Nach dem Massaker in Orlando trauern die Menschen um die Opfer. Foto: AP

Die US-Regierung geht davon aus, dass der Massenmörder von Orlando durch extremistische Botschaften im Internet zum Massaker in dem Schwulenclub getrieben wurde. Die Bar soll er zuvor mehrmals aufgesucht haben.

Orlando - Der Massenmörder von Orlando handelte nach Einschätzung der US-Regierung allein. Es gebe keine Hinweise darauf, dass Omar Mateen Anweisungen von anderen erhalten habe oder dass er Teil eines größeren Netzwerks gewesen sei, sagte Präsident Barack Obama am Montag. Vermutlich hätten ihn extremistische Botschaften im Internet dazu gebracht, in einem Schwulenclub 49 Menschen zu erschießen. In der Bar wurde er Medienberichten zufolge vor dem Massaker mehrmals gesichtet.

Es scheine Parallelen zu den Angreifern von San Bernardino im vergangenen Jahr zu geben, die nach Ansicht der Ermittler ebenfalls alleine gehandelt hatten, aber zumindest teilweise von der Terrormiliz Islamischer Staat inspiriert waren, sagte Obama. Nach einem Briefing durch FBI-Direktor James Comey und Heimatschutzminister Jeh Johnson betonte der US-Präsident aber, dass die Ermittlungen noch im Anfangsstadium seien.

Disney World als mögliches Ziel?

Mateen habe in der Mordnacht aus dem Club dreimal mit der Polizei telefoniert und im letzten Gespräch seine Gefolgschaft für IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi erklärt, sagte Comey. „Es sieht so aus, als hätte er sich im letzten Moment zu ISIL (zum IS) bekannt“, erklärte Obama.

Überhaupt schien Mateens über ein bruchstückhaftes Verständnis verschiedener islamistische Gruppen zu verfügen: In seinen drei Telefonaten mit der Notrufzentrale berief er sich nicht nur auf den IS, sondern zeigte sich mit einem Selbstmordattentäter der syrischen Rebellengruppe Nusra-Front solidarisch, wie Comy mitteilte. Noch vor einigen Jahren habe Mateen auch mit Verbindungen zur Hisbollah geprahlt. Sowohl letztere Gruppe als die Nusra-Front sind mit dem IS verfeindet.

Es gebe indes klare Hinweise auf eine Radikalisierung, inspiriert von einer ausländischen Terrororganisation, sagte Comey weiter. Die Ermittler beschäftigten sich am Montag unter anderem damit, die Aktivitäten Mateens im Internet nachzuverfolgen. Zudem werde geprüft, ob Mateen kürzlich den Vergnügungspark Disney World als mögliches Ziel erwogen habe. Die Webseite People.com hatte unter Berufung auf eine Quelle beim FBI über angeblich Terrorpläne gegen den Freizeitkomplex berichtet.

Vorher mehrmals den Club besucht

Mateen, dessen Familie aus Afghanistan stammt, wurde in New York geboren und lebte in Fort Pierce in Florida, wo er seit 2007 für die Sicherheitsfirma G4S arbeitete. Seit mindestens 2011 hatte er eine Waffenlizenz.

Im Club Pulse in Orlando fand in der Nacht zum Sonntag eine Latino-Party statt, als der Angreifer mit einem Sturmgewehr in die feiernde und tanzende Menge schoss. Auf dem engen Raum richtete er das schlimmste Schusswaffenmassaker in der jüngeren US-Geschichte und den schwersten Terroranschlag seit dem 11. September 2001 an. Der Angreifer wurde bei einem Feuergefecht mit einer Spezialeinheit der Polizei getötet.

Vor dem Massaker soll er das Pulse mehrmals aufgesucht haben, wie die Zeitung „The Orlando Sentinel“ und andere Medien unter Berufung auf Stammgäste berichteten. „Manchmal ging er in die Ecke und saß und trank da alleine, andere Male war er so betrunken, dass er laut und aggressiv wurde“, sagte der Kunde Ty Smith. Er habe Mateen mindestens ein Dutzend Mal im Club gesehen.