Nach dem Vandalismus in Kornwestheim sind Mitglieder des Gemeinderates und Bürger schockiert. Sie machen ihrem Unmut in den Sozialen Netzwerken Luft.
Gerade einmal vier Tage durfte Lurchi den Blick auf den Stadtsee in Kornwestheim genießen. Nun muss er seine Zeit erst einmal auf dem Polizeirevier verbringen – unfreiwillig, versteht sich. Das Maskottchen wurde am Samstag gleich zwei Mal Opfer von Vandalismus.
Bereits am Samstagmittag teilte Oberbürgermeister Nico Lauxmann in den Sozialen Netzwerken mit, dass Lurchi beschädigt wurde. Die weiße Feder am Hut fehlte, stattdessen klaffte ein großes Loch in der Kopfbedeckung. Am Abend dann der Schock. Unbekannte hatten die Comicfigur komplett aus der Verankerung gerissen. Polizeibeamte nahmen den am Ufer liegenden Lurchi in Obhut.
War der Ort falsch gewählt?
Thomas Ulmer, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kornwestheimer Gemeinderat, ist über das Ausmaß der Zerstörung überrascht. „Ich habe damit gerechnet, dass innerhalb kürzester Zeit Sticker auf Lurchi kleben oder Edding zum Einsatz kommt“, sagt Ulmer. „Dass es so schnell geht und in diesem Ausmaß, damit habe ich nicht gerechnet.“
Die Beschädigungen bestätigen allerdings die Argumentation Ulmers im Gemeinderat. Der Kriminalbeamte hatte in der Sitzung, in der die Entscheidung über den Standort fiel, Bedenken geäußert, das Maskottchen an einem Ort zu platzieren, an dem es für jeden zugänglich ist. Seine Fraktion hatte stattdessen vorgeschlagen, Lurchi stehend im See ein neues Zuhause zu geben. Die Mehrheit des Gemeinderats stimmte allerdings für den Platz am Seeufer. „Die meisten argumentierten, dass man heutzutage eine gewisse Art von Vandalismus hinnehmen muss. Da habe ich aber eine andere Meinung“, sagt Ulmer am Sonntag.
Viele Reaktionen im Netz
Auf Facebook und Instagram machen Kornwestheimer Bürger ihrem Ärger Luft. „Ich kann es nicht glauben. Das können nur Menschen sein, die keinerlei Bezug zu Kornwestheim haben“, schreibt ein Nutzer. „Hoffentlich wird Anzeige gegen unbekannt erstattet. Vielleicht gibt es ja noch ein Fünkchen Hoffnung, die Täter zu erwischen und zu bestrafen“, schreibt er weiter.
Andere haben so etwas schon befürchtet. „Mich überrascht das überhaupt nicht. In jeder größeren Gemeinde gibt es Vandalismus“, äußert sich eine Nutzerin. „Meiner Meinung nach kann man eine Lurchi-Figur nur in einer geschützten Umgebung, wie beispielsweise dem Rathaus-Foyer, aufstellen.“
Auch Ender Engin, der Fraktionsvorsitzende der FDP, äußert sich auf Facebook. Er schlägt vor, die Täter 50 Runden im Stadtparksee schwimmen zu lassen. „Natürlich im Lurchi Kostüm. Im Anschluss können wir dann über eine Ausbürgerung reden.“ Nach Kritik an der Formulierung rudert Engin schriftlich zurück: Mit „Ausbürgerung“ sei ein symbolischer Rausschmiss aus Kornwestheim gemeint. Er warne ausdrücklich vor voreiligen und pauschalen Schlüssen bezüglich dem oder den Tätern. „Wer so wenig Wertschätzung für unsere Gemeinschaft zeigt, der muss neben ganz vielen anderen Problemen, auch einen persönlichen Streit mit Lurchi gehabt haben. Ich bin einfach nur sprachlos und sauer“, schreibt er weiter.
Eine Lösung muss gefunden werden
Wie es mit Lurchi nun weitergeht, ist weiter unklar. Die Ermittlungen der Polizei laufen noch. Ulmer warnt davor, sich einschüchtern zu lassen. „Wir dürfen jetzt auf keinen Fall zurückschrecken“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. „Denn dann geben wir einen Teil des gesellschaftlichen Lebens auf.“ Man müsse eine Lösung und einen Umgang finden. „Ich werde dafür argumentieren, dass die Figur doch auch sitzend im Wasser angebracht wird. Man findet sicher eine Position, an der man ein Selfie mit Lurchi machen kann, wo auch der Rathausturm im Hintergrund zu sehen ist.“