An der Sulzbacher Streife sind vor einer Kurve fünf blaue Querstreifen installiert worden. Foto: Gottfried Stoppel

Das Landratsamt hat auf zwei einschlägig bekannten Strecken spezielle Markierungen aufbringen lassen, um Motorradfahrer zu mäßigen. Das Verkehrsministerium begrüßt den Pilotversuch und hofft auf Erkenntnisse.

Sulzbach/Spiegelberg - Im Kampf gegen Motorradlärm und gefährliche Raserei hat das Waiblinger Landratsamt unlängst einen weiteren Baustein seines Maßnahmenplans umgesetzt. Auf zwei bei Motorradfahrern beliebten Strecken sind sogenannte Rüttelstreifen auf der Fahrbahn aufgetragen worden: an der Sulzbacher Steige sowie bei Spiegelberg-Vorderbüchelberg. Wer über die Strukturmarkierungen fährt, spürt eine Vibration der Reifen. Jeweils fünf Rüttelstreifen sind auf den beiden Strecken vor Kurven quer zur Fahrbahn aufgebracht worden, in den Kurven selbst sind sie als durchgezogene Linie auf dem Mittelstreifen befestigt. Damit die Markierungen rechtzeitig erkannt werden, sind sie in blauer Farbe gehalten.

Beide Strecken seien auffällig in der Unfallstatistik für Motorräder und bekannt dafür, dass sie für illegale Rennen missbraucht würden, heißt es aus dem Waiblinger Landratsamt. Die Rüttelstreifen sollten in erster Linie schwere Unfälle verhindern, Motorradfahrer aber auch in Sachen Lärm sensibilisieren. Es gehe nicht darum, Verkehrsteilnehmer zu gängeln, bemüht sich der Landrat Richard Sigel zu betonen: „Mit unseren Aktionen gegen unnötigen Verkehrslärm möchten wir ein Signal geben, vor allem an die zahlreichen Bürger, die sich mit Beschwerden an uns wenden.“

Die Rüttelstreifen, deren Wirkung in der Praxis getestet und bewertet werden soll, sind nur ein Teil eines Maßnahmenplans, den sich der Landkreis vorgenommen hat. Ein anderer ist die im Februar vom Verkehrsausschuss beschlossene „Gelbe Karte“, die auffälligen Motorradfahrern gezeigt werden soll. Fallen der Polizei oder Messtrupps des Landkreises oder der Kommunen Fahrer auf, die etwa den Motor ihres Bikes im Leerlauf oder beim Fahren in niedrigen Gängen unnötig hochjagen oder beim Anfahren wild beschleunigen, werden die Personalien aufgenommen und der Betroffene erhält ein Schreiben, das an eine vernünftige Fahrweise appelliert – bildlich dargestellt mit einer gelben Karte. Diese Meldungen könnten bei wiederholten Verstößen auch die Grundlage für Sanktionen, etwa ein Bußgeld, darstellen, so das Landratsamt.

Nachbarlandkreise machen mit

Diesem Vorgehen hätten sich mittlerweile auch die Nachbarlandkreise angeschlossen, heißt es in einer Mitteilung der Rems-Murr-Verwaltung. In allen Landkreisen im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Aalen solle künftig die Gelbe Karte gezückt werden.

Im Verkehrsministerium des Landes begrüßt man die Initiative des Rems-Murr-Kreises ausdrücklich. Eine erfolgreiche Verkehrssicherheitsarbeit zeichne sich durch die Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure und eine Vielzahl von Maßnahmen aus, die in Kombination die beste mögliche Wirkung entfalteten, heißt es von dort. Rüttelstreifen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit und Senkung der Lärmpegel würden in Baden-Württemberg bisher eher selten eingesetzt – speziell für die Zielgruppe Motorradfahrer gar nicht. Über die Wirksamkeit gebe es daher wenig Erkenntnisse, sagt eine Ministeriumssprecherin auf Anfrage. „Daher begrüßen wir Pilotprojekte wie im Rems-Murr-Kreis, die uns Aufschluss über die Wirksamkeit geben können.“ Sicherheitsbedenken habe man nicht: Die Markierungen würden nur auf geraden Strecken aufgebracht und seien nur wenige Millimeter dick.

Display gegen Motorradlärm

Eine laut eigenen Angaben von dem Ministerium entwickelte Maßnahme gegen Motorradlärm sind spezielle Anzeigesysteme, die aus einem Leitpfostenzählgerät mit integriertem Mikrofon zur Lärmmessung und einem Dialogdisplay mit Geschwindigkeitsmessfunktion bestehen, die bei Überschreitung eines Pegels zu einer moderaten und rücksichtsvollen Fahrweise animierten. Das Projekt sei erfolgreich in der Praxis erprobt worden und habe auf Modellstrecken den Anteil besonders lauter Motorräder deutlich gesenkt. Für interessierte Kommunen und Verkehrsbehörden bestehe die Möglichkeit, die zur Serienreife entwickelten Geräte in eigener Zuständigkeit zu erwerben und zu betreiben, sagt die Ministeriumssprecherin.

Der Rems-Murr-Kreis will auch das tun. Noch ein Baustein der Konzeption gegen unnötigen Verkehrslärm – zu der letztlich auch verstärkte Kontrollen während der Motorradsaison gehören sollen.