, bei der die bisherigen Vorschläge auf einem „Marktplatz der Ideen“ vorgestellt werden, hat sich auch Oberbürgermeister Fritz Kuhn angemeldet. So lange allerdings wollten die Fraktionen des Bezirksbeirates nicht warten, um zwei Themen, die ihnen besonders dringlich erscheinen, per Antrag schon jetzt Nachdruck zu verleihen: beim Verkehr und beim Wohnen im Zentrum.

Die Einigkeit darüber ist so groß, dass die einschlägigen Anträge nicht nur als gemeinsame aller Fraktionen eingebracht wurden, sondern im Vorfeld schon soweit durchgearbeitet waren, dass nun nicht einmal mehr eine weitere Debatte erforderlich schien. Dementsprechend wurden in der aktuellen Sitzung auch beide Anträge einstimmig verabschiedet.

Gravierende Missstände in einigen Wohnhäusern

Regelrecht Alarm schlägt das Gremium dabei mit dem Antrag: „Wohnqualität und soziale Struktur im alten Ortszentrum nachhaltig verbessern“. Laut des von Sabine Reichert-Hebel (Bündnis 90/Die Grünen) gezeichneten Antrages gibt es „in einigen Häusern im Untertürkheimer Ortszentrum“ gravierende Missstände, denn dort „vermieten Eigentümer einzelne Zimmer an ganze Familien oder als Gruppenunterkunft und unterteilen vorhandene Räume, um noch mehr Einheiten vermieten zu können“. Dadurch entstünden nicht nur „menschenunwürdige Wohnverhältnisse“, zudem werde „das soziale Gleichgewicht im alten Ortszentrum gestört“. Punktuelle Maßnahmen seien deshalb „nicht ausreichend, um den Niedergang abzuwenden“. Es sei notwendig, weiter auszugreifen: „Die Verwaltung muss dieser Entwicklung im Rahmen des Masterplanes entgegenwirken, damit im Ortszentrum eine bunte soziale Mischung entstehen kann, die der beste Nährboden für eine funktionierende Stadtgesellschaft ist.“

In dem Antrag wird die Verwaltung aufgefordert, „umgehend zu überprüfen, wie es möglich ist, dass in Untertürkheim Wohnraum vermietet werden darf, der nicht einmal die grundlegendsten Anforderungen an Hygiene, Brandschutz, sanitäre Standards oder an eine gesunde Wohnumgebung erfüllt“. Außerdem wird verlangt, „im Rahmen des Masterplanes eine langfristige Strategie zu entwickeln, um der drohenden Gettoisierung entgegenzuwirken und die Wohnqualität und die soziale Struktur im Ortszentrum nachhaltig zu verbessern“. Gedacht wird dabei auch an „Anreize, um erschwinglichen, aber auch bewohnbaren Wohnraum im Ortszentrum zu erhalten und zu schaffen“.

Bezirksbeiräte wollen umfassendes Verkehrskonzept

Zu kurz greift dem Gremium offensichtlich, was bisher in Sachen Verkehrsgestaltung vorliegt. Mehr noch: Weil „immer wieder auftauchende Fragestellungen mit Hinweis auf ein noch bevorstehendes, umfassendes Konzept vertagt wurden“, wird das Handlungsfeld Verkehrskonzept bis jetzt als „völlig unbearbeitet“ bezeichnet. Der Bezirksbeirat aber will, dass beim Thema jetzt Pflöcke einschlagen werden und beantragt deshalb: „Im Rahmen des Masterplanes entwickeln die Fachämter baldmöglichst ein umfassendes Verkehrskonzept für den Stadtbezirk, das alle Verkehrsteilnehmer berücksichtigt.“ Ein Thema, das seit Jahren unter den Nägeln brenne, wie zahlreiche Beispiele in dem Antrag belegen. Das Gremium drückt deshalb auf das Tempo und will, „dass Mittel für die Umsetzung in den nächsten Doppelhaushalt eingestellt werden“.